Holier than thou.

Nicht nur Vampire oder Pegasus-Fanboys erregen meinen gerechten Zorn, nein, der ärgste Feind ist der in den eigenen Reihen. Sprechen wir über Gesinnungen. Seit den ersten Tagen verfügt D&D über ein Gesinnungsystem entlang der Achsen Gut-Böse sowie Ordnung-Chaos. Die daraus resulötierenden Paarungen sind derartig facettenreich, daß man nie wieder etwas anderes gebraucht hätte.
Diese Gesinnungen waren aber immer für echte Menschen gedacht gewesen, mit all ihren Inkonsequenzen, Verfehlungen und Unzulänglichkeiten. Dies gilt auch für Paladine. Durch eine techtlich nicht belegbare Tradition begab es sich, daß eine unglaublich persistente „urban legend“ entstand, welche Paladine zu idiotischen, unrealistischen Tugendbolzen machte (und damit alle anderen Gesinnunge, die ebenso sklavisch gespielt wurden), welche bei jedem Anzeichen von Bösem sofort einen Strauß begonnen. Ohnzahl sind die Spielgruppen die gesprengt, Legion die von Diebesspielern gemeuchelten Paladine, Myriaden die übereifrig missionierenden Toten.
Dabei sind Gesinnungen eben bloß Gesinnungen, also Absichts- und Zugehörigkeitserklärungen. Wer schonmal echten Menschen begegnet ist, wird wissen, wie inkonsequent diese sind. Dennoch können sie loyal zu ihrer Gruppe stehen, und ihr Leben lang sich für ihre Ziel einsetzen. Ich verachte Sätze wie:“Sowas würde ein Paladin nicht tun“. Schallendes Gelächter! Schonmal was über Kreuzzüge gehört? Im übrigen sind Paladine direk von Kameraden wie Roland inspiriert, also meinetwegen etwasweniger christlich, dafür personengebundener. „Rechtschaffen“ sagt, welche Methoden er für die Erreichung seiner Ziele für richtig hält, „Gut“ zeigt an zu welcher Partei im Konflikt er gehört. Nicht aber, daß er auch ständig so handelt! Man denke nur an die Partei (keine Angst, die anderen bekommen auch ihr fett weg) der Grünen: Obwohl sie als Chaotisch Gut(Umwelt) einzustufen wären, ist es ja hochgradiger Blödsinn von Anhängern dieser Partei enrsthaft zu erwarten, sie würden alle Umweltsünder ausgrenzen, sich nie an Regeln halten oder Autofahrer jederzeit anzugreifen. Selbst von ihrem Paladinorden Greenpeace sind differenzierte Aktionen und „inkonsequentes“ Handeln wie Autofahren oder Fleischessen zu erwarten.
Ebenso ist Helmut Kohl als Rechtschaffen Gut(Deutschland), ja auch nicht gerade ein Saubermann. Aber er stand für eine starke Staatlichkeit, wenngleich er sich nicht selber immer daran halten konnte/wollte…

Und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse ist so zu betrachten wie „Christ“ und Sarazene“ in den Kreuzzügen: Der andere ist Böse, wir sind Gut. Zwei Parteien im Konflikt, die aber auf ihrer Seite das komplette Spektrum an Menschlichkeit entfalten. Etwas anders sieht es im Rollenspiel mit Dämonen und Celestischen Wesen aus: Diese dürfen schon als fiktiv-konsequente Verfechter gelten. Aber die spielt man ja auch kaum.
Um dies alles zu untermauern, sei auf
Hier verwiesen, da beginnt Gary Gygax sein mittlerweile ins vierte Jahr gehende Interview.
Besser zum aktuellen Thema paßt folgendes aus dem aktuellen Thread. Diese Interviews geben einem auch ansonsten vielfältige Einsicht in die Hintergründe unseres, seines Hobbys.

2 Gedanken zu „Holier than thou.

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