Space Nazis must die!

Verschwurbelungen bei Fanpro, Teil N. mein Kommentar als eigener Beitrag.

Aus der TerraPost 21:

„žFür Quellenmaterial zu den Clans bestand nie eine Chance.“ Mit diesem Satz reagierte Reinhold H. Mai, der bekannte Übersetzer von FanPro in Sachen BattleTech, in einer Diskussion auf meine Frage, warum FanPro nie Material für Clans herausgebracht hat. Im Zusammenhang damit ließ er dann mit Absicht den Begriff Space-Nazis fallen. Lange Jahre haben sich viele
BattleTech Spieler immer wieder gefragt, warum eigentlich von der mannigfaltigen Vorlage an englisch sprachigen Material über die Clans fast nichts auf Deutsch veröffentlicht wurde. Als aus diversen Gründen Anfang der 90ziger FASA entschied sich von der alten Timeline zu
trennen und begann auf die Claninvasion zu konzentrieren, kamen in der Folge zahlreiche Produkte spezifisch zu den Clans heraus. Sei es Quellenmaterial zu den Invasionsclans, vorrangig Clan Wolf und Clan Jadefalken, oder Abenteuerbände wie „žBloodright“. Auf Deutsch erschien diesbezüglich fast gar nichts. Ein bißchen im MechKrieger Rollenspiel, im Hardware Handbuch 3052 und natürlich in den Computerspielen und den Romanen. Grundlegende Informationen waren auf Deutsch Mangelware und wie später sich herausstellte auch sehr bewußt. Bevor wir darauf näher eingehen, kommen wir dazu wie die FanPro Führung und auch der MechForce Germany GbR die Clans sahen. Nach Reinholds Meinung handelt es sich bei der Clangesellschaft nicht um Kastengesellschaft wie einige annehmen mögen. Der wichtigste Unterschied zwischen den Clans und einer Kastengesellschaft wie in Indien, und das, was sie zu Faschisten der schlimmsten Sorte, also Nazis, macht, ist die Ausrichtung der gesamten Gesellschaft auf totalitäres Führerprinzip, Militär und Krieg. Der gesamte Clan ist von oben her organisiert, von Untergebenen wird in allen Aspekten des Lebens widerspruchsloser Gehorsam erwartet.
Krieger stehen unangefochten an der Spitze der gesamten Gesellschaft, obwohl sie keinerlei
produktive Funktion erfüllen. Konflikte werden durch ritualisierte Gewalt gelöst, d. h. es gilt das institutionalisierte Recht des Stärkeren. Geld gibt es zumindest für einen Krieger nicht, was er
braucht, nimmt er sich – solange kein höherrangiger Krieger etwas dagegen hat. Der gesamte Rest der Gesellschaft dient nur dem Zweck, der Kriegsmaschine zuzuarbeiten.
Und das Eugenikprogramm mit seiner Menschenzucht ist der feuchte Traum jedes Alt- und Jungnazis: Herrenmenschen nach Maß. Nur logisch, daß die auf natürlich biologischem Wege
produzierten Freigeborenen als „Untermenschen“ behandelt werden. Demzufolge gab es eine generelle Abneigung gegen eine Förderung dieses Bestandteil des Hintergrundes. Auch das
Erstellen eines Quellenbuches aus Sicht von Nicht-Clannern, z.B. ComStar, kam nicht in Frage, weil von Beginn an klar war, daß sie aus der Sicht der Clanner geschrieben sein würden und mußten, und somit einen Effekt des „žverharmlosen“ erzeugen würden welcher in Aussagen
wie „žSo schlimm sind die Clans doch gar nicht, die Capellaner sind viel grausamer.“
enden. In diesem Zusammenhang sei auch an die Vernichtung von Clan Vielfraß erinnert, nicht daß man dessen Verhalten entschuldigen will, aber die Reaktion war schlichtweg Völkermord. Und die ganzen Bände in der Übersetzung so umzuschreiben, daß sie für FanPro
akzeptabel gewesen wären, wäre einfach zu viel Arbeit gewesen.
Man könnte jetzt meinen, das ein Nichtübersetzen ein Verschweigen entspricht und somit keine aufklärende Funktion ausgeübt wird, trifft das Problem nur ungenau. Das wäre so ähnlich als
würde ein Nachdruck der Stürmer- Jahrgänge die Grundlage für die Diskussion über die Nazivergangenheit in Deutschland darstellen.
In den Originaltexten der BattleTech Sourcebooks findet eine Diskussion, um die es ja gehen müßte, nicht statt. Selbst die vereinzelten Hinweise z.B. auf die faschistische und menschenverachtende Natur der Clans in MechKrieger und Hardware-Handbuch 3052 sind in den Originaltexten nicht vorhanden. Das gleich beim Auftauchen der Clans in den Romanen Phelan Kell als Identifikationsfigur für den Leser sich von den Space-Nazis einfangen und umdrehen läßt, war ein deutlicher Hinweis darauf, daß die Clans auf eine Weise präsentiert werden würden, die bei ungenügender Reflexion eine wachsende Sympathie wecken mußte. Daran wollte sich FanPro nicht beteiligen. Die Tatsache, daß FASA ein MechWarrior Abenteuer wie Bloodright (Clan-Spielercharaktere dringen in die Freie Innere Sphäre ein und ermorden
eine Reihe von NSC, weil die einen mit Clan Vielfraß in Verbindung stehenden Familiennamen tragen) publiziert hat und Verlagsmitarbeiter in Essen selbst nach Protesten FanPro’s und Sam Lewis‘ schriftlicher Entschuldigung für dieses Machwerk gefragt haben: „Was ist an dem
Abenteuer denn so schlimm?“, war die zusätzliche Bestätigung, daß die Clanprodukte den Faschismus ihrer Protagonisten verharmlosen. In diesem Zusammenhang ist es bemerkens- und anerkennenswert, daß FanPro hier bewußt auf Einnahmen verzichtet hat, um keine Bücher verlegen zu müssen, hinter denen der Verlag nicht stehen kann. Entscheidend war wohl zu guter letzt, das über diese Problematik ein hohes Maß an Einstimmigkeit zwischen dem
Verlag, sprich FanPro, und der damaligen Spielervertretung, der Führung der MechForce Germany GbR, gab, die dazu führte das darüber keine große Debatte geführt, sondern ganz simpel durch Nichtveröffentlichung Konsequenzen gezogen wurde. Hinzu kam wohl nach eigenen Angaben auch, das die Verantwortlichen von FanPro durch die Bank Kriegsdienstverweigerer waren und diesbezüglich sehr sensibel auf das Thema reagierten..
Aus der Sicht der MechForce Germany war der damalige Schritt nachvollziehbar. In Deutschland dominierte ganz klar die 3031er Timeline, was sich vor allem bei den Hausentscheidungen bei der Anmeldung herauskristallisierte. Danach wurde vermutet, das die deutschen BattleTech Spieler sich nicht für die Clans interessierten und man somit das „žheiße
Eisen“ nicht anpacken brauchte. Das dies ein Irrtum war, bewiesen die Mitgliederdaten von 1995 und später, wo die Clans rund 25% der Mitglieder ausmachten, wohl forciert durch die
Romane und das erste erfolgreiche Computerspiel MechKrieger 2. Reinhold H. Mai hat später dann auch festgestellt, daß die Entscheidung, das Spielmaterial zu den Clans nicht zu übersetzen, im Nachhinein debattierbar war. Möglicherweise hätte die schlussendliche Entscheidung anders
ausgesehen, wenn a) als diese Entscheidung fiel, nicht die bereits erwähnte Einstimmigkeit (im Verlag und zwischen Verlag und MechForce) geherrscht hätte, die natürlich zu einer Verfestigung der Position durch gegenseitige Bestätigung geführt hat oder Reinhold b) länger die Regie über die BattleTech-Reihe gehabt hätte, und damit die tatsächliche Möglichkeit, aus den
späteren Clan-Quellenbüchern deutsche Titel zu erstellen. Aber weder a) noch b) waren gegeben, mit dem bekannten Ergebnis.
Positiv hat Reinhold vermerkt das nach den stürmischen Proteste von FanPro gegen die Clans, bei den FASA Besuchern in Essen, einiges sich in Sachen Quellenbuch und Roman zum besseren entwickelt hat, die eine entsprechende Veröffentlichung erleichtert hätte.
Zitat Reinhold: „žMöglicherweise sind ja selbst Amis lernfähig.“ Trotz alledem mag die Aussage Space-Nazis etwas hart sein, jedoch hat es einen reellen Hintergrund. Sam Lewis, als er noch Präsident von FASA und vor Jahren mal zur Essener Spielwarenmesse in Deutschland war, hat in einem Gespräch selbst zugegeben: „Yes, they’re Nazis.“

Information aus einer Diskussion mit
Reinhold H. Mai im Jahr 2001.

6 Gedanken zu „Space Nazis must die!

  1. Äh… nein. Eine vollständige Quellenangabe hätte hier Verwirrungen vermeiden können:Das ist ein Cut-and-Paste-Beitrag von Markus Kerlin aus der Vereinszeitschrift Terra Post des MechForce Germany e.V. (siehe Link). Settembrini hat ihn hier vollständig wiedergegeben, weil seine Retourkutsche im nächsten Posting „braun und doof“ darauf Bezug nimmt.

  2. Warum?@Verwirrung: Es steht doch aber glasklar über dem zitierten Text. Was soll ich machen, das sowas deutlicher wird?

  3. In dem Beitrag davor („Eilmeldung: ENnies-Systemkrise!“) hast du das Zitat eingerückt und kursiv gesetzt und damit eindeutig gekennzeichnet. Nitpick: Auch da fehlt jedoch der Autorenname… wenn man nicht weiß, wer in diesem Fall mit „Judge“ gemeint ist, könnte man Zach mit einer Berliner Ladenpersönlichkeit, die viele Jahre lang diesen Spitznamen nutzte, verwechseln. (Besonders, da man ja Berlin-Bezüge in deinem Blog gewohnt ist.)“Zachary Houghton via [Link: RPGsite]“ wäre das Optimum an Transparenz gewesen, bzw. im aktuellen Beitrag „Markus Kerlin in [Link: Terra Post 12]“.Und um mal was zum Thema zu sagen: Ich dachte immer, die Clans seien nicht übersetzt worden, weil FanPro die Spielbalance wahren wollte. Selbst mir als Nicht-BT-ler war bekannt gewesen, dass die Clans viel bessere Spielwerte hatten.So kann man sich irren…

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