The Man, The Machine: Streethawk

Die aktuellen politischen oder vorpolitisch-journalistischen Diskussionen um den Afghanistankrieg zeigen einige für uns relevante Sachverhalte auf:

1) Ich habe am 12.09.2001 gesagt, daß man eine halbe Million Mann, mindestens aber 300 000 braucht, um den Laden zu befrieden, dann klappt das aber auch.
2) Irak, dasselbe in Grün
3) Ideologie =! Strategie
4) Strategie
Was hatten wir für lustige Diskussionen! Fakt ist, daß viel zu viele nicht trennen zwischen ideologischer Doktrin und tatsächlicher Analyse miliärischer Ereignisse. Das führt dann, wie mal in einem Streit, den ich mit Brian Gleichman hatte, zu einer auf Doktrin gekämmten Militärgeschichte. Alexander der Große und überhaupt alle haben „Combined Arms“ benützt, und überhaupt und alle Taktik ergäbe sich aus der kombinierten Verwendung verschiedenartiger Elemente nach einem erweiterten Stein-Schere-Papier-Prinzip. Das war und ist Humbug. Was wir gerne mal Anlaß für eine ausführliche, faktengestützte Diskussion nehmen können, wenn sich jemand berufen fühlt.
Und eben die aktuelle Debatte zeigt so ganz offenkundig, wie glasperlig oder zumindest fragil solche Konzepte sind: Der ganze Schlamassel in Irak und Afghanistan erklärt sich mit einem Buzzword: „Network Centric Warfare“. Denn die hat „AirLandBattle“ bzw. „Combined Arms“ in den USA abgelöst, und zwar abgelöst alleine und einzig durch Dick Cheney, der das ganz toll fand.
So. Die ganzen US-Generale rennen seit knapp zehn Jahren mit Ideen über „Network Centric Warfare“ rum, von „Combined Arms“ spricht keiner mehr. Weil das Konzept aber nur zeigt, wie man eine Großorganisation schnell und mit wenig Personal lahmlegt, sonst aber nichts, passiert auch sonst nichts. Nun ein bißchen schon, man widmet sich ja langsam aber sicher seit zwei Jahren der üblichen Partisanen- und Aufstandsbekämpfung. Da hilft „Network Centric“ aber eben garnichts, genausowenig wie „Combined Arms“.

Für unser Thema soll das eben aufzeigen:

Think-Tank Konzepte sind keine Wahrheiten sondern eben Ideen und Versuche, wie man bestimmte Ziele erreichen kann. Und also ist „Combined Arms“ keine legitime oder fruchtbare Leitlinie für den Entwurf strategischer oder gar taktischer Spielelemente (egal ob Computer-, Brett-, Rollen- oder Miniaturenspiel). „Combined Arms“ ist zirkulär, man setzt Schere-Stein-Papier voraus, und hinten kommt Schere-Stein-Papier heraus, zumindest was Spiele angeht.
Wenn ich ein Spiel entwürfe, daß „Network Centric Warfare“ als Vorbild nimmt, kommt ja auch nur eben das dabei heraus. Weder ist es dann automatisch ein taktisch interessantes oder herausforderndes Spiel, noch hat es irgendeinen bezug zur Realität irgendeiner Welt, außer der Gedankenwelt von Dick Cheney.

Zum O.R.K.

5 Gedanken zu „The Man, The Machine: Streethawk

  1. Ohne jetzt auf die Combined Arms Debatte einzugehen…Sets Schlüsse aus dem FAZ-Artikel sind absolut lächerlich: als würde die Erhöhung der Truppenstärke zur Befriedung des Landes führen.Eher im Gegenteil, damit erreicht man nur noch größeres Organisationschaos und solche Debakel wie das kürzliche Versagen der Bundeswehr haben wir dann bald wöchentlich. Das ist aber auch etwas, was man auch aus den Artikel (wenn man denn mehr als den ersten Absatz liest) herauslesen kann.

  2. „1) Ich habe am 12.09.2001 gesagt, daß man eine halbe Million Mann, mindestens aber 300 000 braucht, um den Laden zu befrieden, dann klappt das aber auch.2) Irak, dasselbe in Grün3) Ideologie =! Strategie4) Strategie << Personalansatz"Ich weiß gar nicht warum wir uns überhaupt mit unseren Militärs und deren Stäbe abgeben, wenn wir doch Großgeneral Settembrini von Gottes Gnaden haben?

  3. Naja, Krieg ist in der Hinsicht ein bißchen wie Fußball.Daß mehr Truppen eigentlich immer was bringen, ist allerdings jetzt auch nicht so die wahnsinnige Erkenntnis (auch wenn sie zu Carsten scheinbar nicht durchgedrungen ist.) Wenn Du an jede Straßenecke einen Schützenpanzer stellst und regelmäßig ganze Divisionen Städte und Dörfer nach Waffen durchkämmen läßt, wird’s natürlich sicherer. Aber genügend Truppen, um das zu bewerkstelligen, kann auch die ganze Welt nicht zur Verfügung stellen.

  4. Ja, das führt auch dazu, dass sich insbesondere die Afghanen ländlicher Regionen wieder sicher und so richtig „zu Hause“ fühlen können, so mit ausländischem Militär an jeder Straßenecke. Auch unablässige Hausdurchwühlungen bringen dir unbedingt die Sympathie der Bevölkerung, da du ihnen ja zeigst, für was für zivilisierte und friedliche Menschen du sie hälst. So ein Friedenseinsatz tanz quasi ständig auf dem Grat, von der Bevölkerung für eine feindliche Besetzung gehalten zu werden. Das geht mit professioneller Propaganda GANZ schnell. Einfache Lösungen sind fast nie wirklich gute Lösungen.

  5. Alles Bullshit. Wenn die Bevölkerung schon in Ruhe und Frieden leben würde, und nur durch Besatzungssoldaten aufgestört würde, wäre die ganze Sache unnötig.Aber momentan ist die Frage nur, von wem sie kontrolliert und drangsaliert werden. Und da hat es die NATO tendenziell leichter als „der Taliban“ oder sonstige Banditen.Aber Du hast halt einfach nicht die leiseste Ahnung, wie es in Afghanistan gerade aussieht, sondern applizierst nur Deine Allgemeinhalbbildung. Ich kann Dir das eigentlich kaum zum Vorwurf machen: Die deutsche Presse teilt einem auch nichts darüber mit, weil sie selber nichts versteht oder verstehen will.

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