Rocky Road to Fulda, Teil 2.1

Nach einigen Fährnissen und der Kleinigkeit von 3,5h Verspätung ging es endlich Richtung A9, die gastgebende Familie mußte bis spät in die Nacht auf unsere (Kirilow, Settembrini und der zugestiegene Banbai-Sama) Ankunft warten. Die ganze Zeit hatte ich das doofe Gefühl in der Basis was vergessen zu haben, bei all den Säcken Taschen und Tüten wäre dies eine Leichtigkeit gewesen. Kirilow fuhr tapfer und beharrlich, ließ sich von hessischen Blitzern nicht beeindrucken. Ich mußte feststellen, daß einige PESA-Teilnehmer schon lange angekommen waren und man schon Wizwar gespielt hatte. Zu meiner Schande kannte ich das Spiel nicht, und von der Runde an dem abend habe ich auch bislang nichts genaueres erfahren.

While in the merry month of May from me home I started,
Left the girls of Tuam so sad and broken hearted,

Bought a pair of brogues rattling o’er the bogs
And fright’ning all the dogs on the rocky road to Dublin.

Nach freundlicher Aufnahme, einer sehr kurzen Nacht ging es dann zum eigentlichen Austragungsort, einer frisch renovierten Schule. Man kann die Räumlichkleiten nur als extrem geignet bezeichnen. Alles was man sich wünschen konnte, außer einer Stereo-Anlage, aber da hätte man bestimmt auch was machen können. CD-Koffer umsonst mitgenommen. Auf jeden Fall gab es literweise feinsten Kaffee zu sehr gutem Frühstück. Körperlich konnte ich nun mit dem Leiten beginnen.

In Mullingar that night I rested limbs so weary,
Started by daylight next morning blithe and early,
Took a drop of pure to keep me heartfrom sinking;
Thats a Paddy’s cure whenever he’s on drinking.

Anders als ich gedacht hatte, war am Freitag Traveller vorgesehen, was meine Pläne etwas durcheinanderwirbelte, ohne größeren Schaden. Und also wurden Traveller Charaktere ausgewürfelt, der Einfachheit halbe rund weil so viele Spieler da waren (zu Beginn 6, was sich im Laufe verdoppeln sollte; Freitags kann eben nicht jeder schon so früh; deswegen dachte ich eben Rifts am Freitag aber egal, also wirklich kein Problem), wo war ich? also ja, der Einfachheit halber alte Deutsche Traveller-Regeln.
In wenigen Minuten hatten wir folgende personnagen:

– 1 Baron, Mitglied einer geschassten Familie, der in der Handelsmarine unterkommen wollte und da echt miese behandelt wurde; Spezialgebiet: Housekeeping (r0tzl0effel)
– 1 Freiherren, Mitglied einer unbedeutenden Schwertadelsfamilie, der ums verrrecken willen bei der Raumflotte keinerlei Erfolg vorweisen konnte, flog dann sogar gleich nach einer Dienstperiode raus. (Pyromancer)
– 1 Pirat, der auf einem Beutezug von der Raumflotte gefangengenommen wurde, Spezialist für Enterkämpfe (Banbai-Sama)
– 1 Ganove, DER Fluchtgleiterfahrer vor dem Herren. Colt Seavers ist nichts gegen den (GravFz-5!); falsche Mordanklage brachten ihn in die Hände des Imperiums (Oliver)
– 1 alternder Scout, „Papa Patschkowski“, eher pragmatische Natur, die gerne einen Scout-Raumer ohne jede Reserveverpflichtung hätte (Kirilow)
– 1 verurteilter Edel-Hacker (Computer-4) (dessen Spieler Sven tollen Kuchen und Reissalat mitbrachte, danke nochmal!) (Sven)

etwas später kamen hinzu:
– 1 18 Jähriger Ex-Grav-Ball-Ultra, wegen Totschlags mit 17a zwangsverpflichtet als Strafausgleich und Resozialisierungsmaßnahme,(Sonja)
-1 älterer Elite-Buchprüfer (Admin-3 oder so) der aber auch Fälschen konnte (Andreas)

One, two, three four, five,
Hunt the Hare and turn her down the rocky road
all the way to Dublin, Whack follol de rah !

Aufgrund des Sozialstatus trennte ich die Gruppe in zwei Untergruppen, Bürgerliche und Adlige. Die Adligen bekamen den hoheitlichen Auftrag im Fünf Schwestern Subsektor in verschiedenen Einrichtungen nach dem Rechten zu sehen, sie wurden ins kaiserliche Vertrauen gezogen, um sozusagen innere Revision zu spielen.

Die Bürgerlichen waren da noch nicht im Spiel. Sie wurden erst nach Ankunft der Adligen aufgetaut, die waren nämlich in einer „Kalten Wache“ auf Iderati (um Iderati zu sehen müßt ihr im Kartenausschnitt unten etwas hochschieben) eingelagert, etwas länger als sie dachten…300 Jahre waren für sie vergangen.

Fiese Forschungsstation Froin (Achtung, Kartenausschnitt ist zoom- und verschiebefähig!)

Nun sollten sie als erstes, während ihr Auftraggeber noch weitere Kräfte sammelte und ein schnelles Kriegsschiff organisieren wollte, die Imperiale Forschungsstation auf Froin überprüfen.
Das war meinerseits nur als 45min dauerndes Vorspiel gedacht. Die Spieler fanden aber sehr schnell sehr viele Beweise und hatten dann die Idee sich lieber bestechen zu lassen, also Erpresser zu werden, anstatt treu dem Imperium zu dienen. Gerade die Bürgerlichen, allen voran der Ex-Pirat hatten die Parole „Wir werden eh nur verarscht!“.

Mehrere Stunden wurde also verhandelt und geplant und geblufft. Ich weiß selber nicht mehr, wer jetzt tatsächlich sich bestechen lassen wollte, und wer nur zum Schein so tun wollte, um dann doch alles dem Imperium petzen zu gehen. Zwischenzeitlich hatten ja auch die Adligen jeweils einen ganzen Planeten als Grafschaftsdomäne angeboten bekommen und schienen sehr interessiert.

Irgendwann hatte der Leiter der Froinschen Fiesen Forschungsstation alle soweit, daß die Spieler mit ihm zusammen alle bereitwillig nach 0534 Karin reisen wollten. Bestechungsgelder für die Bürgerlichen inklusive bereit zur Aushändigung nachdem mit dem Hauptverschwörer auf Karin alles eingetütet worden wäre.

Nun passierten so ein paar Sachen, aber in Kürze kann man sagen, daß die Spieler den Entschluß faßten, nicht nach 0534 karin, sondern mit dem superschnellen Flottenkurier und dem Fiesen Forschungs Fürsten, über 0834 875-496 nach Iderati zu springen, um dem Onkel des Barons alles brühwarm zu erzählen (nicht jedoch ihrem ursprünglichen Auftraggeber, dem man nicht mehr ganz traute…).
Es kam aber alles anders, und zwar so:

Papa Paschkowski meinte, so eine Route könne so ein tolles Schiff problemlos auch ohne Telemetriedaten (gespeichert im Sprung-6 Flottenkurier waren nur Daten für Karin) nach 875-496 springen. „Das ist ein kontrollierter Sprung, die Wahrscheinlichkeit daß etwas passiert ist extrem gering!“ Sagt’s und würfelt eine 11+! Fehlsprung! Ankunft nach zwei nervenzerrüttenden Wochen im Fehlsprungraum 17 Parsec ab vom Ziel, jenseits des Imperiums und schon tief in den Trojanischen Territorien:

Ihr könnt ja mal solange nach kernwärts („Norden“) verschieben, bis ihr die Fünf Schwestern wiederfindet…

Dies stellte einen scharfen Bruch im Abenteuer dar. Von nun an waren sie reich und jedwedem Verfolger um etwa drei Monate voraus. Nun begannen wildeste Diskussionen, was zu tun wäre. Einmal gab es sogar einen „Spinwardian-Stand-Off“, bei dem ich nicht sicher war, ob der Erregungsgrad der beteiligten Spieler gespielt oder echt war! Der Fiese Forscher hatte sich schlichterdings erhängt, nebenbei. Zu lange ins offene Fehlsprungwirbeln geguckt, mentaler Stabilitätswurf: Doppeleins!
Während also noch wild gstritten wurde, was denn zu tun sei, dachten sich Werftarbeiter von Odin, Planet der Gesetzlosen, daß so ein Sprung-6 Schiff nach einem Fehlsprung ja von niemandem vermißt aber von jedermann gerne gekauft wäre…und starteten eine Enteraktion!

Der Piratenspieler, dem die Verhandlungen zeitweilig etwas langweilig wurden, freute sich insgeheim, daß es nun zum Entermanöver käme, zwar falsche Vorzeichen, aber immerhin. Witzigerweise wurde er gleich in den ersten drei Kampfrunden ohnmächtig, konnte aber durch kluge Anweisungen dem Gefecht den ersten Erfolg verschaffen.

Gegen eine große Überzahl von besser trainierten Halsabschneidern mit Null-G Kampferfahrung hatte ich gedacht wird das ein kurzer und tödlicher Kampf. Aber die Spieler waren sowohl findig als auch unglaublich vom Glück verfolgt: Insbesondere der Freiherr stürmte nur mit dem Säbel in der Hand mehrfach direkt ins Feindfeuer um dieses kleine Stück Imperium nicht den Gesetzlosen zu überlassen. Ich glaube viermal hat er das gemacht, dreimal ohne einen Kratzer abzubekommen. Einmal bekam er einen Querschläger von eigenem Feuer ab, einmal wurde er direkt getroffen, aber gegen jede Wahrscheinlichkeit für nur einen Gesamtschaden von unter 8, er blieb bei Bewußtsein.

Eine der gefangengenommenen Halsabschneider wurde dann von tassander bespielt, da er gerade da eintraf.

Die Gruppe teilte sich dann vollends, die Adligen und der Halsabschneider, dem Pardon und Imperiales Bürgerrecht versprochen ward, faßten den waghalsigen Plan quer durch die Rißfurt zu fliegen, um dem Kaiser persönlich Bericht zu erstatten.

Dies, in aller Kürze dargestellt, klappte am Ende.

Der Rest nahm die Barschaft, und sucht sich nun ein feines Örtchen zum Niederlassen. Man grübelt noch, ob Staaten gegründet, Handelsimperien aufgebaut, oder Piratenflotten aufgestellt werden sollen…vielleicht ja alles drei!
Das finden wir dann hoffentlich nächstes Jahr raus.

One, two, three four, five,
Hunt the Hare and turn her down
the rocky road and all the way to Dublin,
Whack follol de rah !

3 Gedanken zu „Rocky Road to Fulda, Teil 2.1

  1. In aller Kürze, echt wahr. ;)Der Bericht gibt nicht ansatzweise wieder, wie das gerockt hat. Unser Fehlsprung war der Oberknaller, das Gefecht gegen die Saubande war trotz harscher Kritik an den Entscheidungen des Barons recht erfolgreich und meine Rechnung ging astrein auf. Paschkowski erwies sich als Gott am Pult (Dekompression, Schleuse, Kompression, Schwerkraft, Dekompression, kurz Rütteln, Schwerkraft …). Grandios. Der wilde Freiherr wird mir für immer in Erinnerung bleiben.Auf dem Foto sieht man den Freiherrn (roter Stein), den Baron (weißer W6) und den Ex-Grav-Ball-Ultra (Pfirsich-W20) mit den verbliebenen zwei Piraten (von … 15? 20?).Hoffentlich nächstes Jahr.

  2. Am meisten Leid tat mir der Schurke, der sich selbst mit der Granate ins All befördert hat. Eine Darwin-Award würdige Verkettung von Trotteleien.

  3. Oh, da währ ich gern dabei gewesen :)Die letzte Traveller Runde die ich miterlebt habe endete ja leider in einer merkwürdigen einstündigen Dikussion über die Verfolgbarkeit des Imperialen Credit’s :-/

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