Second Honeymoon

So wie es sich im Leben eines Einzelnen zuweilen begibt, daß er seine Bewunderung und innige Zuneigung für ein geliebtes, gar überhöhtes Wesen unter besonderen, außergewöhnlichen Umständen erneuert sieht, obgleich der Betreffende jegliche Gefühlsregung abgestorben wähnte, kann es auch mit anderen, weniger schwerwiegenden Passionen beschaffen sein.
So verhielt es sich mit mir und dem Fantasy Rollesnpiel. Fantasy als Genre war schon seit ihrer Trennung trivialer als die Science Fiction. Literarische Fantasy befriedigt Bedürfnisse, wohingegen die Science Fiction im besten Falle intellektuelle Stimulanz bietet. Wo Tolkien Gedichte schreibt, konfrontiert uns Lem mit dem Problem der Vielschichtigkeit des Problems von dem ewigen, schon von Aristoteles erkanntem, Konfliktfeld zwischen Sinneswahrnehmung und Realität. Wo Ed Greenwood sein alter ego Elminster zur Erbauung seiner selbst und seiner Leser zum gutmeinendem Gott werden läßt, demontiert Frank Herbert Religion, Gesellschaft und Messianische Visionen auf galaktischem Maßstabe.
So war es für mich nur natürlich, durch die Erfahrungen mit „Das schwarze Auge“ und dem damals herrschendem Paradigma des Stimmungsspiels, mich der Science Fiction zuzuwenden. Nur dort, bei Systemen wie Milleniums End, Cyberpunk und vor allem Traveller erfuhr ich Freiheit. Freiheit, zu tun und zu lassen „as you like it“ ,wie der Große Barde es sagte.
Die unerbittlichen Regeln, das wohldefinierte Universum, die unendlichen Abenteuermöglichkeiten und vor allem die Glaubwürdigkeit der Handlungen der Akteuere ließen für mich Traveller als einzig legitimes Vehikel meiner ludistischen Triebbefriedigung erscheinen. Fantasy erschien da nur als etwas für ewig jung gebliebene, denen Maraskan, Kaiser Hal und die Marus so ans Herz gewachsen waren, daß sie in einer ewigen Fortsetzung des pubertären Eskapismus ihr einziges Heil sahen.
Doch meine Beurteilung war vorschnell: Setzte ich doch in jungmannhafter Besserwisserei DSA und Fantasy gleich. Nichts war weiter von der Wahrheit weiter entfernt! Um meine neugewonnene Liebe zu illustrieren, soll euch eine kurze Schilderung aus der legendenumwobenen Mittwochsrunde dienen.

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9 Gedanken zu „Second Honeymoon

  1. Ed Greenwood mit Frank Herbert und Lem zu vergleichen um die Unterschiede zwischen F und SF aufzuzeigen ist nicht sehr fair. Es gibt auch genug SF Schrott. Ebenso wie es F gibt die Klassen besser ist als Ed Greenwood oder Salvatore (zBsp.: S. Erikson, G.R.R. Martin, R. Howard, F. Leiber etc. pp.).

  2. Tolkieneske Fantasy ist nicht umsonst so erfolgreich. Die Geschichte des Herrn der Ringe ist in tausend Abwandlungen erzählt worden, ebenso wie die Artussage seit Zimmer-Bradley tausende Inkarnationen erfahren hat. Diese Geschichten sind auf intellektuellem Niveau vielleicht nicht so fordernd wie die zitierte SF-Literatur. Doch ihre Stärke liegt darin, den Leser emotional anzusprechen. Ich will mich nicht mit pseudo-psychologischem Geschwafel über kollektives Unterbewusstsein und die Bedeutung von Mythen und Legenden blamieren. Doch eines ist gewiss: Diese Geschichten wenden sich an tiefe und uralte Ängste und Sehnsüchte, und darin liegt ihre Macht.Pubertärer Eskapismus? Wer das so nennt, dem sind beim sogenannten Erwachsenwerden wohl die besagten Sehnsüchte abhanden gekommen. Schade für ihn.

  3. Vorangeschickt sei folgendes: Wenn ich nur gesagt hätte, Ich mag Sci-Fi mehr als Fantasy, wäre alles fein. Aber sobald man begründet, und Meinung und Leidenschaf zeigt soll das falsch sein?Im Prinzip sind wir einer Meinung, Fantasy ist tendenziell emotional, Sci-Fi eher verstandesmäßig zu erfassen. Ob Sci-Fi wirklich so oft intellektuell ist, bezweifle ich mal.Es ist doch aber so: Mit Fantasy tritt man auf der Stelle. man konsumiert sie, um eben die gleichen Emotionen angesprochen zu bekommen. Was mich aber schon in Pubertätstagen von der Fantasy abwenden ließ, ist der Umstand,das diese Fantasy-Eskap-aden (Hier lauert Karl) mit DSA garnicht zu machen waren. Mit DSA kann man nur nach Aventurien „entfliehen“ und das rockt ja nunmal garnicht. Railroading plus lowest Fantasy Setting wo gibt, Fantasy-Biedermeier inkl. Romantik.Proto BlueRose.

  4. Beste Fantasy-Autorin ever: Tanith Lee. Natürlich Eskapismus, aber unwiderstehlich schön und grausam!Z.T. umgesetzt im RPG Exalted! *freu* *hüpf*

  5. Na bei Exalted darf man ja wenigstens losrocken. Nicht nur „Peraine zum Gruß“ sagen und aus dem Fenster schauen.

  6. „In the Name of me, myself and the holy I!“- D&D Kleriker, der sich selbst dient. Kann sich Zauber bis zum dritten Grad gewähren…

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