Dorraine of Ponchartrain

Sprechen wir über Rollo-Magazine. Zunächst ist erstmal zu sagen, daß sich auch in der Anglophonie kein einziges der legendären allumfassenden Magazine halten konnte. Hatte der frühe White Dwarf z.B. noch bahnbrehendes, progressives Travellermaterial in jeder Ausgabe, ist er doch heutzutage ein reiner Miniaturenprospekt. Polyhedron wurde eingestellt, ebenso wie die Druckausgabe der Pyramid, Games Unlimited und wie sie alle hießen, und wann auch immer sie auf dem Markt gastierten. Am schwersten wiegt der Verlust der „Challenge“, dem besten Magazin, welches je das Licht der Welt erblickte. Die Art und Weise der Abenteuerpräsentation der Challenge sind unerreicht und sollten für alle nicht-Dungeon ARS-Abenteuer zum Standard werden. Alle paar Jahre meint dann wieder jemand, ein „General Gaming“ Magazin verfertigen zu müssen, nur um dann jämmerlich zu scheitern.
Wie immer ist das in Deutschland noch verschärft anzufinden, denn der Markt ist ja viel kleiner. So reichte es seinerzeit mit ein paar Tausend D-Mark aus der Kaffeekasse abzudampfen um Laurin mitsamt der sagenumwobenen Zauberzeit zu zernichten. Die Wunderwelten waren schnell Hausmagazin, und damit uninteressant, vor allem unwirtschaftlich, da Earthdawn und Battletech nur in Martin Korts Gehirn zusammenfinden, ansonsten aber disjunkte Personengruppen ansprechen. Das was da noch so kroch und floch, wie der Ringbote (dem ich sogar ein paar mal Rezensionen zukommen ließ) oder X-Zine Anduin fristet berechtigterweise sein dasein als Internetwerbung für die Verlage. Unkritische Weitergabe von Verlagsinfos, Uninformiertheit über die US-Entwicklungen, unkritische Rezensionen, Provincialität und vor allem sehr schlechte Abenteuer stellen diese Machwerke ins Abseits. Woher soll es in der deutschen Szene auch kommen? Wer kennt sich schon aus, wer kann schon Abenteuer schreiben? Aus den Verlagen keiner, also wie soll dann der rest vom Fisch nicht zum Himmel stinken?
Wie kann aber so etwas bonfonzionöses wie das AoW in den USA stattfinden, bei uns aber nicht? Ganz einfach, bei uns gibt es nichts, was mit D&D mithalten kann. DSA begrenzt durch seine verschrobene Stimmungskultur und Railroadererei die Spielerbasis für ALLE Rollenspiele nachhaltig. Und selbst in den USA ist Dungeon Magazine fast das einzige Magazin, welches in Printform noch erfolg hat. Was haben wir? Den Aventurischen Boten, das schrottigste und nutzloseste Heftchen diesseits der Frankfurter Rundschau, und noch tendenziöser. Obschon! Anstatt monatlich gute Abenteuer, die der Gemeinde gemeinsame Erfahrungen ermöglichen, gibt es bei DSA die extrem starke Tendenz, nur offizielle Abenteuer zu nutzen, von denen auch bedeutend mehr erscheinen, als z.B. für D&D. Insofer gibt es mit den redaxdekretierten Jahren des Nagetiers, die ja bei FANPRO Mode geworden sind, eine vergleichbare Kampagnenstruktur. Nur eben das Age of Worms professionell, mechanisch klug, künstlerisch excellent, mit Posterkarten und PDFs unterstützt werden. Bei DSA muß man sich mit der Rettung der goldenen Haslenuß aus den Klauen des finsteren Borbi, dem Biber begnügen. Und am Ende überreicht man besagten Gegenstand und restituiert Xanti den Eichhornkönig auf dem Trohn des Märchenwaldes. All das mit lahmen Zeichnungen, keinerlei digitaler Unterstützung sowie garantiertem Edelrailroading, dessen Zwangslangweilerei durch üppige Vorlesetexte untermauert wird.
Apokryphe Erscheinungen waren die verstreut auftretenden Rollenspielrezensionen und -vorstellungen in Computerspielzeitschriften, wie sie weiland in der Playtime manifest wurden. Nicht wenig Nachwuchs wurde seinerzeit so angezogen. Weiß jemand, wie es um solche Artikel in der Computerzeitschriftswelt bestellt ist? Da liegt nämlich die Zukunft und zwar seit 1965.

Diskussion im O.R.K.