The pale and the leader and eyes look like blue

Lagemeldung von der Patchouli-Front:

Auf dem Linden-Con in Leipzig nahm ich zum ersten mal an einem LARP teil, namentlich einem Vampire die Maskerade-LARP. Warum, wieso, weshalb ich mich dazu entschied, kann der interessierte Hofrat-Exeget vermittels der Suchfunktion eruieren.
Gegen Mitternacht begann das Spektakel, es sollte um die Aufteilung der neu Einzurichtenden Domäne Leipzig gehen. Meinen Charakter erhielt ich vorab, es war ein Toreador (Magie, Wissen Bildung wurde mir gesagt) aus Paris, ich nannte mich Jan Bleau und gehörte dem vierten Machtzirkel an.
Zunächst sei gesagt, daß die Spielleitung vorbildlich und geradezu liebevoll das Konklavezelt herrichtete, wie auch sonst nette Requisiten geboten wurden. Auch alle meine Regel- und Verfahrensfragen wurden freundlich beantwortet. Von daher, Lob nochmal an die Spielleitung.
Es gab zunächst einen extrem steifen Empfang beim Prinzen (müßte das nicht Fürst heißen?), dem großen Klops der Domäne. Haufenweise Mittzwanziger in Schwarz, einige mit Sonnenbrillen (sic). Ein paar Wenige hatten so etwas wie normale Kleidung an, stellte sich heraus das waren ein paar Ventrue (Politik-Clan). Sympathisch waren mir lediglich zwei der Dutzenden Anwesenden, mit denen ich über die stumpfe Steifheit lästern konnte. Die waren wie Zeitleser gekleidet (Kordjacket mit Lederflicken), aber noch ein wenig geschminkt. Ich meine das waren sog. Brujah, und also sowieso ein wenig antiautoritär eingestellt.
Irgendwann nach ein paar gekünstelt-steifen Worten des Prinzen, durften wir dann mit den Gesprächen beginnen. Zu großer Zeitverschwendung gereichte die Tatsache, daß man erstmal herausfinden mußte, wer zum eigenen Clan gehört, wer also wer war. Unglaublich Stumpfsinnige Verbeugerei, sowie hanebüchene Abziehbilder von Vorstellungssätzchen. Hier wäre anzumerken, daß die gesamten aufgesetzten Formalismen bei fast allen Teilnehmern durchblicken ließen, daß sie wohl nie auf einem offiziellen Anlaß mit echten Würdenträgern waren. Ein wenig Presseball-, Konferenz- oder wenigstens Geschäftsessenerfahrung hätte da allen gutgetan. So hinterließ es in mir steigenden Ärger, da man nicht schnell zum Spiel vordringen konnte. Irgendwann hatte man sich dann gefunden, und zog sich zur Clanbesprechung zurück. In meiner Gruppe waren:
– Ein junges Mädchen (ca. 19) und ihr Feund, sie mußten Ghule spielen. Sie wurden weder gefragt, noch ernstgenommen, durften sich aber verbeugen und Laufburschenarbeit erledigen
– Eine hochgewachsene Frau in rot und schwarz gekleidet, durchaus zugänglich und hilfsbereit.
– Ein kleiner dicker Mann, mit Rüschenhemd und einem Satingehrock.
– Ein hagerer Sonnenbrillenträger
Nach ein paar weiteren nervigen Floskeln, die der dicke Mann in aufgesetztem Wiener Akzent vorzutragen und kommentieren zu müssen meinte, stellte sich die Frage, wer denn hier und jetzt die Clanabordnungsführung übernehmen müsse.
Hier brach der kleine Dicke in Kicherei aus, als jeder seinen Machtzirkel nannte, daß sei ja ein wenig wie Schwanzvergleich. Außer ihm lachte keiner.
Nun, der Hagere war unser Führer vor Ort, was das feiste Männlein nicht von der Wortführerschaft abhielt, die er mit ewig gezogenen, Floskelnreichen und Inhaltsleeren Bandwurmsätzen ausübte. Auf meine wiederholten Fragen nach einer Zielvereinbarung für die anstehenden Verhandlungen, wurde grob entschlossen, sich als Toreador um die Universität zu bemühen. Hier merkte ich wiederholt an, daß uns eine Uni-Bib nen Scheißdreck nütze, wir bräuchten Zugang zu Inkunabeln, Ra-Ra Beständen, antiquarischen Sammlungen aller Art und Museen. Das wurde vom dicken Mann entweder nicht verstanden, oder nicht gewollt. Er habe schon eine Vorabsprache mit irgendwem, und Uni ist immer gut. Der Hagere nickte das ab.
So waren dann bald die ersten drei Stunden verschwendet, bis wir dann endlich auschwärmten, um unseren unklaren Zielen nachzugehen. Vollkommen hirnrissig, daß man noch nicht mal wußte, wen man ansprechen sollte. Also wieder Verbeugespielchen. Während der ganzen Verhandlungen wurde ungemein viel heiße Luft produziert, niemand wurde konkret. So „verhandelten“ wir mehrere Stunden. Man sprach von „Gefälligkeiten“, „Etwas im Austausch geben“ etc. ohne jeh genau zu sagen, was man gegen was tauscht usw.
Ein vollkommen sinnentleertes Gelaber, so kann man keine Machtpolitik treiben. Aber genau darum ging es ja. Immerhin nahm mein Frustniveau ungeahnte Höhen an, so daß ich den Nebenplot verfolgte: Alle Teilnehmer wurden per Wanze abgehört. Zum Wanzenkontrollraum verschaffte ich mir irgendwann Zugang und entwendete die da zusammengetragenen Infotafeln allesamt, in der Hoffnung damit jemanden dessavouieren oder erpressen zu können, denn es war ja ultra-geheimes Zeug. Leider verwehrte mir die Spielleitung die Auswertung der Tafeln. „Das wird später erklärt“. Tolle Wurst.
Mein Charakter hatte noch einen Sonderauftrag: Ich sollte den Charakter des dicken Männleins vor allen anderen lächerlich machen, eine Aufgabe, der ich nicht ohne Freude entgegensah. So wurde ich bei den Zwischenbesprechungen, bei denen irgendwas mit allen Clans besprochen wurde (irgendwer hat irgendeinen Ghul verprügelt, und kam sich dabei sehr sehr toll vor…), zusehends renitenter, deutete mehrfach an, der Charakter des Feistchens sein von anderer Abstammung als landläufig bekannt (soviel konnte ich mir aus den erbeuteten Requisiten selber erschließen), insgesamt brachte ich ihn durch offene Infragestellung seiner „Autorität“ zur Weißglut. Leider auch den Spieler, denn der hat dann Realität und Spiel nicht mehr auseinandergehalten, und ist handgemein geworden. Mehrfache Aufforderungen ignorierte er, bis ich sehr sehr ernst wurde, und die Umstehenden ihn festhielten. Er entschuldigte sich später mit der Begründung, er sei so „drin“ gewesen. Und ja, genauso war es wohl. Sehr unschöne Erfahrung.
Nun, der Prinz verhinderte dann, daß ich von meinen Clansbrüdern gehenkt wurde, da ich ja die Tafeln entwendet hatte, schöne Lebensversicherung sowas.
Schlußendlich eröffnete der Prinz dann, daß alle Teilnehmer irgendwie mit Hermann von Salza verwandt seine, und so die neue Domäne unter gutem Stern stünde. Dies stellte die Auflösung dar. Die Domäne wurde garnicht aufgeteilt, es wurden nur Chefs für jeden Clan gesucht, der kleine dicke Rüschenträger wurde vom kraftlosen Hageren zu unserem gemacht. Wie ich dann erfuhr gehörte die hochgewachsene Dame zur Spielleitung, so daß alle meine Bemühungen, sie zum Zampano zu machen fruchtlos bleiben mußten. Aber man versicherte mir, normalerweise hätte sie mitgemacht, und man habe sich köstlich über das Strampeln und Zetern des Feistchens amüsiert. Als Trost durfte ich einen Zirkel aufsteigen.
Alles in allem extrem frustrierend, da nicht wirklich gespielt wurde, und der formalisierende Habitus für mich nur peinlich wirkte. Nicht nur einmal mußte ich an die wahren Worte Azundris denken: „Es spricht nicht jeder Akrolekt.“
Und ich möcht ergänzen: „Nicht jeder weiß, wie man wirklich mit Würdenträgern und gesellschaftlichen Anlässen umgeht.“
Alles in allem hatte ich danach richtig Bock, mal ohne Vampirgetue und Feistchen im Rüschenrock ein richtig fetziges Verhandlungsspiel im Dune Universum zu machen. Meinetwegen ohne Verkleidung, dafür mit echten Ressourcen (Spice!), glaubwürdigem Gebahren und echter Auswertung. Die Regeln im Netz gibt es, muß nurnoch einer Organisieren. Denn da will ich dann Spieler sein.

Zum O.R.K.

6 Gedanken zu „The pale and the leader and eyes look like blue

  1. Der Prinz ist ein klassischer falscher Freund, ja ja. Zuviele Leute, denen es nicht schaden täte, mal wieder ein Wörterbuch zu lesen.

  2. Leider läuft Vampire häufig so ab. *seufz* Die Leute haben meist nicht einmal den Knigge gelesen und meinen richtig Vampire spielen zu können, wenn sie sich gerade mal vorstellen können und in jedem Gesprächsgefecht sofort den Kürzeren ziehen, da sie eh nicht die Fallen sehen und nicht merken, dass sie gerade über den Tisch gezogen werden. Ich habe leider den Abfall einer Domäne miterlebt, wo man vorher sehr gut spielen konnte und es dann leider zu einer Farce verkam. Vampire geht anders, doch die meissten Spieler wollen nur etwas Spaß oder Nonsense fürs Wochenende haben. Mal ganz abgesehen von den Gedächtnis der Spieler, dass nicht weiter bis 2 Monate reicht und man nur schwer Langzeit Intrigen spielen kann. Mein Komment. Es geht zwar anders, doch kenne ich solche Vampire Domänen nur noch aus meiner Erinnerung.

  3. *seufz*Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich dazu was schreiben will…. aber ich denke, ein paar Tips sollte ich doch mal geben:a) jeder spielt wie er es mag und es ist in meinen Augen unangebracht und falsch sich über andere solche Kommentare zu erlauben.b) freie Meinungsäusserung ist etwas anderes, da legt man darnierder welchen Eindruck es auf einen gemacht hat und verabsolutiert keine Statementsc) spice ist eine reale Ressource…. ahjad) echt Würdenträger, nunja, leider haben tatsächlich wenig Menschen die Möglichkeit vorher sowas mal zu üben, nur um ein wenig Spass am Vampire spiel zu habene) du warst Tremere…. kein Toreador… nur so als Hinweisf) so als objektivierung für alle anderen: nachdem du die Informationstafeln, auf denen die Spielleitung wirkliche Informationen niedergeschrieben hatte entwendet hattest, hättest du sie jederzeit lesen und auswerten können. real-time, so wie das spiel, es ist einfach real-time. Jede Info stand darauf und die SL wird so etwas nicht zusammenfassen und dir in Kurzfassung wiedergeben, das gehört zum Spiel, einfach selber denken :Pwo war ich, achja g) der Spieler der ausfällig wurde… nun sicherlich gilt in dem Spiel das kein Körperkontakt ausgeübt wird und das es Grenzen gibt, aber aus meiner Sicht war deine Reaktion durchaus ein wenig überhysterisch, auch meine Person hat sich schon etliches gefallen lassen, aber da gilt wiederum, jeder wie es ihm Spass macht und es ist nichts absolut, insofern wurde deine Einstellung eben respektierth) lustiger letzter Satz, denn da willst du dann Spieler sein, warst du auf dem LC-larp keiner? nunja, man könnte es so sehen, dein Artikel klingt sehr danach, dass du weißt wie alles lief, laufen musste, laufen sollte, insofern möchte ich dich daran erinnern, du warst leider nur ein Spieler, einer unter vielen, denen wir versucht haben etwas Spass am Spiel zu verschaffen, nicht bei jedem ist uns das gelungen und jeder hat eben andere Vorstellungen, allerdings tut es mir bei manchem mehr leid, den Vorstellungen nicht genüge zu tun und bei anderen wenigersoweitleider fällt mir keine toller schlauer Satz zum Ende ein, naja macht nix

  4. Dann will ich mich als Veranstalter eben dieses Vampire Live One Shots auch mal äußern. Zuerst einmal Danke dafür das du Kulissen und Vorbereitungen lobst. Zum anderen finde ich Schade das man sich nicht getraut Kritiken direkt zu sagen, sondern ich über viele Ecken von diesem Bericht erfahre …. (Kontaktmöglichkeiten für einen Hinweis auf den Beitrag sind hinlänglich bekannt.)Dann muss ich feststellen das du Vampire live grundsätzlich nicht magst, was ja dein gutes Recht ist, aber natürlich Schade für die Veranstalter die jetzt mit deinem Verriss leben müssen, denn das Spiel war sicher nicht perfekt, aber im Sinne von anderen Vampire Veranstaltungen nicht besser oder schlechter. Hinzu kommt das es sich um einen One Shot handelte bei dem ca. 2/3 der Spieler zum erstenmal ins Vampire rein schnuppern und damit natürlich das Spiel gegenüber dem normalen Spiel verfälscht ist. In Leipzig gibt es zweimal im Jahr diese Schnupperveranstaltungen und daneben noch die reguläre Chronik. Das Spiel auf der Lindencon wurde von Spielern der offiziellen Chronik in Zusammenarbeit mit der SL der Chronik veranstaltet. (um das auch noch mal klar zu stellen)Eigentlich hast du noch Glück gehabt mit dem One Shot, denn in die Dinge die du hauptsächlich bemängelst (Diplomatiegeplänkel und Etikette)sind im regulären Spiel noch viel ausgeprägter. Du beschwerst dich das die Leute keine Ahnung von offiziellen Anlässen haben „“ hast du sie denn? (mein Eindruck war nein …) Ich weiß nicht was du sonst machst, aber was den guten Ton angeht hast du über viele Foren hinweg keinen guten Ruf …. Ich für meinen Teil bin Abteilungsleiter und habe fast täglich offizielle Anlässe, erwarte aber trotzdem nicht von meinen Mitspielern das sie deswegen genauso die Dinge handhaben wie ich oder es ganz und gar können, alles was ich erwarte, ist das sie sich Mühe geben. (und vor allem sich versuchen auf das gebotene Spiel einzulassen und nicht versuchen ihre eigenen verqueren Vorstellungen um zu setzen, aber mit so was muss eine SL leben …)Noch mal kurz was zum Spiel, eingeladen hat persönlich ein Malkav Ahn. (Der war auch nur zum Schluss kurz da, Empfangen hatte ein Ancilla im Namen des Ahns) Der hat einen besonderen Tick, er sammelt Leute um sich die alle von einem Heiligen abstammen, seine Ideen dazu sind alle Quatsch und er liegt mit fast allem daneben, genauso mit dem Ritual, aber das sagt man einem Ahnen nicht … (ein Plot den es in unserer offiziellen Chronik so nicht geben würde, aber wir für einen möglichst abgeschlossenen One Shot eine gut Möglichkeit fanden) Somit war die Einladung ein reiner Vorwand und die Spieler konnten sich entscheiden in der Domäne zu bleiben, zu gehen oder auch gegen den Ahnen zu agieren. Zusätzlich haben wir die Spieler untereinander verknüpft, so das jeder mit mindestem einem Mitspieler einen Ansatzpunkt hatte. Das war keine Aufgabe! Sondern eine Mögliche Aktionsfläche um ins Spiel zu finden und nicht abseits zu stehen und außerdem um die Welt der Intrigen zu verdeutlichen … . Die Domänengründung und die kleinen Nebenplots sind sehr gut angekommen und viele haben sich darauf eingelassen. (es gab auch viel Lob im nachhinein dafür) Die Absichten des Ahns sind etwas im dunklen geblieben, weil die liebevoll ausgearbeiteten Tafeln von einem Spieler gefunden wurden und ohne zu lesen vernichtet bzw. zur Seite geschafft wurden. (und nein, ich gebe dir als SL nicht eine Zusammenfassung der Infos, wenn du sie schwarz auf weiß auf den Tafeln hast …) Na gut das ist Schicksal der SL das es einen Spieler gibt der einen Plotstrang schmeißt ohne sich mit anderen darauf ein zu lassen. Wir hatten uns entschieden diesen Strang auch nicht wieder ins Spiel zu bringen, da 90% der Spieler sich auf ihre eigenen kleinen Plots konzentrierten.Viele andere falsche Darstellungen von dir (Tremere, Hierarchie, …) und so weiter wurden schon von anderen korrigiert so das ich nicht noch mal darauf eingehen will. Insgesamt denke ich war es kein perfektes, aber ein typisches Vampire live Spiel. Vampire spielen „“ heißt Verlierer spielen (seine eigene Menschlichkeit und in der Hierarchie), es ist ein Spiel für die Psyche und nicht für den Actionplot, entweder man lässt sich darauf ein oder man lässt es …

  5. Lieber Falk,Was hätte ich Dir sagen sollen, außer was ich Dir schon sagte: ein grandioser Con der seinesgleichen sucht! Ebenso warst es ja nicht zuletzt Du, den ich immer wieder fragen konnte, wenn ich beim LARP probleme hatte. Meine Kritik hatte ich noch auf dem LindenCon direkt kundgetan. Insofern möchte ich mich verwehren, ich würde irgendwas „hintenrum“ machen. Ich habe immer zuerst das Gespräch gesucht.Daß ich das ganze „journalistisch“ nutze, da kann ich kein Fehl daran finden. Alles in allem nochmal Danke für die Mühen. Und ja, Vampire LARP ist nichts für mich. Aber anders als Viele, habe ich dem ganzen eine Chance gegeben. Das soziale Stigma, Vampire LARP zu spielen, ist z.B. in Berlin ein sehr Großes. Danke nochmal, daß ich in diese Welt so problemlos hineinschnuppern konnte.

  6. Ohne Dich schocken zu wollen, Du bist da eher in ne gute als ne schlechte Vampire-LARP-Runde geraten. Genau das treibt man da… Aber trotzdem amüsant zu lesen!

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