One, two, three, four – I love the Marine Corps

Der SpielXpress wies mich auf diese Seminararbeit zu einer Rollo-Umfrage hin.
Da das bestimmt eine FH-Erstsemesterarbeit ist, will ich nur auf einen einzigen Mangel hinweisen, obgleich ich derer mehr anprangern könnte. Wirklich sträflich vernachlässigt wurde der Vergleich der erhobenen sozio-demographischen Merkmale der Rollos mit denselben der Gesamtbevölkerung. Aber was wissen wir schon, wer da wo mal wie schnell nen Schein machen mußte, zu scharfes Urteilen ist hier fehl am Platze.

Stichprobe: 327
Erhebungsart: Fragebogen
Erhebungsort: Internetforen (www.lorp.de, www.dsa4forum.de, www.alveran.org, www.helden.de, www.freizeithelden.de und www.grofafo.org)

Alter und Geschlecht behalten einiges an Aussagekraft, da man ja ungefähre Vorstellungen vom allgemeinen Durchschnitt hat.

a n
15-25 211
26-29 60
30-39 49
40-49 5
>50 1

Die Klassenbreite ist so gewählt, daß wir wenig sagen können. Außer, daß in Rolloforen eher jüngere Menschen sind, aber nahezu keine unter 15-Jährigen.

Von den Antwortenden waren 88% männlich. Verschiedentlicherseits geistert die Zahl 20% Frauenanteil beim RSP herum. Paßt zusammen, man bedenke auch, daß Frauen etwas weniger stark das Internet nutzen. Der wahre Frauenanteil liegt also vermutlich etwas höher.

Amüsant ist die politische Selbsteinschätzung, aber ich glaube, die kann man so nicht besprechen. „Liberal“ wird hier zwischen „links“ und „rechts“ gestellt, sachlich nicht zu halten und der „Mitte-effekt“ wird hier recht deutlich.

Was die Frage mit den Musikrichtungen soll, bleibt mir schleierhaft. Das in der Arbeit kolportierte Gerücht der Metallerherrschaft erschien mir schon immer platt, und es wird hier nicht bestätigt. Traurig, daß Country nichtmal auftaucht, aber genauso irrelevant. Sicherlich kann Musik für eine Subkultur wichtig sein, aber fürs Rollenspiel ist das ganz augenscheinlich nicht so. Aber so hat man das mal festgestellt. Es gibt hier keinen Grund über Gebühr an der Repräsentativität zu zweifeln, Musikgeschmäcker scheinen mir (noch) nicht durch Internetnutzung beeinflußt.

Dann wurde gefragt, in welcher Epoche man gerne leben würde. Nett, aber die Zielstellung des Fragenden wird so nicht erfüllt. Schlußfolgerungen keine.
Weiter.

Etwa 75% der Antwortenden spielen schon seit 6 Jahren oder länger. Interessant. Kann sein, daß es weniger junge Menschen gibt, die RSPs zocken. Kann auch nicht. Auf jeden Fall fehlt weiterhin jeder Hinweis auf eine nächste Generation, auch dieser fehlende Mosaikstein trägt zur Ausgestaltung dieser Wissenslücke bei. Fehlende Beweise beweisen zwar nichts, aber da sie kontinuierlich fehlen, kann meine These aufrecht erhalten werden.
Wir sterben aus.

Interessant, knapp die Hälfte (47%) spielt nur maximal zweimal im Monat! Vielleicht ist das eine der Gründe für intensive Forennutzung der Betreffenden? Oder Indiz für strukturelle Wenigspieler in Deutschland. Schließt sich ja nicht aus.

Einige Fragen weiter kommt dann der Hammer. Es ist ja sehr plausibel, anzunehmen daß Forennutzer das Hobby intensiv betreiben. Unplausibel erscheint mir, daß sie weniger Geld ausgeben als der Durchschnitt.
67,5% geben an, weniger als €20 pro Monat auszugeben!
Kein Wunder, daß unsere Rolloschränke mit drittklassigem deutschem Material gefüllt sind. €20, bei so Leuten mag ich garnicht Spieler sein. Aber naja. Wichtige Zahl, und wohl auf die Gesamtheit projezierbar.

Die Auswahl der bekannten Systeme erscheint mir etwas merkwürdig. Es werden die üblichen Verdächtigen der deutschen Forenlandschaft genannt, aber war das nicht so durch den Fragebogen vorgegeben? Und welcher Forenbesucher der genannten Foren kennt D&D nicht? Angeblich die Hälfte. Da besteht für mich Klärungsbedarf.

Die Mehrheit der Antwortenden ist Spielleiter, meine alte These erfährt hier Bestätigung: Forennutzer sind eher nicht die Nur-Spieler, obwohl die absolut in der Mehrheit sein dürften.

Der Kern meines Interesses richtete sich auf die Spielelemente, also die Präferenzen der Antwortenden. Es wurde zwar gefragt: „Wie wichtig ist ihnen…?“, aber niemand mußte sich entscheiden. Somit wurden bloße Launen abgefragt, Lippenbekenntnisse. Schlüsse über die echten Präferenzen, oder gar Werte sind so unmöglich.
Dennoch betrachtenswert:

Gute Geschichte
Fantastischer Hintergrund
Darstellen des Charakters
Lösen von Rätseln
Gespräche mit Mitspielern und NSCs

werden alle als ziemlich wichtig eingestuft.

Kurz dahinter, Kämpfe gegen Monster/Gegner.
Schätze sammeln relativ weit abgeschlagen.

Wir stellen also fest, daß die Antwortenden vieles auf einmal wollen, kurz Abenteuer erleben. Schätze sammeln ist ein doofe Frage, denn nur wenige Spiele machen das überhaupt notwendig. bei DSA ist es wenig nützlich, bei Shadowrun auch nicht im Zentrum, beim Rest fast nie.

Weiterhin reflektieren auch die Anworten nicht, daß man oft Dinge gegeneinander Abwägen muß. Traurig, daß mehrheitlich Spielleiter nicht soweit blicken können. Interessant wäre hier eine Profliklassenbildung nach den einzelnen Merkmalsträgern. Wenn man mir den Datensatz übersendet, würde ich mal lustig Clusteranalysieren. Evtl. gibt es ja doch Präferenzkategorien.

Auf jeden Fall ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, daß es in in jeder Spielrunde jemanden gibt, der eine oder mehrere dieser Aspekte besonders begrüßt. Aus pragmatischer Sicht ein weiteres Indiz für die Überlegenheit des ARS, was Breitenwirkung angeht.

Leider aber auch Indiz für die Inkonsequenz und Strukturlosigkeit der Bedürfnisse. Ein klardenkender Spielleiter, der Entscheidungen fällt und so den Spielern ihre Erlebnisse ermöglicht scheint wünschenswert. Aber wie schon gesagt, evtl. existieren in den Daten noch Präferenzprofile die so noch nicht erkennbar sind.

Insgesamt doch ein paar interessante Denkansätze, und wenn man mir die Daten zukommen ließe, würde ich mit Begeisterung multivariat tätig werden. Natürlich insgesamt wenig stichhaltig als einzelne Untersuchung, aber in der Summe aller Untersuchungen entsteht tatsächlich ein Bild mit recht klaren Konturen.

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