Michi, der deutsche Idiot, oder: Diskurserwin

Was es für Volltropen gibt, bzw. was es nicht für schwachsinnige Argumente gibt. Ich kann es kaum glauben. Wer weiß, vielleicht, schließe ich das O.R.K. für nichteingeladene. Wobei dann wahrscheinlich die Kommentarfunktion hier ausreicht, da dann meinetwegen jeder als Teilnehmer. Ich bin es Leid mit unwissenden Möchtegernrollenspielern zu reden, das ist einfach Zeitverschwendung. Da stellt sich einer hin, und meint Traveller sei scheiße, gleichzeitig offenbart er, daß er nichtmal weiß, wie man ordentlich überhaupt Fertigkeitsbasierte RQ/Traveller-Säulen Derivate spielleitet. Ja, es ist eine allgemeine Krankheit:
Der deutsche Rollo im Internet kennt sich nicht aus. Da haben sie DSA gespielt, schlechte Erfahrung gemacht, gehen zu WoD, machen schlechte Erfahrungen, und lesen dann Forge-Artkel und spielen nun Bauchnabelgucken mit Würfelvergleichen. Wenn es hoch kommt, ist noch Shadowrun-Erfahrung dazuzunehmen. So stieß ich jetzt verstärkt auf die Mär, ein System müsse alles Regeln, sonst wäre es ja wieder Spielleiterwillkür.
Natürlich muß ein System nicht alles Regeln, schon garnicht ein ARS, und das sind ja die meisten. Alles was seit den Anfängen in Regeln gepackt wurde, war der Herausforderungskern und die Ressourcenallokation. Um diesen festen Kern, der Relevanz und Bezugspunkt darstellt, können die lustigsten ad-hoc Regelungen getaltet werden, um frei, flüssig und spannend spielen zu können. Oder auch zäh und strategisch, aber vor allem frei. Frei von Erbsenzählerei zwischen Spieler und Spielleiter. Nur Relevantes wird preußisch korrekt gehandhabt, also bei Traveller Technologie, Geld und Tod. Oder bei D&D eben Magie, Gold und Tod.

3.5 ist der Volvo unter den ARSen, die alten ARSe sind alles zwischen Fahrrad, Mofa und Hayabusas.
Lernt euch auf zwei Rädern fortzubewegen.

Vom Extrem der Goldenen Regel, die anders als die ARS Regel 0 (Sei fair!) natürlich abzulehnen ist, sind unsere paar Michis der festen Überzeugung, alles müsse geregelt sein, alles benötige Modifikatoren.
Weil sie eben nur Schrottmeister sind und Schrottmeister hatten. Ehrlich, mit den meisten brauch ich mich garnicht zu unterhalten, den sie haben nicht eine einzige interessante Seite oder eine Kenntnisinsel, nein, Michi ist besserwisserisch und hält sich für gewitzt, wobei er nur arm und zu bedauern ist.

Die meisten guten Spielleiter sind eh nicht im Netz, wozu auch. Nimer Yusef hat mal gesagt, die Leute, die nicht so viel im RSP drauf haben, werden dann anderweitig aktiv, organisieren Cons oder das PrO oder sind Kassenwart. Heutzutage gehen sie auch ins Internet, um Funky Colts zu verreißen, oder nutzlose Challenges abzuhalten, deren Ergebnisse niemand braucht. Oder sie sprechen über die Rolle der Bedeutung, verbeißen sich in Definitionsfragen, die irrelevant sind. Was hilft denn eine Definitionsstreitigkeit, wenn sie um ihrer selbst Willen geführt wird?
Noch schlimmer aber: Wie will jemand mitreden, der bisher nur eine einzige Säule des ARS und evtl. ein paar TRS-Minigames gespielt hat überhaupt mitreden?

Die Inkonsequenz ist im Rollenspiel eingebaut, ebenso im Menschen, diesem Widerspruch mit Besserwisserei zu begegnen anstatt ihn zu umarmen und sich mit ihm zu arrangieren, ist Zeichen für mangelndes Interesse am eigentlichen Spiel.

Im Abenteuerrollenspiel, wie es sich entwickelt hat, sind Ad-hoc Regelungen gang und gäbe und liefern eben ein flüssiges Abwägen von Plausibilitäten. Ebenso sind die meisten Spiele mit einer Idee verbunden, einer Settingidee, einer Abenteueridee. Über diese popkulturelle Ebene wird Interesse geweckt, fast nie über irgendwelche Regelschmankerl. Der gute Rollenspieler denkt sich: „Wow, ich kann Cyberpunk am Strand spielen!“ oder „Mann, immer wollte ich schon Raumschiffe bauen!“ oder „einmal Colt Seavers sein“ oder „Drachen!!!“. Das, was drinne ist zählt, selten das was fehlt. Das was nicht geregelt ist, wird ad-hoc geregelt. System doesn’t matter.
Anstatt dauernd besserzuwissen was Systeme alles nicht können (unendlich viel, wollen wir wetten?), muß geschaut werden, was ein System kann, oder können will. Subsysteme und Relevanzkerne, darüber kann man sich unterhalten. So ist das ursprüngliche Traveller tatsächlich fehlerhaft: Der Relevanzkern Geld kann mit einem wirtschaftlichen perpetuum mobile ausgehebelt werden, dazu muß man nur eine einigermaßen geschickte Route finden. Dies ist die eizige treffende Kritik, alles andere ist idiotische Michelei.

Aber unser Michi hat eben nie eine gute ARS-Runde oder einen guten Spielleiter gehabt. Deswegen ist er wahrscheinlich im Internet, anders ist es garnicht mehr zu erklären, was da abgelassen wird.
Die Konzentration auf das Geschriebene ohne Betrachtung des Kontext und des tacit knowledge kann ihren Wert in der Professionalisierung des Rolloschreibens haben, nun gut. Man muß gerade in Deutschland für Erwins und Con-Michis eben jeden an die Hand nehmen: geschenkt.
Aber wer in loser Diskussion, beim lockeren Fachsimpeln auf diese Betrachtungsweise beharrt, der outet sich entweder als ahnungslos, oder eben als Besserwisserstänkerer, als Michi. Ich bin zu alt für so ein Sachkundeunterrichtverhalten.

Und so kommt es dann dazu, daß Michi AD&D nicht mag, weil da angeblich nicht-Diebe nicht schleichen können (was natürlich quatsch ist). Oder weil es angeblich Fertigkeit XY nicht gibt. Dabei ist es seit altersher bekannt, daß man im Zweifelsfall eine Zielzahl setzt, und darauf würfelt. Wer das nicht kann, bei dem will ich nicht spielen, mit dem brauche ich nicht reden. Vielleicht tue ich es trotzdem, aber nur zu Aufklärungszwecken, persönlichen Gewinn kann man aus Michi-Unterhaltungen nicht ziehen. Ich empfehle jedem lernwilligen Michi ein wenig amerikanische Rollenspiele bis zum Erscheinungsjahr 1989 zu spielen, ungemein lehrreich. Und wenn einem etwas komisch vorkommt, den Fehler bei sich selber und die Antwort im Netz und alten Zeitschriften suchen. Oder mich fragen, dann aber bitte ohne Michi-Zweiklang: Nörgeln und Besserwissen, sonst platzt mir der Arsch in Streifen.

Ich verbleibe mit dem Hinweis auf zu prüfende Maßnahmen.

Zum O.R.K.

2 Gedanken zu „Michi, der deutsche Idiot, oder: Diskurserwin

  1. Ausnahmsweise muß ich Ihnen hier – glaube ich zumindest – zustimmen. Und das, obwohl ich ARS ablehne. Erschreckend, oder?-The Infernal Teddy

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