Rezension: Dungeon Crawl Classics #1

Der Kontext:
Ulisses Spiele hat nun das erste Abenteuer von Goodman Games übersetzt, und diesem, eurem Leuchtturm des guten Geschmacks zur Bewertung zugesandt. Was sind Dungeon Crawl Classics? Kurz gesagt sind es Rollenspielabenteuer für D&D 3.5, welche nach den äußeren und inneren Vorbildern aus der Zeit der ersten AD&D Edition verfertigt wurden. Nicht jeder kennt sich mit AD&D1 aus, so seien also ein paar Erläuterungen eingeschoben. Was zeichnete die alten Abenteuer aus? Zunächst die physische Darreichungsform, meist 32 Seiten mit Kartonumschlag, welcher als Spielleiterschirm fungierte. Dazu war das Heftchen mit dem Abenteuer nur in den Kartonumschlag eingelegt und nicht fest verbunden, meist gab es drei Kartonseiten, so daß tatsächlich ein brauchbarer DM-Schirm entstand. Auf der Innenseite waren dann praktischerweise die Karten für das Abenteuer aufgedruckt, in blauer Farbe. Die Umschlaggestaltung war relativ streng geregelt, vorne und hinten waren die einzigen Farbbilder zu sehen. Die meisten der alten Umschlagillustrationen sind von Künstlern angefertigt worden, die in der zweiten Edition nicht mehr auftauchten. Anders als das naiv-photorealistische Paradigma der Easly-Elmore-Parkinson Ära, zeichneten sich die alten Bilder durch bis ins surrealistische gehende Stilelemente aus. Einige der Künstler waren wirkliche Koryphäen, allen voran Erol Otus, von dem ihr hier mehr lesen bzw. anschauen könnt. Wichtig ist für das Verständnis ist es, sich ein wenig auf diesen Stil der Siebzigerjahre einzulassen, ein passender Vergleich wäre zum Beispiel Monty Python. Die animierten Zwischensequenzen sind eben im Flying Circus absichtlich so wie sie sind, und absichtlich nicht photorealistisch. Übertreibung, Betonung und Horizonterweiterung sind wichtiger als Unterordnung. Die alten Zeichnungen zeigten eine dunkle Welt, deren Gesetze wild und hart waren, und deren Realitätsgefüge nicht fest und beständig war. Ein Dungeon war erstmal ein Ort der widernatürlichen Abgründe und außerweltlich-chaotischen Scheusale, kein wohlgeordnetes Ork-Wohnheim.
Die Abenteuer bzw. Dungeons selber waren von meist hoher Qualität, d.h. sie stellten mehrfach-vielfältige Anforderung an die Spieler, meist waren sie auch relativ schwierig zu Überleben, je nach Autor. Viele Dungeons enthielten Weltbeschreibungselemente, führten neue Fraktionen ein, aber jedes Stand alleine und für sich da, konnte überall hin transponiert werden. Eine sehr hohe Text und Materialdichte machte diese schmalen Hefte zu Begleitern für mehrere Zehner Stunden, und wer ein solches überlebt hatte, konnte mit Fug und Recht stolz sein. Kriegsgeschichten über besonders knackige Klassiker werden auch heute noch erzählt. Die hohe Informationsdichte wurde durch die damals sehr schmalen Statblocks, aber vor allem durch die auf das Essentielle beschränkten Texte erreicht. Mit wenigen Sätzen wurden Situationen und Konflikte geschaffen, die zusammen mit der Karte (auf der der Raum ja schon beschrieben war) und Hinweisen zu weiteren Entwicklungen für viel Durchzuspielendes sorgten. Häufig gab es mehrere Fraktionen, mehrere Wege, und miteinander korrespondierende, bzw. in Verbindung stehende Räume, derer es auch bedeutend mehr gab, als das zum Beispiel in den aktuellen Adventure Paths der Fall ist.
Das Produkt:
„Idyllen des Rattenkönigs“ heißt der erste deutsche Band der Reihe, zum Preis von €9,99 erhält man ein Abenteuer auf 32 gehefteten Schwarz/Weißseiten mit robustem, beschichtetem Kartoneinband und den Dungeonkarten auf der Innenseite. Die OGL-Hinweise sind verkleinert auf der letzten halben Seite untergebracht, so bleibt mehr Platz für ein paar Handouts und eine Karte des Dorfes über dem Dungeon. Das Coverbild is unspektakulär, aber hinreichend düster und bar jedes Dungeonpunk, das Rückseitenbild hingegn ein phantastischer Beitrag im alten Stile.
Der Inhalt:
IdR ist ein Abenteuer für frische D&D 3.5 Personnagen, die währenddessen mindestens eine Stufe aufsteigen dürften, je nach Teilnehmeranzahl auch mehr. Es gibt eine nette Hintergrundgeschichte um eine jetzt besetzte Mine, einen Fluch, eine mysteriöse Dritte Partei. Kurzum, die Mine muß befriedet werden, und da stehen schon die Abenteurer und nehmen sich des Problems an.
Geboten wird dann auf 4 Etagen und 42 Begegnungen Dungeonkost. Die Räume sind nicht fortlaufend, sondern zweigliedrig numeriert, was beim Vergleich mit den Karten bedacht werden muß, die Karten sind nämlich kontraintuitiv angeordnet auf die Umschlagsinnenseite gedruckt worden. Jeder Raum hat einen kleinen Vorlesetext, der den Spielleiterlesefluß sehr bremst, und zudem unsäglichen Blödsinn enthält: Meterangaben und Himmelsrichtungen. Tödlich. Sowas muß man auf jeden Fall paraphrasieren, allein um schon „links“ und „rechts“ anstatt „an der Nordwand“ sagen zu können. Daß Raummaße nicht wiederholt weren müssen, ist auch klar. Die wichtigen Informationen befinden sich aber in schnell konsumierbarer Form im Fließtext, ebenso wunderbar brauchbare Statblocks und Taktikhinweise. Manche der Taktikhinweise sind aber etws hanebüchen, so soll eine Gruppe Goblins „sofort einen Sturmangriff machen, und dabei ihre Dolche werfen“. Ich würde das als DM so leiten, daß die Goblins das dann jetzt hier gerade alles gleichzeitig können, aber regelkonform wäre das nicht. Ebenso sind viele Sachen nur von Profis voll zu verstehen: Wenn Fernkämpfer oder Peitschennutzer Magienutzer unterbrechen sollen, dann müssen sie ihre Aktion zurückstellen, das steht so deutlich aber nicht im Modul. Nur daß die angegriffen werden, um sie am Zaubern zu hindern. Also suboptimal für Anfänger-DMs. Für Anfänger-Spieler ist es aber super, denn z.B. der Folterpeitschenschwinger macht kaum Schaden, führt aber in die Problematik Aktion zurückstellen-zaubern-Konzentration-Defensiv-zaubern-Gegner mit Reichweite ein. Ähnlich sanft (Peitsche 1w2 Schaden, nichttödl.) werden auch andere Spielelemente eingeführt, der DM muß dies aber erstmal erkennen.Die Verliesebenen sind allesamt Graphen hoher Konnenktivität, will heißen es gibt pro Raum eine recht hohe Zahl an verbindenden Gängen. Daraus folgt, daß es ausreichend Entscheidungs- Umgehungs und Überraschungsmöglichkeiten gibt. Leider greifen diese erst wirklich nach den ersten paar Begegnungen, da man nahezu geskriptet im ersten Raume Alarm auslöst, und dann erstmal in einem sich ausweitenden Strauß mit mehreren Goblingruppen auszufechten hat. Danach können aber alle Möglichkeiten genutzt werden, besonders ertragreich sind die verborgenen Räume, hier können Feinde umgangen, überrascht, vor allem aber Handouts freigespielt werden, die einem mehr und mehr über die mysteriöse dritte Partei und die geschichte des Mine verraten. Wer dies alles tut, und die richtigen Schlüsse zieht, der kann das Dungeon auf andere Weise lösen, als erstmal offensichtlich scheint. Sehr übel aufgestoßen ist mir hingegen die Art und Weise in der Geheimtüren gehandhabt werden: Keine Beschreibung, sondern nur der reine SG wird geliefert. Das nimmt der Sache vollkommen die Ebene der Spielerleistung, und läßt es zu einer Würfelübung degenerieren, Schade, da waren die alten Module schon weiter! Ebenso traurig ist die Tatsache, daß auch hier „žSuchen“ und „žEntdecken“ nicht geschieden werden, so daß ich nach drei Jahren wöchentlichem 3.5 Spiel immer noch nicht sicher bin, wie und wann welche der Fertigkeiten einzusetzen ist, bei Goodman Games wohl ebensowenig

Die Übersetzung:

Grundsätzlich ist die Übersetzung ohne größere Unfälle gelungen. Der Text ist lesbar und kaum stößt einem etwas als holprig auf. Es gibt aber Dinge, die ungemein stören.

Fangen wir beim Titel an: „žIdyllen des Rattenkönigs“ ist eine direkt Übersetzung von „žIdylls of the Rat-King“, was eine Anspielung auf den Artusgedichtszyklus von Lord Tennyson ist. Obwohl auch im deutschen Idyllen als romantische Gedichte bzw. Impressionen verstanden werden können ist dies hochgradig unüblich. Im Englischen eigentlich auch, wäre da nicht der allseits bekannte Tennyson-Titel „žIdylls of the King„. Ein guter Überträger hätte eben übertragen und nicht nur übersetzt, und einen Titel nahe einem deutschen Titel der Romantik gewählt. So etwas wie „žDes Rattenkönigs Wunderhorn“, was sehr gut passen täte, da auch im Modul keine Gedichte/Idyllen auftauchen, so brauchte auch das Fehlen eines Wunderhorns nicht stören, ja vielmehr lockte solch ein Titel den schatzlüsternden Abenteurer. So bleibt ein gestelzter deutscher Titel an der Grenze der Peinlichkeit und bar der literarischen Anspielung des Originals. Schlimmer wiegt jedoch ein Kapitalverbrechen des Fantasyrollenspiels. Nochmal, ohne jede Geduld: DER Schild. Punkt. Setzen Sechs, was auch für die Lektoren gilt. Auf Seite sieben respektive 11 kann man deren Versagen bestaunen. Ebenso unangenehm ist eine etwas merkwürdige Begebenheit: Der Kartenmaßstab wird mit „žEin Kästchen = Fünf Fuß“ angegeben. Erstens rechnet D&D in Deutsch mit Metern, wie es auch der deutsche Modultext tut, zweitens belegt der Modultext auch überdeutlich, daß ein Kästchen drei Metern entsprechen muß, und drittens sind alle alten Module auf der Basis „žKästchen entspricht zehn Fuß“ erstellt worden. Ich kann mir das nur so erklären, daß jemand anderes als der Übersetzer die Karten übertragen hat. Nun, das viel mir nach vier Sekunden auf, hier schlampte also die Ulisses-Fehlerkontrolle. Schade ist auch, daß das Retro-Blau nicht für die Karten verwendet wurde, dürfte aber aus Kostengründen geschehen sein, und tut dem Modul letzlich keinen großen Schaden an. Unschöner ist hingegen die fitzelige Signatur für Geheimtüren, die kaum von normalen Türen zu unterscheiden ist. Ein einfaches, klassisches kapitales „žS“ stünde dieser Kartenart bedeutend besser zu Gesicht. Im eifer des Gefechts die Geheimtür preiszugeben bleibt somit beständige Gefahr für den DM.

Schade ist auch, daß Eigennamen nicht eingedeutscht wurden, Silverton meinetwegen zu Silberbing oder ähnlichem und Lawrence stupide zu Laurenz hätte da schon gereicht, dies hätte die Transponierbarkeit und Ästhetik weiter erhöht. Die deutsche Version besticht durch eine famose Beschichtung des Kartonumschlags, die kaffefleckenabweisend und somit unglaublich wiederstandsfähig und nützlich ist. Insgesamt ist Haptik und Optik die eines robusten, leicht handhabbaren Werkzeugs, geballtes Abenteuer ohne Firlefanz, ohne aber auf etwas zu verzichten, es macht Spaß daß Modul umherzutragen oder es ruhigen Gewissens lässig in die Ecke zu feuern. Nichts für Buchrückennazis, nur für echte DM.

Fazit:

Ein gelungener, flinker Einstand, der Lust auf mehr macht. Eine kleine stufenübergreifende Bibliothek dieser handfesten Nützlichkeitsbündel hätte ich gerne im Schrank. Das Modul selbst ist solide aber ein wenig unspektakulär, doch viel Mühe wird einem abgenommen und schnell kann ein über Abende gehendes Abenteuer vorbereitet werden, es liest sich trotz Vorleseblock sehr fix. Einzig die äußerst lahme Darstellung von Geheimtüren in Wort und Bild trüben das Crawlerlebnis. Ansonsten gibt es viel zu erschlagen, viel zu verhandeln, viel zu Rätseln, einiges zu Rollenspielen und so manches zu erbeuten. Für den Dungeonunkundigen sei nochmal hervorgehoben, daß Dungeonmodule nicht spaßig zu lesen sind, denn es wird in knappster Form eine Situation beschrieben, die aber hoffentlich viel Spaß macht. Und genau das liefert „žIdyllen des Rattenkönigs“ mit den genannten Abstrichen zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Besonders spannend finde ich die Benutzung der deutschen D&D-Begriffe, ohne besondere Erlaubnis von F&S. Dies heißt also, wir dürfen (und durften) das alle auch, denn es wird allein mit der OGL abgedeckt. Nach all den Jahren Lügen und Drohungen von F&S eine Befreiung. Spät, aber immerhin vielleicht nützlich, wenn F&S nicht in der Lage ist die 4e (wie Italien und Israel es schaffen) zeitgleich mit der US-Version, und unter 1:1 Umsetzung der DDI Materialien auf den Markt zu bringen.

Zum O.R.K.

31 Gedanken zu „Rezension: Dungeon Crawl Classics #1

  1. Könnten trotzdem mehr sein…Auch eine zusätzliche Leerzeile hier und da hilft den Text übersichtlicher zu halten.

  2. So, eineinhalb Stunden später, das reicht, jetzt aber mal Tacheles: ich nehme an, das Original liegt dir nicht vor, direkter Textvergleich ist also nicht drin. Das freilich ist kein Schaden, sondern der Normalfall bei der Besprechung übersetzter Texte… aber tu das dann doch auch, menno. So richtig die Beobachtung um das oder den „Schild“ auch sein mag, geradeso kann man auch über Nutella diskutieren, aber es sagt mir noch nix über die Qualität des Textes an sich. Das ist, was?, achtmal meinetwegen ein bestimmtes Wort von ingesamt etwa 10.000: heißt das, die anderen 9.992 sind mit „kaum holprig“ ausreichend geschildert, während dieses eine Dings deren achtzehn verdient? Ja nee, oder?Viel relevanter wäre doch, wieweit der Stil der Übersetzung mit dem mutmaßlichen Zweck des Textes zusammenpasst: ohne IdR zu kennen, kann ich der Rezi entnehmen, dass es offenbar durch eine gewisse Sachlichkeit und Funktionalität bestimmt ist – na, ist denn die Übersetzung sprachlich auch entsprechend, isses wie ne anständige oder doch eher wie ne nervtötende Gebrauchsanweisung, wie n Aufsatz 10. Klasse Vorgangsbeschreibung, versteigt sich der Übersetzer zu literarischen Anwandlungen wo sie nix zu suchen haben, oder – was?Und ich weiß nun nicht, gibt’s zwischendurch eher erzählende Passagen, zum Vorlesen vielleicht gar? Sind die dann in demselben Stil gehalten, oder anders, fühlen sie sich an wie n Landserroman, oder wie Monty Python eingedeutscht, oder wie Monty Python auf Deutsch oder – was?…Fragen über Fragen…Alldieweil, den Titel-Betrachtungen schließe ich mich uneingeschränkt an; es gibt immer wieder Veröffentlichungen, bei denen man den Titel anschaut und sich denkt, ‚Och menno, Einführungskurs Lit für Verleger verpennt, oder wie?’… „Die Idyllen des Rattenkönigs“ klingt sowas von übersetzt, dass es IMHO fast besser Englisch geblieben wäre! (In Kino und Buchhandel sind Titel dieser Tage ja kaum je von den Autoren allein, und von den Übersetzern ganz zu schweigen… nichts ohne Absprache mit dem Marketing.)Was schließlich die Eindeutschung von Namen angeht… das ist letztlich Verlagsentscheidung. Gern würde man Ulisses ja unterstellen, dass sie aus Rücksicht auf die Gefahren bei dieser Art der kulturellen Übertragung (denn doch, darum geht es) lieber davon abgesehen haben… aber die o.e. auffällige Übersetztheit des Titels lässt doch eher befürchten, dass sie die Möglichkeit gar nicht erst in Erwägung gezogen haben. :-s

  3. Nun, der Rest des Textes liest sich wie gesagt flüssig-funktional, das nervige der Vorlesestellen ist, daß sie in simpel gestrickten deklarativen und adjektivarmen Sätzen die Raumausmaße und -inhalte beschreiben. Was kann ich als Laie da mehr sagen? Ich kann schon verstehen, daß das ein Herzensthema von dir ist, aber ich kann ja nur sagen, was mir auffällt. Und aufgefallen sind eher Schlampigkeiten als tatsächliche handwerkliche Fehler. Alles andere liest sich, wie sich Dungeontexte eben so lesen. Ob zum Beispiel aber pittoreske Stellen wie „Sturmangriff über tische hinweg+Wurfwaffen in der gleichen Runde“ auf die Übersetzung zurückzuführen ist, kann ich eben nicht sagen.Alles klar?

  4. @Phil: Ich muss Deine Kritik an Hofrats Kritik zurückweisen.Wenn irgendeiner Sprache korrekt nutzen soll, dann ein Verlag, der ein Buch veröffentlicht, bzw. ein Übersetzer, dessen Handwerkszeug Sprache ist.Ganz elementar ist die Kenntnis einfacher Wörter wie „der Schild“, auch wenn vielen Laien dieser Begriff ungeläufig ist.Schwieriger ist zugegebenermaßen das mit der „Idylle“, es zeigt aber, dass der Übersetzer sich offensichtlich gar keine Gedanken gemacht hat. Man hätte ja auch sonst irgendeinen sinnhaften Titel mit dem Begriff „Rattenkönig“ basteln können.

  5. Alles klar, aber leider bin ich immer noch nicht einverstanden. @ghoul:Die Verwendung einzelner Ausdrucksweisen entsprechend den übereingekommenen Gepflogenheiten sollte uns sicherlich am Herzen liegen (sonst könnten wir ja gleich SMS schreiben), aber das ist ja nicht alles, was uns der Verlag hier an Sprachnutzung vorgesetzt hat. Und den gesamten Rest mit eineinhalb Adjektiven wegzuglossieren, das ist, mit Verlaub, wie der Spieler, der uns als Gesamtfeedback zu einer monatelangen Kampagne nichts weiter offeriert als „war gut“ oder „war scheiße“; wie jemand, der einen Verriss von „D&D: The Movie“ ausschließlich darauf basiert, dass man noch nie zuvor so viele Mikrofongalgen auf der Leinwand sah; wie ein Troll, der sich in keiner Weise mit dem Inhalt auseinandersetzt, sondern Hohn, Spott und Flames an dem Umstand entfacht, dass dem Hofrat hier eine „Konnenktivität“ ausgeglitten ist… ;)@Hofrat:Auch als Laie kannst du einiges sagen – obwohl natürlich das Merkmal einer mindestvertretbaren Übersetzung immer darin besteht, dass sie kaum zu bemerken ist. Aber aus Rezi und Replik kann ich mir jetzt etwa folgendes zusammenstückeln:- der allgemeine Schreibstil unterstützt die funktionale Ausrichtung der ganzen Veröffentlichung [bis deine Replik es bestätigte, war das leider nur zu vermuten]- derselbe Schreibstil ist aber auch in die beschreibenden Passagen eingedrungen und wirkt sich da eher störend aus, und der Umstand, dass da einige Informationen eher unzweckdienlich eingefügt sind, macht es nicht besser. Offenbar wäre hier die Änderung einiger Textmerkmale angebracht gewesen – sowas ist aber nicht die Aufgabe des Übersetzers (und sollte es auch nicht sein!), sondern liegt im Ermessensbereich der Endredaktion. Warum die das unterlassen hat… mag lieber jemand anders erklären. [Sollte deine ursprüngliche Rezi dasselbe gesagt haben, dann war es ein wenig zu kryptisch für mich…]- insgesamt also eine annehmbare und angemessene Übersetzung, die sich nicht vom Durchschnitt dessen abhebt, was man in Deutschland auf diesem Sektor so kennt [„wie sich Dungeontexte eben so lesen“, das IST doch mal ne hilfreiche Aussage]. Das Bild wird lediglich von ein paar Schnitzern getrübt, die, wenn schon nicht der Übersetzer, dann doch wenigstens eine aufmerksame Redaktion hätte vermeiden können – also etwa die o.e. beschreibenden Passagen, und dann solche Knüller wie dasden Schild.So. Und wie schwierig war das jetzt?

  6. Nö. Über den allgemeinen Schreibstil konnte ich zunächst nur Vermutungen anstellen, der Schreibstil in beschreibenden Passagen wird bestenfalls durch die Blume erwähnt, und wo genau hab ich die zusammenfassende Bewertung der (wie gesehen, doch recht behäbigen) redaktionellen Textbearbeitung übersehen?(Nein, ich glaube nicht, dass ich hier Erbsen zähle… wenn, dann sind es die Rosinen, die du herausgepickt hast, und frage, ob das alles sein soll. Allein die Rosinen zu finden, hat noch nicht viel mit Geschmack zu tun. Dächte ich jedenfalls.)

  7. Jetzt wirst du aber irrational-zickig. Wenn wir beide in einer Redaktion wären. Dann hätte ich den Text dir zum Lesen gegeben. Du hättest deine Anmerkungen drangeschrieben, ich hätte es eingearbeitet(murmelnd daß ich das eh sagen wollte), und dann hätte man nochmal Korrektur gelesen und der Drops wär jelutscht.Daß ich als Einzelperson keine druckreifen Artikel verfasse, manches Unklar bleibt liegt in der Natur der Sache, eben weil ich das zum Spaß mache, und perfekte Beiträge zu produzieren Arbeit und kein Spaß ist. Runterschreiben-Feedback bekommen, das ist doch der Witz, und klar hast du Recht. Ich sage „ja“ zu Phils Anmerkungen. Was willst du noch?Ich habe mich unklar ausgedrückt. Und nun?

  8. Dem Gesamtfazit der Rezi würde ich zustimmen, gefällt mir ganz gut. Zu den regeltechnischen Anmerkungen: man darf ja nicht vergessen, dass es auch das allererste englischsprachige DCC war – von mittlerweile über 51! Da hat sich sicherlich einiges getan – auch wenn ich das nicht beschwören will, schließlich sitzt ich da normalerweise auf der anderen Seite des Spielleiterschirms, sprich dem üblicherweise nichtlesenden Teil.Zum Kapitel redaktionelle Änderungen: Ich glaube nicht, dass es eine ausführliche Endreadaktion nach der Übersetzung gab…@Meter/Fuß: Ja, 10 feet = 5 Fuß… Sesam. Insofern, gut, dass es Meterangaben im Modul gibt ;)@Titel: Ich weiß nicht. Jemand schlägt vor, beim englischen Original wie bei Filmtiteln zu bleiben – das ist ja geradezu geschehen. Und einen Klassiker wie „Idylls of the ratking“ als Des Rattenkönigs Wunderhorn zu verunglimpfen – nix wie ungut – wäre natürlich schlicht peinlich gewesen. Das hätte man bei nem Tavernennamen machen können, den ich mir ähnlich wie den „rusty pick“ übersetzt gewünscht hätte.Soweit von mir, gespannt darauf, was die anderen fünf Module bieten!

  9. Hallo Settembrini und Mitdiskutierer,es ist schön, eine erste Kritik zum ersten deutschen DCC zu lesen. Insbesondere für mich, da ich der Übersetzer bin, der für einige der von euch entdeckten Schnitzer mitverantwortlich ist. Zunächst aber vielen Dank für die umfangreiche Kritik!Es wurde – zurecht – das mangelhafte Lektorat bemängelt. Dennoch bleiben es natürlich meine Fehler, auch wenn ein Großteil dieser auf Flüchtigkeit zurückzuführen ist.Zu den einzelnen Punkten:1. Der TitelIch habe lange und intensiv über die Brauchbarkeit des Titels nachgedacht. Schließlich wurde er vom Verlag und mir so beschlossen. Er ist auch einer der ungewöhnlichsten aller bisher erschienenen DCC-Module – bei den anderen sollte es eine solche geschmackliche Spaltung nicht mehr geben.In der Tat ist es eine Anspielung auf „Idylls of the King“ von Tennison. Es gibt auch im Deutschen die literarische Übertragung „Idyllen des Königs“. An dieser orientierte ich mich auch. Und der Bezug zum Abenteuer ist natürlich der Barde, dessen umfangreiche Bibliothek wohl auch etliche Idyllen („Gedichte“) beherbergt. Mag für den einen peinlich sein, für den anderen unpassend. Für mich ist es weder noch: es paßt und bewahrt auch die Anspielung.2. DER Schild. Völlig richtig. Flüchtigkeitsfehler, aber dennoch: Schande über mich! Wird in Folgebänden nicht mehr vorkommen.3. Eindeutschung der Namen.In der Tat war es eine gemeinsame Entscheidung des Verlags und mir, Namen weitestgehend im Original zu belassen. Dies ist aber letztendlich durch mich nicht konsequent durchgezogen worden – so blieb das Gasthaus „Silver Cup“ im Original, während der Ausstatter „Rusty Pick“ übersetzt wurde („Rostige Spitzhacke“) – auch hier geht eine winzige Doppeldeutigkeit des Originals in der Übertragung verloren.Ich habe zwischenzeitlich viele Meinungen eingeholt, und es gibt kaum ein Thema, das kontroverser diskutiert wird. Die einen hassen deutsche Namen wie „Silberhausen“ bzw. „Silberbing“ oder „Laurenz“. Die anderen meinen, alles müsse eingedeutscht werden. Nun, ich sympathisiere eher mit ersterer Gruppe. Meiner Meinung nach gehen mit einer Eindeutschung nicht automatisch Asthetik und Transponierbarkeit einher. Davon abgesehen werden die meisten SL wohl eh die Örtlichkeiten des Abenteuers ihrer Kampagnenwelt anpassen.Reiche, Städtenamen und Personen werden auch zukünftig weitgehend nicht eingedeutscht, Etablissements und bestimmte andere Begriffe schon. Den einen gefällts dann, den anderen nicht. Alas, such is life!4. Die Sache mit dem MaßstabNun, in der Tat steht im Manuskript „Ein Kästchen = 3 m“. Wie die 5 Fuß da reingerutscht sind, kann ich mir nicht erklären. Ist aber beim Setzen geschehen.5. Die VorlesetexteDie sind nun wahrlich nicht von literarischem Anspruch, zugegeben. Sind sie auch im Original nicht. Echte Old-School-Module waren da aber auch nicht immer stimmungsvoll, sondern haben auch oftmals diese nüchterne, sachliche Natur.Doch abgesehen davon sind gerade diese Vorlesetexte und ihre „stimmungsfördernde Qualität“ sehr vom Autor abhängig. Beim nächsten DCC z.B. werden sie sich ganz anders lesen.Aber hier ist es nicht meine Aufgabe, den Originaltext auszuschmücken, sondern ihn so originalgetreu wie möglich zu übertragen.Ich hoffe, das der Stil, den ich den weiteren deutschen DCC aufpräge, den meisten gefällig ist. Rechtmachen kann man es gerade auf diesem Gebiet aber nicht allen. Die Fehlerteufel aber werde ich intensiv bekämpfen, Hand drauf! ;-)

  10. Nett, interessant, kauf‘ ich vielleicht.Zitat:>>Besonders spannend finde ich>>die Benutzung der deutschen>>D&D-Begriffe, ohne besondere>>Erlaubnis von F&S. Dies heißt>>also, wir dürfen (und durften)>>das alle auch, denn es wird>>allein mit der OGL abgedeckt.>>Nach all den Jahren Lügen und>>Drohungen von F&S eine Befreiung.Stößte mir aber etwas sauer auf, gerade F&S hat im Gegensatz zu AMIGO-Spiele (denen ich das aber auch nicht vorwerfen will, afaik war das von oben so diktiert) große Kulanzen gezeigt. Es gibt jede Menge Material mit deutschen Regelbegriffen (Charsheets, Abenteuer, Klassen etc.) und Regel-Diskussionen werden auch nicht grundsätzlich auf englisch geführt.Einzig unterbunden werden Übersetzungslisten/Wörterbücher etc. und eben effektiv Übersetzungen (wie z.B. SRD auf deutsch). Gerade letzteres schlicht, weil F&S nunmal die Lizenz dafür hat und exklusiv hat.Dass das auch bei kommerziellen Produkten geht war allerdings auch mir neu, aber von „Lügen und Drohungen“ zu schreiben empfinde ich als überzogen.==============================Wie auch immer, nette Rezi, scheint auch ein recht gutes Produkt zu sein.Zur Übersetzungsproblematik: Ich habe dazu keine besondere Meinung, der Titel, ok das scheint mir ein Schnitzer zu sein, aber die Alternativen scheinen mir noch schlimmer: Den Titel lassen, ok, ginge, aber es wäre dem Käufer nicht gleich klar, dass es sich um ein deutsches Produkt handelt. Man stelle sich einfach vor ein typischer german-only-Spieler sieht in einem online-shop den Link, welcher mit dem Produktnamen beschriftet ist „Idylls of the ratking“. Der klickt da nicht drauf, denn er sucht nach einem deutschen Abenteuer. Andernfalls müsste man die Reihe übersetzen, aber im Ernst, wer hat denn Lust die „klassischen Verließ-Kriechungen“ zu spielen?Eine vollkommene Verfremdung bei Beibehaltung der Anspielung würde wieder Unmengen von Kritike(r)n auf den Plan rufen, die schreien man hätte den Titel total verhunzt.Ansonsten sind mir die Übersetzungen egal, ob englisch geblieben, 1:1 übersetzt oder sinngemäß irgendeinen ähnlichen Begriff gefunden, mir völlig Schnuppe. Wenn ich Übersetzungen anfertige (im privaten Ramen) und bemerke, dass ich einen Wortwitz, eine Doppeldeutigkeit o.ä. einfach nicht transportiert bekomme, dann übersetze ich 1:1 und schreibe als Fußnote den Originaltext dazu.

  11. @ Settembrini:Stimmt, meine letzte Replik war ein wenig aus der Hüfte geschossen. Was wohl damit zusammenhängt, dass meine Absicht nicht so sehr war, zu ergänzen, sondern zu zeigen, was du auch (oder grade) als Laie sagen kannst und halb auch schon gesagt hattest, ohne das (oder die interessanten Beobachtungen, die sich draus ziehen lassen) recht zu bemerken. IMHO sollte ich selber auch gar keine öffentlichen Übersetzungskritiken schreiben; die Frage nach Parteilichkeit wäre doch ständig präsent, aus dieser Perspektive dann auch eine gewisse Emotionalität meiner letzten Reaktion. (Im Prinzip war die Intention etwa so: „Prima; viel zu wenige Leute machen sich klar, dass sie da eine Übersetzung lesen, weiter so… aber sei doch kein Troll, der sich in Kleinigkeiten verbeißt und den größeren Rahmen verpasst.“)@ o. buddenberg:Moin moin! Wie gesagt, ich kenne es nicht, ich weiß nur, was Settembrini schreibt.1. Gut dann; wenn du so hinter der übersetzerischen Entscheidung stehst, dann lass ich das gerne auf sich beruhen. Mir persönlich wäre der Aspekt mit der durchaus geringeren Wirkungsbreite der Tennyson-Übertragung zwar schwerer auf der Leber gelegen, aber o.k. (Ich hab ja auch schon den einen oder andern Storch braten müssen; Genitiv-Titel sind aber auch sowas von mistig…) [@ greifenklaue und deusfugendi: ich sagte „fast„]2. Fna.3. Wäre genau meine Argumentation; ah, wie schön: die kulturelle Übertragung ist also doch bewusst und gezielt vermieden. Gutgut.4. Fna.5. Genau, wenn die Vorlage so ist, dann gibt’s nichts anderes zu machen. Und wenn der Verlag nix anderes sagt, erst recht nicht. Und dann muss es eben so rauskommen, ganz gleich was man persönlich davon halten mag.Right on! :)

  12. Was die Übersetzung der Eigennamen angeht, so hat der Rezensent recht.Wofür denn eine Übersetzung, wenn es im Original ja eh viel besser ist und ja alle Englisch können? Dann braucht man auch keine Übersetzung.Man sollte a) an die Zielgruppe denken und b) den jeweiligen Hintergrund bedenken.Was nützt mir eine tolles Wortspiel im englischen Orignalnamen, wenn ich gar kein Englisch kann oder so mir dieses Wortspiel nicht geläufig ist? Doppeldeutigkeiten für Leute die es übersetzen können und dann auch verstehen? Klasse! Die können sich dann auch das Original kaufen.Mit dieser Übersetzungspolitik für Fantasy bringt man das Produkt nur bei den Leuten an den Mann, die zu dumm sind zu kapieren, dass sie veralbert werden, dass sie Geld für eine Übersetzung zahlen, die nur jemand mit Englischkenntnissen wirklich versteht, der dann auch noch das Wortspiel kapiert.

  13. das grundsätzliche problem der deutschen: die eigene sprache wird an jeder nur möglichen (und vielfach auch unmöglichen stelle) mit englischen begriffen gewürzt.das soll dann cooler, cosmopolitischer oder einfach nur moderner wirken.ein großer brauner haufen mit herber geruchsnote ist dieses ewige denglisch.

  14. Ein Autor will mit seiner Namensgebung etwas erreichen, nämlich eine bestimmte Assoziation auf Seiten des Lesers. Wenn ein englischsprachiger Autor den Namen „Silver Cup“ für ein Wirtshaus verwendet, dann hat ist das ein sprechender Name, dessen Wahl – bewusst oder unbewusst – erreichen soll, dass der Leser sich eine bestimmte Art Gasthaus vorstellt (hier z.B. ein eher besseres und teureres Wirtshaus). Wird der Name bei einer Übersetzung im Original belassen, geht diese Assoziation flöten. In meinen Augen sollte das Ziel einer guten Übersetzung sein, dem Leser den gleichen Informationsgehalt und das gleiche Lesegefühl wie dem originalsprachigen Leser zu vermitteln. Eine Eindeutschung von Namen ist daher in meinen Augen sogar näher am Original als eine Nichtübersetzung, da dadurch zumindest versucht wird, die gleiche Assoziation auf Seiten des Lesers zu wecken.

  15. …und das Argument gilt doppelt für den Titel. Aber da ich mir habe sagen lassen müssen, das das Forenvolk „Des Knaben Wunderhorn“ nichtmal als Titel geläufig ist, war mein Vorschlag wohl auch am Ziel vorbei…Würde denn jeder „Die Leiden des jungen Rattenkönigs“ verstehen? Wäre witzig, da der Werrattenkönig ja einigermaßen frisch lykantropiert wurde, und auf Rache sinnt, ebenso gibt es einiges an Briefen zu finden Grundkursiger gehts ja kaum.

  16. Der zweite Anonyme hingegen scheint sich nicht über die Möglichkeiten eines guten Übersetzers im Klaren zu sein: ein Wortspiel ist eine Wirkung, die der Text auf den englischsprachigen Leser hat, und gehört dann auch entsprechend übertragen, dass der deutschsprachige Leser entsprechendes bekommt. Das geht, da fängt die Kunst eigentlich an, und es gibt aber keinen Grund, warum das nicht auch ebensogut mit anderen als deutschen Namen gehen sollte. (Beispiele an jeder Ecke.)Hingegen ist es /nicht/ Aufgabe des Übersetzers, sicherzustellen, dass auch bestimmt jeder den Witz mitkriegt. Was im Original sehr versteckt liegt, kann auch im Deutschen so bleiben, warum also nicht hinter dem Schleier der Fremdsprache, wenn es sich grade günstig so fügt?Soweit erstens. Zweitens, oh ihr Freunde des Eindeutschens: nehmen wir doch einfach mal an, der o.e. Ausstattungsladen „Rusty Pick“ („Rostige Spitzhacke“) hat diesen Namen nicht einfach nur so, sondern wurde (was ja vorkommen mag) von seinem Besitzer, dem rothaarigen (!) Mr. Rufus „Rusty“ Pick, vorsätzlich so genannt. Was tun?

  17. Warum nicht hinter dem Schleier der Fremdsprache? Weil der deutsche Leser dann zwei Hürden überwinden muss: erstens die sprachliche, zweitens die Verschlüsselung. Wenn ein Witz so gut versteckt ist, dass nur wenige ihn kapieren, sollte im Idealfall der Witz in der deutschen Übersetzung ähnlich gut versteckt sein, allerdings eben nicht hinter einer fremdsprachlichen Hürde. Eine intelligente Doppelbedeutung zu durchschauen erfordert einen gänzlich anderen Denkprozess als das Verstehen einer anderen Sprache. Was tun? Schwierige Frage, eine gute Übersetzung fällt mir jetzt auch nicht ein (bin allerdings auch kein Übersetzer). Den Namen im Original stehen lassen ist m.E. allerdings die schlechteste Lösung. Für den des Englischen nicht mächtigen Leser – von dem man bei einer Übersetzung ausgehen sollte – hinterließe das Beharren auf „Rusty Pick“ einen ebensolchen Eindruck wie ein Zufallsname aus dem Generator – nämlich keinen.

  18. (…)Hingegen ist es /nicht/ Aufgabe des Übersetzers, sicherzustellen, dass auch bestimmt jeder den Witz mitkriegt. Was im Original sehr versteckt liegt, kann auch im Deutschen so bleiben, warum also nicht hinter dem Schleier der Fremdsprache, wenn es sich grade günstig so fügt?(…)Weil man dann keine Übersetzung braucht. Und was die Qualität von Übersetzungen und die Leistungen von Übersetzern angeht, muss man sich nur mal die Arbeiten von Bauche-Eppers (Perdido Street) und Bieger (Elminster) anschauen. Hui und Pfui.Und o du Freund des Denglischen, in deinem Beispiel sucht man sich eine Sache aus, denn jemand der kein Englisch kann VERSTEHT ES NICHT! Somit bleibt ihm nicht nur eine Bedeutung vorenthalten, sondern beide.Von der Aussprache am Spieltisch mal ganz zu schweigen.Ich frage mich eh, was die Freunde der englischen Sprache sich hier einmischen. Kauft euch das Original und lasst sich die Leute aufregen, die eine vollständige und keine halbe Übersetzung wünschen. Wer so viel Wert auf Originalnamen legt, braucht ja keine Übersetzung, der wählt einfach den Esprit, den Charme und den Witz des Originals.Es wurde nicht das englischsprachige Original rezensiert, sondern die deutschsprachige Übersetzung.

  19. Jesses! Dafür, daß hier scheinbar niemand selbst Übersetzer ist, wird sich aber ordentlich über Dienstleistungsinhalte beim Übersetzen ereifert.Nochmal zum Verständnis für die Dazugekommenen: ich bin der Übersetzer der deutschen DCC-Reihe.Zum Thema: Das „Silver Cup Inn“ nicht übertragen wurde, war ein Versehen. „Gasthaus zum Silberkelch“ hätte es heißen sollen. Wird zukünftig bei der Übersetzung von Etablissements konsequent beachtet. Aber auch mit der Übertragung von „Rusty Pick“ in „Rostige Spitzhacke“ wird die sekundär mitschwingende Bedeutung von „pick“ = „auswählen“ nicht mitgeliefert. In diesem Fall nicht schlimm, sie hat keine größere Bedeutung für das Verständnis des Abenteuers.Natürlich muß der Übersetzer Namen und Inhalte ins Deutsche übertragen, deren Verständnis für die Funktion des Produkts (hier: ein Abenteuermodul) relevant sind. Darauf nehme ich selbstverständlich Rücksicht. Täte ich das nicht, wäre es wirklich eine unbrauchbare Übersetzung und man könnte sich dann auch gleich das Original kaufen. Niemand soll gezwungen werden, Englisch zu lernen, damit er maximalen Nutzen aus einem Produkt ziehen kann, das für den deutschen Markt gedacht ist.Dennoch ist dieser Übersetzungszwang bei bestimmten Eigennamen nicht gegeben. NSC-Namen werden daher weitestgehend im Original belassen. Und mit dieser Entscheidung befinde ich mich in guter Gesellschaft, wie bspw. jeder Leser deutscher Harry-Potter-Romane wird bestätigen können.

  20. Bei Potter wird im deutschen aus Hermione Hermine … ;)Prinzipiel ist es schon ok manche Eigennamen nicht zu übersetzen.

  21. > Bei Potter wird im deutschen aus > Hermione Hermine …aber Harry Potter nicht zum „Harald Töpfer“ *g*

  22. > aber Harry Potter nicht zum „Harald Töpfer“ *g*Nein, da die Geschichte eindeutig im Vereinigten Königreich spielt. Ein deutscher Name würde dann unweigerlich die Frage aufwerfen, ob Harald Töpfer Sohn deutscher Einwanderer wäre. Bei Hermine assoziert man nicht direkt „deutscher Name“, er wirkt genauso fremd wie Hermione, ist nur flüssiger auszusprechen. Den Roman komplett nach Deutschland zu verlegen wäre ein zu großer inhaltlicher Eingriff (übrigens bei der Übersetung Huxleys „Brave New World“ geschehen). Das geht natürlich zu weit. Parallelweltromane, -filme und -rollenspielabenteuer spielen jedoch in der Regel in einem quasimittelalterlichen oder -antiken Setting, das kulturell auf dem alten Europa fußt, aber nicht explizit auf einem Land. Daher kann hier eine Eigennamenübersetzung geboten sein.

  23. @o. buddenbergDie Entscheidung, Namen von Geschäften, Gaststätten etc. zu übersetzen, begrüße ich ausdrücklich. Bei Eigennamen (z.B. von Städten) wäre es schön, wenn zumindest sprechende Namen auch übersetzt werden (Niewinter, Tiefwasser etc.). Wenn nichts- oder wenigsagende Namen (wie beispielsweise „Lawrence“) auch in der Übersetzung so bleiben – damit kann ich zur Not leben. Echte Namen gehören m.E. sowieso nicht in eine phantastische Welt, da wirkt die englische Version genauso deplaziert wie die deutsche.

  24. @Grimnir:Absolut richtig, HP spielt in England. Doch auch für Abenteuer gelten mitunter gewisse kulturelle Äquivalente. Es geht zwar aus dem Abenteuer nicht direkt hervor, doch es ist „per default“ im Imperium von Crieste angesiedelt, einem Teil des Kampagnenschauplatzes der DCC-Welt. Dieses Imperium ist stark westeuopäisch geprägt – Vergleiche mit Frankreich und England drängen sich auf. Auch von der Namensgebung her. Daher, quasi vorausschauend, orientiere ich mich bei der Namensgebung im Deutschen daran. Und da ist eine Belassung bei „Silverton“ allemal treffender als „Silberbing“, „Silberhausen“ oder was anderes silbernes daraus zu machen. Will sagen: ich mache mir schon Gedanken darüber, inwieweit deutsche Namen sinnig sind. Ich danke übrigens allen hier für die Aufmerksamkeit, mit der diese Fragen von euch diskutiert werden. :-)

  25. @Was tun?“günstig fügt„, d.h. – was unserem anonymen Freund entgangen zu sein scheint – wenn es sich als eine plausible Wahlmöglichkeit ergibt. Im geschilderten hypothetischen Falle wäre aber genau das gegeben, und es stünde dem Übersetzer an, zu entscheiden, ob er nun „Rusty Pick“ oder „Rostige Spitzhacke“ als Bezeichnung des Ladens vorzieht (da nun mal beides nicht geht, sofern man nicht etwa die Freiheit hat, den Besitzer etwa in einen Herrn Hackl umzutaufen und dann damit was anzufangen). Fernab des Denglischen.@der junge Herr Töpfer:Genau, ganz ähnlich wie in Tolkiens Werk wird auch in den Rowling-Büchern nicht einfach wahl- und willenlos alles übersetzt, was übersetzt werden könnte, sondern mit scharfem Blick auf die Funktion des Begriffs im Text. Und so soll das ja auch sein, wie der Kollege Buddenberg bereits ansprach.@kulturelle Äquivalente:Die Huxley-Übersetzung lag mir heute morgen schon auf der Zunge, sieh an, sieh an *grimnirzunick*. Die ist ja auch ein schönes Beispiel dafür, wie eine Kulturübertragung am Ende gegen die Wand donnern kann. (Da sich Shakespeare in den ansonsten ja recht gründlich geschaffenen deutschen Kontext irgendwie doch gar nicht einfügen mag, nimmt der Leser gegen Ende ein Befremden mit, das der Vorlage völlig unverwandt ist.)Und die Kulturneutralität fantastischer(er) Hintergründe… ist mehr hypothetisch als real. Auch Autoren nehmen ihre Ideen von irgendwo her, seien es andere Werke oder ihre eigenen Vorstellungen von (z.B. europäischer) Geschichte, und darin sind und bleiben die Werke eingebettet. Ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn jemand das ignoriert zu können meint, dürften im übrigen Siggi und Babarras darstellen.

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