Die Falschen machen das Richtige

Paizo wechselt nicht zur 4. Edition, sondern bringt sein eigenes Spielerhandbuch heraus. An sich eine spannende Sache, ich verfolge die Entwicklungen um die 4. und Paizo seit letztem Jahr sehr genau.

Einerseits gut, denn die Vierte wird Rollenspiel für Dummköpfe und Besoffene sein; Für Idioten, die immer aus fünf guten Handlungsoptionen ohne Nachteil auswählen können, für taktische Schmalhänse, für Exalted-Spieler Marke „wankwankwankweareawesome“. Das liegt alles an der Encount4rdization, dem Fokus auf fiktive „Enconter“, die einerseits die Spielwelt zum Zusammenbruch bringen, und andererseits jegliche Taktik auf die Frage verengen: Wann setze ich meine „Per-Day“-Power ein?
Genaugenommen eine strategische Frage, die Taktik ist also nahezu tot, der Spieler kann durch ein Skript ersetzt werden.

Doch der Hohn, und ich sagte das ganz viel früher schon mal, ist das diejenigen, die Reynolds Zeichnungen mit bunden Gymnastikbändern, großen Augen und aberwitzigen Schwertern berühmt gemacht haben, diejenigen, die die Adventure Paths zunehmend zu Encounterketten ohne Sinn und Verstand und Spielerfreiheit gemacht haben, diejenigen Vögel sind die einzigen die uns vor der 4. retten wollen?

Nein, das einzige was wir jetzt haben ist das Rollo-Äquivalent von SPD und Die Linken. Quasi die Wahl zwischen Dumm und Dümmer, Falsch und Schlecht, Quieki-Kurt und Party-Wowi, Sith und Imperium, Obamuadib und Hillary, Deep Space Nine und Voyager, Thomas Römer und Ulrich Kiesow, Dalek und Cybermen oder Scylla und Charybdis.

Viele namhafte Personen sagen, die Vierte wird garkein D&D mehr sein. Auf jeden Fall wird die Vierte kein D&D für mich mehr sein, ohne die Rassen, Monster vor allem aber Zauber und Gegenstände von Gygax. Es wird der größte Fantasy-Heartbreaker seit Palladium Fantasy. Wobei Pally-Fanta dann näher an AD&D drann sein wird, als es die Vierte jemals vermag.

Was soll ich denn mit dem PathfinderRPG, wenn die Module dafür der Grund sind, warum es die Vierte so überhaupt erst gibt? Nein.

Die einzige Hoffnung, und die ist berechtigt, ist, daß nun eine publizistische Paralellwelt entstehen kann, die kompatibel zu 3.5 bleibt. Solange Paizo die GRWs im Druck hält, solange kann diese Nebenglobule existieren. Nun die Handlungsanweisung:

Ulisses-Spiele: SOFORT Paizo anrufen, und einen Vertrag klarmachen. Fr. Schneider vom Superstar-Bewerb und Eva Wiedermann shanghaien, und 3.5er module herausbringen, mit Karten und Illustrationen zum download.

F&S: SOFORT auf die Vierte umschwenken, und die Restbestände und Rechte an Ulisses verkaufen. Die Dritte will bald in Deutschland keiner mehr. WIRKLICH. Ganz Ehrlich.

Pegasus: SOFORT einen Cthulhu Band, der drei gerailroadete Kurzabenteuer und Ergebnisse einer Wikipedia-„Recherche“ beinhaltet rausbringen. Und ein neues Munchkin Set ankündigen.

13Mann: Was lest ihr hier, arbeitet gefälligst an Traveller und der deutschen Marketingkampagne!

Im Übrigen teile ich für den US-Markt folgende Einschätzung, solange nicht nich EINIGES an dem Pathfinder Ding geändert wird. Der Spieltest läßt ja hoffen:

Zum O.R.K.

11 Gedanken zu „Die Falschen machen das Richtige

  1. Die ursächliche Beziehung zwischen den Paizo-Modulen und dem Entstehen der 4. Edition hätte ich bei Gelegenheit gern mal näher erläutert, Herr Hofrat.Aber es ist abgesehen vom unnötigen Paizo-Bashing doch einiges interessantes in diesem Blog-Eintrag zu finden. Insbesondere die Ausblicke für die deutsche Szene könnten rosig sein, sobald F&S nicht mehr das landessprachliche Zepter schwingen… wobei man ja eher sagen muß, daß sie es in der Vergangenheit nicht sonderlich geschwungen sondern vielmehr haben baumeln lassen. Deinem Rat an ULISSES möchte ich mich sogar anschließen. Dort sind überdies noch die drei letzten DCC-Bände in den Startlöchern (die Arbeit an Band #4 habe ich gerade beendet). Wenn die 3.5 sich hierzulande weiterhin sowohl salon- wie auch marktfähig zeigt, könnten weitere Module folgen. Es fehlt nämlich schlicht immer noch an vernünftigem Abenteuermaterial.

  2. Nichts neues: das umständliche CR der 3.x-Edition hat bereits eine stärkere Encounter-Bildung bewirkt, als es 4.0 je schaffen wird. i.e.: SLs trauen sich Monster aus dem Nebenraum in den Kampf eingreifen zu lassen, weil sie dann das EL neu berechnen müssten, was nach 3.x ein Schmerz im Arsch ist- folglich bleiben die Monster sauber (wenn auch unlogisch) getrennt in ihren Räumen und werden von den SC der Reihe nach „abgearbeitet“.*So* sieht die Realität derzeit aus.-alexandro

  3. Ja und Nein. Zustimmen tue ich insofern, als daß viele Abenteuer so entworfen werden, Paizo ist eine der Hauptschuldigen. Ist nicht regelimmanent, bei 4e ist es das.Gegenbeispiele gibt es zuhauf, aber keine von WotC, wohl und tatsächlich aber eines von Mike Mearls! Three Faces of Evil!Übrigens: Neue XP-Regeln im PathfinderRPG-Alpha beachten!

  4. Ob immanent oder nicht, es bleibt murksig.Denn: es ist egal ob die ABs so *gedacht* sind oder nicht, *geleitet* werden sie (aus den o.g. Gründen) auf die beschriebene Weise.

  5. Das ist jetzt aber Blödsinn. Es gibt haufenweise 3.5 Abenteuer, die anders geleitet werden SOLLEN, weil es so drin steht.Bei Goodman fängts an, be Badabaskor hörts auf, dazwischen unzählige kleinere ABs, die frphen WotC 3.0 module auch.Faktisch falsch, was anon hier behauptet.

  6. Zuerst dachte ich „Man, kaum war der Herr Hofrat mal ein paar Wochen von seinem zankigen Gehabe abgerückt, geht es wieder los. Hauptsache mal gebasht, weil irgend ein Name* dran steht.“ Dann habe ich im ORK weiter gelesen. Das hat meine Meinung dann wieder geändert. Offenbar hast du dir das Alpha tatsächlich durchgelesen. Und deine Meinung dort auch teilweise revidiert – Respekt.Was den Aufbau (und häufig auch die Art der Leitung) von Abenteuern angeht, kann ich leider großteils nur zustimmen. Es kommt tatsächlich nur selten vor, dass die Spielleitung die vorgegebenen Orte und Handlungsweisen der Gegner nach logischem Gutdünken anpasst. Es ist leider noch fast immer so, dass die Gegner in ihrem Raum stehen und Däumchen drehen, auch wenn sie garantiert den Ärger nebenan mitbekommen.Da ist mir bisher aber keine regeltechnische Lösung zu eingefallen, vielleicht wem anders?* = in dem Fall PAIZO

  7. GMV?Tatsache ist, wer bei D&D 3.5 Abenteuer schreibt, wo eben dieses (intelligent und dynamisch agierende Gegner) vorgegeben ist, der wälzt den (nicht unerheblichen!) Verwaltungsaufwand letztendlich nur auf den SL ab.Für die Zielstellung einer größeren Breitenwirkung inakzeptabel.@Set: Ganz andere Frage, hat nicht mit dem eigentlichem Thema zu tun: vor ein paar Monaten schriebst du über die Gefährlichkeit einer Trennung von Fluff und Crunch und jetzt machst du es selbst.Was ist passiert?-alexandro

  8. Zitat Serafin: „Es ist leider noch fast immer so, dass die Gegner in ihrem Raum stehen und Däumchen drehen, auch wenn sie garantiert den Ärger nebenan mitbekommen.Da ist mir bisher aber keine regeltechnische Lösung zu eingefallen, vielleicht wem anders?“Tja, also… wie wäre es mit einem Wahrnehmungswurf? Mal im Ernst: was für eine „regeltechnische Lösung“ suchst Du denn? Und wofür? *stirnrunzel*

  9. Also tschuldigung, Alexandro, was ist denn da der Verwaltungsaufwand?Ich rechne doch im Spiel keine XPs aus!Macht man hinterher. Dauert auch nicht lange. Die zwei XP-Tabellen genutzt, und fertig ist der Lack. geht jede Woche sehr gut, danke.Wenn Raummonster sich statisch verhalten, dann ist das schlechtes Abenteuerdesign und -leiten. Das allereinsteigerste Dungeon, Keep on the Borderlands macht es schon anders. Wer das nicht macht, ist selber schuld.@Fluff & Crunch: ich weiß nicht was du meinst. Vielleicht hast du recht, aber worum geht’s? Pathfinder ist zwar in Golarion engebettet, aber schon als D&D-Ersatz (im Meta-Setting der letzten 30 Jahre)gedacht.

  10. Set, dir ist schon klar, dass du jetzt *die* DSA-Fanboy „žArgumentation“ („žDie SKT-Tabelle ist gar nicht vermurkst, weil die benutzt man ja im Spiel gar nicht! Und 4.0er Tscharrs bau *ich* in 5 Minuten!“) auspackst, oder?Ist aber auch egal, imo ist es Jacke wie Hose, ob man das Spiel vor (wie in 4e) oder nach (wie in 3.5) der Runde in Encounter aufteilt. Meine Welt ist beides nicht und an dem was ich angedeutet habe (Breitenwirkung) geht das ebenfalls kilometerweit vorbei. Da ist die Variante einfach die Gesamt-XP der Monster durch die Anzahl der Partymitglieder teilen (unabhängig davon, ob man diese auf einmal oder schön der Reihe nach angegangen ist) noch deutlich schmerzfreier- wenn man schon auf Spielbalance pfeift, dann wenigstens richtig.Aber wer mit dieser künstlichen Aufsplittung leben kann, der wird auch bei der neuen Edition keine Bauchschmerzen bekommen (zumal die Encounter, zumindest nach dem was ich über 4e gelesen habe, deutlich weniger statisch sind, als du das hier anzudeuten versuchst).Mein Einwurf bezüglich der Fluff/Crunch-Trennung zielte eher in Richtung des Exalted-Kommentars (der wahrscheinlich ohnehin nur Provokation war- wer in diesem Spiel risikofreies „žwish fulfillment“ zu erkennen glaubt, der hat wirklich *einiges* nicht verstanden).-alexandro

  11. Wo steht denn, das man um D&D zu spielen ECLs ständig neu berechnen muß? Hab ich noch nie erlebt, daß das jemand mitgeloggt hätte, oder auch nur gelesen, daß man das müßte. Was brächte das auch?

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