Da lacht der Soziolog‘

Ich kann nicht umhin, mir das dicke Grinsen des Verfassers dabei vorzustellen. Aus einem Bericht für ein Bundesministerium:

Der vorliegende Abschlussbericht stellt die Versprachlichung eines Ergebnisses dar, das sich
eigentlich nicht sprachlich darstellen lässt: Es besteht in der Entwicklung eines Webforums,
also eines Internet basierten Informations- und Kommunikationssystems, wie es der Antragstellung
zum Forschungsvorhaben „šStSch4456″™ zugrunde lag. Das „žwebbasierte Informationsund
Kommunikationsforum“ ist die „žTechnik“ und insofern das „žMittel“ für spezifische
inhaltliche Anliegen, also Medium für „žZwecke“, die der Auftrag als „žalternative, situationsangemessene
Kommunikationsstrategien für den nuklearen Notfallschutz“ formulierte. Als
technisches Medium für diese Zwecke ist es jedoch nicht isolierbar, sondern spezifische Form
der spezifischen Anliegen und von daher selbst „žInhalt“: Das „žAlternative“ und „žSituationsangemessene“
als bedingende Attribute spezieller Strategien des Kommunizierens muss zum
Ausdruck kommen, materialisieren, letztlich also Medium werden, das sich selbst als
„žalternativ“ und „žsituationsangemessen“ zum Ausdruck bringt. Ganz buchstäblich hat hier
Marshall McLuhans Diktum: „žthe media is the message“ praktisch zu werden, weil ansonsten
die unterlegte Technik nicht Medium wäre, sondern solitäres Instrument ohne Bezug zu den
Inhalten bliebe. Von diesem Anspruch aus wird die Versprachlichung des Ergebnisses noch
schwieriger. Das Webforum ist ein mehrdimensionales Medium, das sich verschiedener
Techniken auf verschiedenen Ebenen bedient, sie gleichsam zu Etwas integriert, das die im
Antrag versprochenen Kommunikationsstrategien ist. Indem sich die „žUser“ der Techniken
und deren inhaltlicher Formgebungen bedienen, findet Kommunikation statt und damit eine
wechselseitige Bezugnahme zu Anderen über die Rezeption vorgegebener und kontinuierlich
veränderter Inhalte. Die Modulation dieses Kommunikationsprozesses erfordert Strategien
und ist zugleich selbst Strategie „“ darin besteht letztlich die theoretische Grundlage, auf der
das technische Medium „žForum“ basiert.
In äußerster Verdichtung lässt sich die Intention der hier entwickelten theoretischen Grundlage
mit dem Begriff der „žinformationalen Intelligenz“ zusammenfassen. Seit den Untersuchungen
von Salovey/Mayer (1990), Senge (2003) und Bryner/Markova (1997) über die
Bedeutung von Emotionen, Lernen und Organisation als dominante Ausprägungsbedingungen
von Intelligenz, lässt sich, bei aller kritikwürdigen Schwierigkeit der jeweiligen Operationali7
sierung, dennoch nicht mehr davon absehen, dass Informationsverarbeitung viel weniger
Sache von „žreiner“ Intelligenz ist, als bislang im Rahmen alltagspraktischen Informierens
seitens der Informierenden angenommen wurde. Zudem wies Gigerenzer (2007) mit Nachdruck
darauf hin, dass Entscheidungen hochgradig intuitiv und keineswegs allein logisch oder
rational getroffen werden, vor allem dann nicht, wenn hochgradig „žKomplexität reduzierende“
(vgl. Luhmann 1997:134ff.) Operationen erforderlich sind. Grundsätzlich werden
derartige Operationen immer erforderlich, weil prinzipiell unter Bedingungen von Knappheit
(zumeist unvollständige Information plus limitierende Randbedingungen wie Zeit, materielle
oder personelle Ressourcen) gehandelt werden muss. Komplexität reduzierende Operationen
stellen von daher in jedem Falle Kompensationsstrategien dar, die die Risiken dieser Knappheiten
absichern sollen. Je höher diese Risiken erscheinen, desto wirkmächtigerer Kompensationen
bedarf es. „žVertrauen“ ist in genau diesem Sinne von Luhmann (2000) als soziale
Operation beschrieben worden, durch die das Beängstigende einer als zu komplex empfundenen
Situation auf „žBearbeitbarkeit“ reduziert werden kann. Wenn also, wie im vorliegenden
Untersuchungsbereich, über Zusammenhänge informiert werden soll, die aufgrund heterogener
Tatbestände zugleich als zu komplex und zu beängstigend empfunden werden, dann
bedarf es unabänderlich Operationen, durch die zugleich deren sachliche Komplexität und
deren Affektaufladung (dazu Elias 1987) kompensiert werden können. Dies zu erreichen ist
die Zielrichtung der im Forschungsvorhaben entwickelten Kommunikationsstrategie; diese
Zielrichtung wirksam werden zu lassen, sind die Verfahren und Inhalte, die der technischen
Realisation eines Webforum ihre Inhalte verliehen.