Der Weh, Oh, Weh! – Knick

Genau, World of Warcraft soll bei Erscheinen den Absatz von Rollenspielprodukten um 50% gesenkt haben, so hörte man von Leuten, die es wissen müssen. Dies macht mich wundern.

Seit erscheinen von WoW bis dieses Jahr hat es gedauert, um wieder vor-WoW Verkaufszahlen zu erreichen. Das mag sein.

Doch verstehe ich es überhaupt nicht. Beziehungsweise: Es stimmt auch fröhlich! Das heißt nämlich, daß mir mindestens 50% der Hobbybelegschaft vollkommen fremd in ihrem Verhalten sind! Denn welche Gründe könnte man haben, welche merkwürdigen Gewohnheiten müßten vorliegen, daß das eine den Kauf des anderen behinderte.

Mehr noch, es muß also eine signifikante, formbare Masse an Rollos geben, die irgendwie aus Langeweile kaufen, nicht weil sie etwas bräuchten. Ungeheures Potential, phantastisch.

Irgendwo da draußen gibt es sie, Spieler die einfach kaufen, weil sie Spieler sind. Was könnte man denen alles verkaufen! Wer WoW und Rolloprodukte miteinander substituieren kann, der muß wahrlich opportunistisch sein. Alle WoWler DIE ICH KENNE, haben weder mehr, noch weniger Sachen gekauft.

Aber, und das ist das Interessante, der WoW-Knick beweist die Existenz der Dunklen Materie.

14 Gedanken zu „Der Weh, Oh, Weh! – Knick

  1. Naja, Gründe für die Zusammenhänge können schon vorliegen und zwar eben weil nicht einfach so aus langeweile gekauft wird.Da leigt zum Beispiel das Problem der begrenzten Resourcen vor:Geld liegt nicht in unbegrenzter Menge vor – zumindest den meisten Spielern nicht – und das Geld für WoW steht logischerweise nicht mehr als RPG-Resource zur Verfügung.Zeit ist wahrscheinlich ein noch wichtigerer Faktor. Wer der WoW-Sucht verfallen ist, wird wohl weniger Zeit finden für andere Aktivitäten.Irgendwann verfliegt glücklicherweise der Reiz des neuen und nur noch die echten Süchtlinge bleiben bei WoW hängen. So wird dann langsam auch wieder mehr WoW-Material gekauft.Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass alle WoW Spieler die dieses Hobby dem normalen Rollenspiel vorziehen das komplett „alleinverschuldet“ tun und beim normalen Rollenspiel nichts verloren haben: WoW verfolgt schon recht geschickte Strategien die Spieler ans Spiel zu binden. Es fängt harmlos an. Erste Quests kann man auch ohen Gilde allein lösen und schnell kan man Erfolge verbuchen. Aber irgendwann bemerkt man, dass manche Ausrüstung dann doch eher oder nur über Raids zugänglich wird. Ab jetzt steckt man in der Falle: Man muss regelmässig anwesend sein, mit anderen „trainieren“ und wird so in ein soziales Netz verstrickt und schon verliert man mehr Zeit als man will.Dazu kommt auch, dass WoW an sich nicht schlecht gemacht ist. Das Interface ist wohl eines der besten in dem Bereich, wenn nicht das beste. Wer Marktführer ist bei dermassen Zahlreicher Konkurrenz muss wohl auch vieles richtig machen.Insofern: Ganz unverständlich ist der Einbruch der Rollenspielverkäufe nicht. Die Zielgruppen sind zwar sicher nciht Deckungsgleich, aber es gibt wohl grosse Überschneidungen. (Finde ich auch nicht so üebrraschend. Wenn ich Mal schaue, wie gross der Anteil der Leute ist, die Comics lesen oder Animes schauen unter den Rollenspielern, muss ich auch immer wieder sehen, dass es da Überschneidungen gibt. Quereffekte da würden mich auch nicht überraschen… )

  2. Ich wollte WoW nicht runtermachen, beileibe nicht. Aber bei 50% Umsatzeinbußen kann man nicht mehr von Überschneidung sprechen. Eher von Zielgruppenentsprechung. Bzw. Teilmenge usw. es spielen ja noch viel mehr Leute WoW. Will sagen: Wir nicht-WoWler sind die Minderheit? Fühlt sich gut an.

  3. Das hast du bestimnmt aus einem Kommentar zum Heller-Workshop auf der Odyssee. Und da ist der Kontext wichtig gewesen:Nach dem Erscheinen sind zunächst massiv die Spielrunden auseinandergebrochen, weil sich plötzlich Klausi und Walter lieber auf einen Raid verabredeten als mit ihren Freunden am Küchentisch zu spielen.Dadurch sind ganze Kampagnen gestorben. Ohne aktive Spielrunden keine aktiven Spielleiter keine Käufer von neuem Material.Die Frage, die sich mir stellt: Was waren das für Spieler, die da weggebrochen sind? Casual Gamers, denen das Rollenspiel im Prinzip egal war? Ist das Potenzial der Tischrollenspiele in Wirklichkeit viel geringer als wir immer geglaubt haben?

  4. WoW ist eine Seuche. Und es trifft ja nicht nur die RPGs, sondern ALLE anderen Freizeitaktivitäten auch.Bei PC Games werden mittlerweile fast 50% des Umsatzes online gemacht. Das ist zum einen Steam mit über 10 millionen Nutzer und Wow mit 10 millionen Nutzern die regelmäßig zahlen. Der rest ist zu vernachlässigen. Guck dir mal das gejammere im PC Bereich an. Das ist viel gravierender und kommt von Kenner und Machern aus Unternehmen die Millionen Umsatz machen die nicht nur so daher reden, sondern auch knallharte Zahlen haben. Oder PC mags, die haben stetig fallende Absatzzahlen. Das einzige Printmagazin was boomt ist Buffed. Abgesehen von Special Interest Kram im bereich 10-20k Auflage mit temporärer Schwankungen.Genauso wie Spielkonsolen, myspace, youtube und Internetplatformen Hobbyzeit fressen, tut das auch WoW. Freizeit ist eben nur begrenzt vorhanden. Genauso wie das Geld im Geldbeutel. 1985 hatte man als Jugendlicher doch gar keine Ausgaben ausser CDs und Partys. Und dementsprechend auch mehr Zeit für RPGs. Nichtmal Handygebühren oder Flatrates fielen an. VHS war im Gegensatz zu DVDs heute kein Thema, normalsterbliche haben Videotheken nicht betreten und gesammelt haben VHS Kassetten nur Disney Prolls. Das ist der Unterschied.Und da glaube ich kommen RPGs bezüglich WoW noch ganz gut weg. Es zieht, wie du sagst, nur gelangweilte Spieler ab. WoW ist IMO nicht weiter schlimm für diese Szene. Weiles auch etwas diametral anderes ist.Es gibt ja auch einige WoW Boards wo andere Fantasy Themen mal anfallen, ja sogar PnP mal erwhnt wird. Vor allem ist das mittlerweile mehr eine Sozialisationsplattform als ein Spiel. Man trifft sich heutzutage nachmittags in WoW statt sich physisch zu verabreden.Meins ist es nicht und wird es niemals sein, aber andere Branchen hat WoW viel härter getroffen.ludovico_technique

  5. Na ja … ganz so von der Hand zu weisen ist das nicht.Als die MMORGs so richtig aufkamen, hatten auch wir in zahlreichen Rollenspielgruppen das Problem das Leute wegblieben, weil sie lieber Online gespielt haben, oder noch surealer, dass sich Leute als Spieler für eine Gruppe sozusagen angemeldet hatten, auch regelmäßig kamen, aber dann so jeden 2. Abend plötzlich mittendrin wegmußten, weil sie sich zu „einem Raid verabredet hatten“. Es war ihnen also wichtiger ihre „Verpflichtung“ ihrer Gilde gegenüber einzuhalten, als gegenüber ihren Freunden aus dem „realen Leben“.Da sind dann schlußendlich auch einige Gruppen dran zerbrochen, vor allem weil durch das steigende Alter der Teilnehmer dann ja auch zunehmende familiäre und berufliche Verpflichtungen hinzukamen. Einen von beiden Faktoren hätten die Gruppen vermutlich noch überlebt, aber beides war dann doch der Todesstoß.Eine Zeitlang war es fast unmöglich eine halbwegs regelmäßige Gruppe zusammenzubekommen. Inzwischen wird es langsam wieder besser.

  6. Wer sind denn diese Leute, die es eigentlich wissen müssten, und woran sind diese 50% gemessen? Ich denke, es gibt keine verlässlichen Umsatzzahlen zum P&P-Markt?

  7. @vermiDas hat Dirk schon gesagt. Die Aussage stammt von Frank Heller, der in Vorbereitung zu seinem Workshop eine Art Umfrage bei den anderen Verlagen durchgeführt hat. Grüßekirilow

  8. Wow, danke an Dirk Remmecke fuer diesen Kommentar. „Was waren das für Spieler, die da weggebrochen sind?“Das Auseinanderbrechen alter Spielgruppen wegen MMOs halte ich fuer ueberschaetzt. Die meisten Gruppen brechen doch aus anderen, wohlbekannten Gruenden auseinander – Job- und Familienbedingtes Umziehen ab einem gewissen Alter etwa.Die Anzahl der „lonesome gamers“, also RPG-Interessierter ohne reelle Gruppe, darf ausserhalb dicht besiedelter Gebiete nicht unterschaetzt werden. Fast jedes groessere Pen&Paper RPG Forum hat einen Post-by-Post Unterbereich; Forenumfragen, die ergeben, das weniger als die Haelfte der Foren-User ueberhaupt aktive Spieler sind usw.Diese Verhaeltnisse existieren sicher weit vor Erscheinen von WoW. WoW bedient einfach das Kompensationsverhalten dieser Leute, und tut es in vielen Hinsichten besser, als zuhause ein RPG-Buch durchzublaettern. Spiel mal Eye of the North mit Voice-Channel in einer RPG-lastigen ‚Gruppe‘ in einer RPG-lastigen Mission, und Du weisst, was ich meine.

  9. Nichts, was Du nicht auch schon an anderer Stelle gesagt hast.Reader response auf Grognardia: „I really enjoy reading Paizo’s pathfinder stuff but I have often wondered how many pages each module would be if it was rewritten in an old school style. Would it even be as long as the very concise G1 without the statblocks, lengthy back stories, all of the text that seems to be required to describe each individual area, railroading links required to lead the characters through the entire path and other 3E-isms?“James antworet: „Those are some interesting questions you ask and, of course, I have no answers for them. I often worry that the greater level of background to be found in modern gaming products is the result of the fact that many RPGs are now *read rather than played*. That is, gamers will pick up and buy this stuff, because they view it as „reading material.““ http://grognardia.blogspot.com/2008/08/old-school-adventure-path.htmlIch fuege dem ja nur ne soziologische Fussnote hinzu.

  10. Danke kirilow, ich hätte es gerne von Set gehört. Egal. Ich denke solche Angaben sind mit großer Vorsicht zu genießen. Trotzdem ist es natürlich richtig, dass manch eine Runde, wie Dirk sagt, den Raid-Verpflichtungen der Mitspieler zum Opfer gefallen ist. Das spricht in meinen Augen vor allem gegen die Mitspieler dieser Runden. Offenbar hat doch dort das P&P zu wenig Spaß gemacht, sodass dann eine andere Aktivität, die Spaß machte, wichtiger war.

  11. Windjammer: Das Auseinanderbrechen alter Spielgruppen wegen MMOs halte ich fuer ueberschaetzt. Die meisten Gruppen brechen doch aus anderen, wohlbekannten Gruenden auseinander – Job- und Familienbedingtes Umziehen ab einem gewissen Alter etwa.Du hättest mal die Reaktionen aus dem Publikum der Odyssee-Diskussion hören sollen. Da konnte schon der Eindruck entstehen, dass sich jeder einer oder mehrerer WoW-Abwanderungen aus seinem persönlichen Spielumfeld erinnerte.Mein Blickwinkel von jenseits der Ladentheke hat mir auch so manchen am Boden zerstörten SL präsentiert, der zu einer WoW-Waise geworden war.Windjammer: Die Anzahl der „lonesome gamers“, also RPG-Interessierter ohne reelle Gruppe, darf ausserhalb dicht besiedelter Gebiete nicht unterschaetzt werden.Nein, darf es nicht. Die haben zu einem Gutteil den Erfolg von DSA ausgemacht. Weil FanPro/Schmidt Spiele diese Klientel aktiv mit Solo-Abenteuern unterstützt hat.Lord Verminaard: Das spricht in meinen Augen vor allem gegen die Mitspieler dieser Runden. Offenbar hat doch dort das P&P zu wenig Spaß gemacht, sodass dann eine andere Aktivität, die Spaß machte, wichtiger war.Nicht nur. Das heißt vielleicht auch nur, dass manche Runden mehr durch Peer Pressure zusammengefunden haben. In meiner ersten AD&D-Runde gab es auch Mitglieder, die nicht wirklich am Rollenspiel interessiert waren, mit den übrigen aber gerne über ihre anderen (gemeinsamen) Interessen fachsimpelten (Mule, Tennis, sokratische Gespräche, whatever). Darum meine Frage nach den Casual Gamers.(Von denen spielt heute auch keiner mehr, wahrscheinlich nicht mal WoW…)

  12. Dirk, das wird ja immer interessanter. Jetzt fehlt nur noch die These, dass klassische Soloabenteuer mit MMOs aus den verschiedensten Gruenden nicht mithalten koennen, und schon sind wir dort. Das klassische Soloabenteuer ist abseits der Fanforen scheint ohnehin ausgestorben. FanPro hat bei den Soloabenteuern zuletzt ein Format gewaehlt, welches diese von Computerrollenspielen aus den spaeten 80ern ununterscheidbar macht: Textabenteuer auf dem Handy.

  13. Können solche ausführlichen Diskussionen und Beiträge nicht an einen Ort verschoben werden, wo es besser lesbar ist? Ein Forum zum Beispiel?[/Zaunpfahl]

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