That I can take a bottle or can leave it alone

Wie angekündigt nun die häßliche Seite der sog. old-school Bewegung. Denn eine Bewegung ist es, es werden Traktate verfaßt, Cons abgehalten, und vor allem auch Produkte erzeugt, die dann feilgeboten werden.
Mir ist das ganze zu 70% suspekt, denn wer zertifiziert die old-schooler?
Genau, niemand, und das ist auch gut so.

Weil das aber so ist, sammeln sich unter diesem vermeintlichen Banner Leute, die die Hälfte falsch verstehen und den Rest zerreden. Am schlimmsten ist die Überhöhung vieler historischer Zufälle von damals zu einem Prinzip. Ich habe mal vor langer Zeit mit Calithena eine Diskussion geführt über den Kern dessen, was damals von heute unterscheidet, und ihm nachgewiesen, daß nur das vollkommene selbermachen aus eigenen Interessen heraus in einem größeren sozialem Kontext tatsächlich der kreativen Situation der Anfänge entspricht.

Wenn nun aber Hinz & Kunz auf einmal ALLE genau DIE Sword & Sorcery bzw Planetary Romances lesen und nachäffen, die EGG & Co gelesen haben, dann ist das ganz schnell nur noch Retro, und zwar D&D-Retro.
Was legitim ist, aber nur noch einer Ästhetik entspricht, nicht mehr aber einem Kreativmodell. Und da kommen die „Bodysnatcher“ ins Spiel, ganz buchstäblich.

Rollenspieler, die nicht per se etwas ausdrücken wollen, sondern etwas wiedererleben wollen, ich habe das einstmals die Nichtendenwollenderezeption genannt. Manche wollen es zum ersten mal erleben, und lesen sich da wild was im Internet an. Dies nehmen sie dann durch ihre eigene Brille war.

Man kann das in etwa so gruppieren:

– Leute, denen 3.x schon imemr zu anstrengend war
– Leute denen aktuelles D&D immer schon doof erschien, die aber einen Mangel spürten, nicht die Mutter aller RSPs gekostet zu haben
– Leute, die früher wirklich gespielt haben, und nie aufgehört haben
– Leute, die früher wirklich gespielt haben, und zurückgekehrt sind
– Leute die regelarmes mögen
-…

Bei den regelarm-Fuzzies ist HÖCHSTE Vorsicht geboten! Denn anders als bei uns, bei dem das Ethos des Standardrollenspiels regelarmes Spielen ist, herrscht im Rest der Welt eben D&D.

Das heißt also, es gibt ganz viele, die nur D&D kennen. Und wenn die dann eine regelarme Version erblicken, die viel DM-Freiheitsgrade läßt, dann machen die damit, was sie wollen. Und wenn sie jung genug sind, dann sind sie Fernsehopfer und Romanschreibermöchtegerns, und dann haben wir den Salat.

Das ist dann sozusagen deren Vampire, und so beschissen wird es dann auch.

Dennoch will auch ich niemandem vorschreiben, was er mit der Freiheit macht, denn sonst wäre sie ja keine. Nur: Für meine persönliche Einschätzung und Teilnahme an derlei Projekten kann ich nur feststellen: Verseucht von Storynutten und Hipstern, die, wenn sie nicht IRGENDWAS für D&D übrig hätten, vermutlich bei der Forge gelandet wären, manche sind ja gar Konvertiten.

Und die Forge basiert vollständig auf Kulturvergessenheit (dazu kommt in kürze noch ein großer abschließender Beitrag), und das tun eben auch 70% der old-schooler.

Ich für meinen Teil interessiere mich aus historisch-genetischen Gründen für die Zeiten damals. Aber ich muß die nicht nachäffen, nicht in ihrer spezifischen Ausprägung. Der Geist, das Konzept, das ist für mich gleichbedeutend mit normalem Rollenspiel, alles andere sind, wie Kirilow immer sagt, Deformationen. Ich habe immer so gespielt, werde immer so spielen und spiele auch gerade so. Dafür habe ich kein Internet gebraucht, sondern habe nur die richtigen Schlüsse gezogen.
So wie fast alle guten DMs und Refs und SLs auf diesem Planeten. Manchmal braucht es einen Schubs, und manche der Traktate mögen dem einen oder anderen die Augen geöffnet haben.

Doch aus meiner Sicht viel zu wenigen, viel zu viele sind „nur“ D&D-Retros [legitim, aber: s. o.], an denen ich persönlich kein Interesse habe, und deren Bedeutung für Deutschland mir marginal erscheint.

Ich kämpfe lieber dafür, daß aktuelle Spiele normal gespielt werden, und dafür, daß diese schrecklichen Deformationen aus dem Hobby gedrängt werden. Eine selbstgehttoisierung finde ich kontraproduktiv. So wie wir spielen ist nicht witzig-retro-anders-zu belächeln.

Es ist die ganz normale Art unser Hobby zu betreiben. Und ich will dafür kein Reservat, wie für die echten Ureinwohner, die dann pittoreske Volkstänze aufführen und mit ihren krummen Würfeln und unegalen Regeln dann in Kriegszeiten Eliteübersetzer stellen.

Nein, das Hobby gehört uns und der Rest kann einpacken, sollte konvertieren oder gehört in ein Reservat.

Zum O.R.K.

8 Gedanken zu „That I can take a bottle or can leave it alone

  1. Spot on in every way, Settembrini.Nostalgia is the enemy of creativity. So is the cluelessness of latecomers who want to belong to something… anything.

  2. Zu den letzten Absätzen:Du kämpfst dafür, daß aktuelle Spiele allein nach deinen Vorlieben gespielt werden, und dass alle anderen, die es nicht tun, aus dem Hobby gedrängt werden.Und du kämpfst diesen Kampf in einem Reservat, das du dir selbst geschaffen hast, weil dich die Leute außerhalb des Reservats, wegen deines Kampfes, zu recht nicht dulden.

  3. Blödsinn, faktisch falsch (2mal), und dann von anon: Was willman mehr?Ach ja: Die Selbstinvalidierung! Denn er liest ja eifrig mit…Hier ist kein Ghetto, hier ist der LEUCHTTURM DES GUTEN GESCHMACKS! Und er strahlt in die entlegensten Winkel des Reiches.Da aber die Storynutten und Erzählonkel alles Überschwemmen, ist man halt umzingelt. Aber umzingelt im EIGENEN Land, doch viele Truppen haben sie schon eingebüßt, und sie schaffen sich auch selbst ab. Zu unser aller Schaden…

  4. Überschätz dich nicht. Die Blogrolle und das gelegentliche Heulen deiner Fanboys sind primär schuld, dass man hier überhaupt erst landet um selbst nachzusehen. Was dann folgt, ist dieser merkwürdige Reiz, es manchmal zu betrachten. So etwa wie eine Big Brother Show. Man weiß, es ist fast immer Abfall, schaltet aber dennoch rein und läßt es nebenbei laufen weil einem langweilig ist.Du solltest deinen Kreuzzug gegen Rollenspieler unterlassen, denn er schadet der Internetrollenspielszene, indem er dafür sorgt, daß sie verkommt. Das ist an der aggresiven Diskussionskultur deiner Fanboys in den Rollenspielforen schnell zu erkennen. Es sind zwar nicht viele, aber die sind so penetrant, daß man schlicht weiterklickt.Das Storynutten und Erzählonkel alles überschwemmen liegt offensichtlich daran, daß dies den Rollenspielern mehr Spaß macht als ARS. Die Rollenspieler haben sich entschieden. Deinesgleichen ist schlicht kaum gefragt.

  5. Das Dir nebenbei langweilig ist, liegt möglicherweise an Deinem Spielstil. Schon mal drüber nachgedacht, Anonym? Und das Du hier ohne Namen postet, hat schon mal gar kein Rückgrat.Darüber hinaus habe ich nicht den Eindruck, daß Du überhaupt auch nur im Ansatz eine Ahnung davon hast, um was es hier eigentlich geht.Die Szene braucht klare Stellungnahmen und Ansagen, die man anständig diskutieren und bewerten kann – nicht gegenseitiges Schulterklopfen mit klebrigen Zuckerwatte-Fingern und einer Pseudo-Offenheits-Attitüde. Denn SOWAS ist das einzige, wodurch die Szene „verkommt“ und jeglicher Diskurs erstickt. Und jetzt darfst Du Dir wieder „Geschichten“ ausdenken – oder Du versuchst mal, herauszufinden, welcher Kern eigentlich Settembrinis und vielen anderen Äußerungen im Blog bzw. Disputorium zugrunde liegt.

  6. @Argamae,mein Spielstil ist dufte. Nur spiele ich nicht jeden Tag, so dass mir hin und wieder langweilig wird. Du hingegen spielst bestimmt ununterbrochen und kommst nicht in die Verlegenheit Langeweile zu empfinden. -mit den Augen roll-Schreibst Du eigentlich „mit“ Namen? Du nennst Dich Argamae und das ist genau so gut wie Anonym. Es ändert nichts.Aber um Dir zu gefallen: Bitte schön. Ich habe nun auch fast willkürlich einen Nick gewählt. Was die Internetszene braucht ist sittsames Umgehen. Höflichkeit! Nicht die Unverschämtheiten, die Deinesgleichen mit dem Begriff „Klarheit“ verschleiern um noch mehr Unverschämtheiten abzulassen und diese in die Foren zu tragen. Dadurch verkommt die Internetszene und ihre Diskussionskultur!Das ich den Kern von Settembrinis Umtriebe bestens verstehe, habe ich bereits im dritten Beitrag von oben deutlich gemacht. Echte „Klarheit“ tut weh, was?Und keine Angst, jetzt gehe ich wieder Geschichten ausdenken, denn die sind bei meinen Gruppen gefragt.

  7. @“Highlord“: nur noch ein paar Anmerkungen, um diese dümmliche Posse zu beenden. Mein Pseudonym ist nicht das gleiche wie Anonym, da es im Netz nachprüfbar ist und ich in Foren unseres Hobbys immer mit dem Pseudo auftrete (was schon mehrere Jahre der Fall ist). Und wer es tatsächlich herausfinden möchte, kann über das Pseudo auch an meinen bürgerlichen Namen kommen. Mir zu gefallen brauchst Du aber nicht.Das Du eben den Kern seiner „Umtriebe“ nicht verstanden hast, wird in dem dritten Beitrag von oben deutlich. Und wenn Du dich gleich angemacht fühlst, weil irgend jemand in seinem Blog irgend etwas schreibt, dann empfehle ich, erstmal vor der eigenen Tür zu kehren, denn alle Sympathisanten Settembrinis als „heulende Fanboys“ zu bezeichnen, macht mehr als deutlich, daß Du selbst nicht imstande bist, anderen die eigene Mündigkeit zuzugestehen.Spiel Dein Spiel so wie Du und Deine Gruppe es für richtig haltet und habt alle Spaß. Daran will dich keiner dieser Blogleser hindern. Und ich schon mal gar nicht.

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