Kleinkarierter Größenwahn

Wir unterbrechen die aktuelle Artikelreihe für Sondermeldungen aus der Reichsstimmungsbehörde:

Wie uns wohlinformierte Quellen berichten, haben sich DSA-Fans dem Beispiel von ANONYMUS und anderen verbrecherischen Hackern ohne Impressum erdreistet den Reichsstimmungsverweser Markus Plötz Fragen zu stellen. Daraufhin verkündete der Verweser reichsweite Neuerungen. Auf diese folgten mehrere Klarstellungen und Präzisierungen zur fachgerechten Implementation der Weisungen (erarbeitet vom Fachreferat Bild und Text IIa).
Die Hacktivistengruppe „Gotongi“ bekannte sich zu dem Fragenanschlag und forderte unter Androhung von anhaltender Unzufriedenheit weitere Informationen zu erhalten. Dies wurde von der Obersten Stimmungsleitung, Stabsabteilung PR(-opaganda; Generalmajor Schnitzler) abschlägig beschieden, mit Hinweis auf die Notstandsgesetze und das Vermummungsverbot.

Beobachtern Zufolge stehen hinter dem Konflikt territoriale Streitigkeiten, die sich seit der Besetzung der Alveran-Höhen durch Ullisrelische Truppen sowie der kürzlich Erfolgten Wiederbesetzung der Lizenzhalbinsel und die anhaltende Blockade des Fanware-Streifens verstärkt haben. US-Sonderbotschafter Robert Zimmermann befürchtet das die anderthalb Jahrzehnte währenden Friedensgespräche gefährdet seien: „Die neuerlichsten Anschläge machen klar, daß es radikale Gruppen gibt, die das Existenzrecht von Ulisses implizit anzweifeln, was es den Reichstimmungsexekutivkommitee schwer macht, weiterzuverhandeln.“

In Foropa und der Bloggei sammeln sich derzeit Schiffe für einen Besinnlichkeitssconvoy in den Fanware-Streifen. Der Ulissraelische Befehlshaber der U-Boot-Kommentatoren mahnt zur Besonneheit: „Moralische Unterstützung für diese Frageterroristen schön und gut, aber der sog. Hilfsflotille wird streng geraten sich an die Anweisungen der Reichsmarine zu halten. Sonst können wir für nichts garantieren.“

Aus Ratioland meldet sich der Alt-Blogger Settembrini-Scholl-Latour zu Wort: „Der Konflikt geht nur oberflächlich um Besuchsregelungen und Importverbote sowie Paßkontrollen. Die doppelte Pose des „Tacheles-Redens“ auf beiden Seiten ist Makulatur. Keine der beiden sagt tatsächlich was sie bewegt, beide hüllen sich in große Worte und offiziöses Gehabe. Es ist die Unfähigkeit menschlich miteinander zu reden. Es ist eine selbstverstärkende assymetrische Gesprächssituation, die von Ulisses durch von oben herab verstärkt und durch kindisches Gehabe auf der Gegenseite befeuert wird. Ich spüre da eher enttäuschte Liebe als echten Hass. Auch die scheinbare Intellektualisierung des Streites bleibt eher Schein. Woher ich das weiß? Sie sind zu jung um das zu wissen, aber jemand der das erlebt hat was ich erlebt habe, läßt sich nicht von ein paar Paragraphen täuschen. Habe ich ihnen schon die Geschichte von Dien-Bien-Phu, den zwei Nutten, einer Dose Cola, Ho-Chi-Min und mir erzählt…[]“

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19 Gedanken zu „Kleinkarierter Größenwahn

  1. Keinen blassen Schimmer, worum es hier geht. Aber wie Du den ewigen Politmümmelgreis Schock-Retour durch den Kakao gezogen hast, ist großes Kino!

  2. rofl. Wurde auch Zeit, das jemand einen vernünftigen Kommentar zu „Ulisses vs. Gotongi“ abgibt.“Settembrini-Scholl-Latour“: Ich hab Bauchschmerzen vom Lachen.

  3. Hehe, Treffer, versenkt. Das, was dann etwas ernster in Deinem letzten Absatz steht, haben wir gestern ähnlich diskutiert: teilweise kommen auch mir die Konflikte sehr vorgeschoben vor.Die noch immer nicht wirklich geklärte Frage ist doch: wo will Ulisses mit DSA überhaupt hin?

  4. Brilliant getroffen. Die „Profis“ von Ulisses verheddern sich einmal mehr in der fehlenden Fähigkeit, ihre Vorstellungen klug zu präsentieren. Gut gemeintes wird missverstanden und im Übrigen über das Ziel hinaus geschossen.

  5. Ganz hervorragend, Preußenspieler. Der schönste Beitrag zum Thema, den ich bisher gelesen habe. Enttäuschte Liebe statt echtem Hass, das trifft es wohl recht gut. Ich glaube, viele Fans verstehen das auch so, aber bei Ulisses scheint es leider so nicht anzukommen.

  6. Ich glaube zudem aber auch, daß die Gotongii weit über das Ziel hinausgeschossen sind, und ebenso kleinkariert daherkommen…Und die enttäuschte Liebe bei Ulisses…ich glaube sie wollen selber geliebt werden, und verstehen nicht, was nun abläuft.

  7. Hallo Set,DAS war mal ein richtig guter Text von Dir! Außerordentlich erheiternd und eloquent.Hut ab!

  8. Ist ja putzig geschrieben, aber die implizierte Gleichsetzung Israels mit dem deutschen Reich hätt‘ echt nicht sein müssen – selbst bei Satire.

  9. Schön schön. Sehr treffend. Und herrlich amüsant. Könnten sich beide Parteien in diesem anhaltenden Grenzkonflikt mal zu Herzen nehmen. Danke dafür.

  10. @anonym: Jeder der will, kann schnell erkennen, daß ich was die reale Politik angeht dann doch eher auf der Henryk Broder-Seite der Israeldebatte stehe, ganz ohne Satire. Im Übrigen meinte ich natürlich dass HRR, Verweser gibt es ja nur in Feudalstaaten. Und Kaiser U. Kiesow ist ja tot. Mich wundertt ob jetzt tatsächlich bald eine Gegengründung kommt, dann wären wir ja eher bei Diadochen…oder Ragnar als Gegenpapst? Konter-Kardinal Wachholz?

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