Zehn Dinge die fett an der deutschen Fantastik-Szene nerven

1. POETRY-SLAMS! Alter echt? Was soll der Scheiß?!?

2. Dolle Infrastruktur ohne Inhalte, die diese beführen könnten. Es gibt hunderte Stunden professionell geschnittener und moderierter Videos auf Youtube, aber nicht zehn Minuten originelle Inhalte mit RSP-Bezug. Siehe 1.

3. Big-Model GNS Geschwafel, zehn Jahre nachdem alles durchgekaut und widerlegt ist. RPGnosis, I am looking at U!

4. Defokussierung Richtung Videospiel, Jugger, Nerfzombies, Wettbewerbe, verschissene Poetry-Slams, Coverbilder.

5. Battletech-Meisterschaftenfails. Wirklich? Schon wieder? Ich will alles wissen.

6. Staatsmännisches Auftreten, da könnt ich austeiln <– das war schon die Punchline.

7. Conventions mit 3h Blöcken. WTF???!?!

8. Blog-Karnevals

9. Lesungen, und andere obere Mittelschichtkacke, siehe auch 1.

10. Post-Rollenspieler, die eigentlich lieber "Gedichte" schreiben, Bücher schreiben oder Drehbücher ausdenken als *hust* Rollenspiel zu spielen!

14 Gedanken zu „Zehn Dinge die fett an der deutschen Fantastik-Szene nerven

  1. Was stört dich an den Blog-Karnevals? Gerade, wenn du berücksichtigst, dass da auch hübsche Zufallstabellen und anderes Spielmaterial abfällt.

    Für die Ablehnung von 3h-Con-Blöcken brauche ich auch noch ne Erklärung.
    In der Zeit kann man ein vernünftiges Abenteuer spielen. Voraussetzung sind vorgebastelte Charaktere. Was ist daran schlecht? Dass schnarchige Midgard-SL nicht mehr 8-Stunden+ ihre Runden quälen können?

    Den Rest kann ich immerhin einigermaßen nachvollziehen.

  2. Tatsählich habe ich gestern noch ein Blog (Rohrschachhamster?) gefunden, wo es vor Tabellen nur so wimmelte, die soar nützlich und witzig waren.
    Die Ironie, daß ich gerade beim Blog Karneval teilnahm? Gundsätzlich ist jedoch jegliche Art Karneval als albern und gemeinschaftshuberisch abzulehnen. 3h Blöcke, da sage ich noch was dazu.

  3. Fehlen noch ein paar Punkte. Aber du hast mit vielen Dingen Recht. Geht mir genau so…

    Vergleicht man den kreativen Output der dt. RPG Gemeinde mit anderen – sry, selbst gegen die Südamerikaner schneiden wir erbärmlich ab. Aber dafür alle Wahrheiten für sich in Anspruch nehmen und immer wieder mit Häme und Arroganz gegenüber Andersdenkenden/Andersspielenden auftreten.

  4. Das finde ich mal ein paar schöne, knappe und ehrliche Beobachtungen.

    Ich war mir gar nicht sicher, dass es so viele Poetry-Slams im Fantasy-Bereich gibt. Gut, ich kannte schon Poetry Slams, ich sehe immer die Werbung für einige in meiner Gegend, aber auf Cons und Messen sind das doch absolute Randerscheinungen. Wer RPGs und Poetry Slams als getrennte Hobbys betreibt, kann das von mir aus gerne tun. Ich kenne auch jemanden, der extra zu Tichu-Turnieren fährt, aber das nicht mit seinen Rollenspielrunden vermischt.

    Ich kann mich erinnern, dass es vor zehn Jahren auf dem NordCon sogar mal Theateraufführung oder szenische Lesungen gab.

    Mit Nerfgun-Fights und Zombie-Kram kann ich selbst auch nichts anfangen.

    Ich sehe auf Cons noch andere Verschiebungen: in Richtung Brettspiele, Kartenspiele (Magic ist immer noch so groß und so schlimm wie Mitte der 90er Jahre), Kostümzeug, Taverne, Uralt-Retro-Abenteuer (es ist cool, Dungeon Crawl Classics zu zocken, oder DSA1 mit den Regeln von 1984) und dann noch das große Thema Fernsehserien:
    Das ging vor Jahren mit BSG und Lost los und ist jetzt noch viel heftiger geworden. Wenn man sich heute in der Fantasy-Szene umschaut, „muss“ man fast überall ein Fan von Breaking Bad, Sons of Anarchy, Game of Thrones, Being Human und anderen sein — vor allem von Game of Thrones. Wer diese Serien nicht in und auswendig kennt, gehört praktisch nicht zu den coolen Kids.

    Ich habe selbst mal probiert, ein Con-Abenteuer in 3 Stunden durchzuziehen, aber das ist meinen Spielern zu kurz. Die sind auch 9 bis 10 Stunden gewohnt. Andererseits gibt es auch solche Spieler, bei denen nach 45 Minuten spätestens die Konzentration weg ist – das sind meistens die aus der Twitter- und Instagram-Generation oder die, die durch Videospiele sozialisiert wurden.

    Ein Rollenspieler, der jetzt Drehbücher schreibt, ist ein Drehbuchautor (vorausgesetzt, er schreibt wirklich Drehbücher zu Ende und beherrscht das Handwerk … davon labern und fantasieren kann ich auch).

    Ein Rollenspieler, der Romane schreibt, ist ein Romanautor.

    Was verstehst du denn unter staatsmännischem Auftreten? Nur damit ich schon mal weiß, was ich mir abgewöhnen oder verkneifen muss.

    Viele Grüße.

  5. re staatsmännisch: naja wenn der kleingarierte Größenwahn wieder urständ hält.

    re Fernsehserien: Das sähe ich differenziert, wenn nicht BSG, Lost und Breaking Bad in meinem Wertekanon eher des Teufels wären. Über Medien wurde schon immer geredet. Hatte auf dem Spasti-Con(tm) eine ganz interessante Unterredung über Entenhausen und LTBs. War eher Zaungast, aber habe ich genossen. Breaking Bad hat mich aufgehört zu interessieren als ich die Grundidee vorgetragen bekam. Ich wußte sofort: am Ende wird er zum Monster und muß sterben. zwischendurch dürfen wir seinen faustischen Abstieg (gähn) bewundern: langweilig!
    Da kann ich auch so ein dillemmagenerierendes Forgespiel spielen…*Seufz*

    Ich habe keine einzige Folge gesehen, entscheidet ihr ob ich richtig lag.

    BSG war die Pest! Die alte Serie hingegen hat es in sich, richtig guter Tobak. Habe sie letztes Jahr als Vorbereitung auf RSP mal in richtiger Reihenfolge geguckt.

    The Wire hingegen…Zungenschnalz.

    Aber was soll man von einem Volk, was jede Woche Tatort guckt, erwarten? Dazu aber in Kürze mehr.

  6. Ich fühle mich geehrt. Hoffentlich petzt du nicht der Rollenspielpolizei, dass nach 10+ Jahren andere Leute als damals „nochmal“ über eine ähnliche Sache nachdenken – das geht ja in der Tat gar nicht… :D

    P.S. Würde mich freuen, von dir wieder mehr zu lesen, der Unterhaltungswert ist immer hoch, wenn ich auch inhaltlich nicht mit allem d’accord gehe.

  7. Breaking Bad: Da liegst Du richtig, vor allem wenn Dich schon die Grundidee langweilt. Das Schlimme ist, die ist dann auch noch extrem zäh und langweilig umgesetzt. Zum Monster wird er recht schnell, und dann nervt er nur noch. Es gibt keine einzige Identifikationsfigur.
    Leider hab ich mich komplett durchgequält, weil ich dachte, „jetzt lohnt sich das Abbrechen auch nicht mehr.“
    Auf das Spin-off verzichte ich, da machen sie nochmal das gleiche mit der witzigsten Nebenfigur.

    BSG: Da bin ich zum Glück früh ausgestiegen, als es ständig um religiöse Roboter ging.

  8. @RPGnosis:
    Ja tatsächlich. Wie bei Heidegger, ist bei Ron Edwards und seinem Kreis nichts zu retten.
    Und alle Diskussion verdächtig.

    Meine Hauptkritik an Dir ist aber insbesondere, daß Du eben nicht den Diskussionsstand aufzeigst und nachweist, wo noch Lücken oder Misverständnisse wären, sondern fröhlich Glossare aufstellst als gäbe es den ganzen Diskurs gar nicht.

  9. Für Heidegger stimme ich dir zu und nehme deine Kritik für meinen letzten Artikel auch an, der ist primär eine Darstellung. Meine anderen Artikel sind durchaus keine Nachbetungen von GNS und Konsorten.

    Ist mir allerdings neu, dass es sowas wie einen Diskussionsstand gibt. Zugegeben war ich bei „den“ Diskussionen damals nicht dabei, und habe auch heute keine Lust, das ganze alte Foren- und Newsgroup-Zeug und nicht mehr vorhandene Autorenseite zu durchwühlen, allerdings scheint „damals“ durchaus nicht alles geklärt worden zu sein. Ich erinnere mich z.B. an eine Diskussion im RSP-Blogs-Forum Ende vorletzten Jahres (?), in der es auf vier Seiten nicht möglich war, genau auf den Punkt zu bringen, was eigentlich conflict resolution ist. Und das war jetzt nicht gerade ein Forum von Rollenspielanfängern…

    Wenn du eine gute Quelle hast, die den Stand der Rollenspieltheorie beinhaltet, wäre ich für einen Link dankbar.

  10. Mmm. Ich glaube es gibt da mehrere Diskussionsstände. Ich meinte die Diskussion ÜBER die Forger und ihre Wirkung auf das Hobby. Da kann man einen Stand konstantieren. Und in der Analyse des RE Modells in seiner Genese und intellektuellen Ausrichtung. Zu letzterem kann man kurz sagen, daß man einen intellektuellen Kolonialismus mit evolutionspsychologischer (=biologistischer, pseudonaturwissenschaftlicher) Grundierung vorliegen hatte.
    Man hat auch rausgefunden, daß RE nie richtig Abenteuerrollenspiele als Spieler erlebt hat. Es ist auch klar, daß die Forger als „das Eigentliche“ in ihrem Hobby ansehen, allen SPIELERN (=! Charaktere) moralische Dilemmata aufzuzwingen, um sich an den Reaktionen der Mitmenschen zu delektieren. Der Weg den viele Spiele einschlugen war dann vorgezeichnet: alles Richtung Poisoned.

    Was den Diskussionsstand innerhalb des Modells angeht, ist die Frage welcher Schule Du Dich da anschließen willst. RE hat de Forge geschlossen, aber in der Diaspora wurde weiter…nun…getextet ist das Neutralste was man sagen kann. Da mögen Gelehrigere einspringen, für mich war dann irgendwann kein Grund mehr, mit den Inneren Windungen in seinen Seitenarmen zu befassen, s. Heidegger.

  11. Die Diskussion „über“ die Forger interessiert mich nicht so wirklich, ebensowenig, ob RE vielleicht einen zu beschränkten Erfahrungsschatz vorweisen kann.
    Nichtsdestotrotz sind einige Ideen und Begriffe dieser ursprünglichen Theoretisiererei durchaus interessant und bergen (vielleicht manchmal auch nicht offensichtlich oder beabsichtigt) mAn durchaus diskutable Erkenntnisse.

    Ich gehöre zu keiner Schule und habe wie gesagt den ganzen Theoriegedöns selbst erst kennengelernt, als die „großen Diskussionen“ – anscheinend – schon wieder halbwegs vorbei waren. Deswegen will ich auch nicht den damaligen Erkenntnisstand nachbereiten (was nach zehn Jahren Netzwachstum und -absterben auch gar nicht so trivial ist), sondern versuche, mir meinen eigenen theoretischen Zugang zu spinnen – über das Konstrukt des Vorstellungsraums, garniert und angestoßen über die Frage nach „guten Regeln“, die mich anfangs am meisten umgetrieben hat.

    Ich sehe mich deswegen nicht als „Seitenarm“ der Forgisten (und auch nicht innerhalb von deren Modellen), sondern würde die Analogie der konvergenten Entwicklung bevorzugen. In Teilen, wenn überhaupt.

  12. Mmm…ja, das kann man ja niemandem vebrieten, auch nicht die Rollenspielpolizei.

    Aber dann nicht wundern, wenn bei der unbedarften Benutzung vergifteter Begriffe Leute a) falsch verstehen oder b) and die Decke gehen.

    Was willst Du denn verstehen, was treibt Dich um, daß Du da nach Antworten oder Inspiration suchst?

  13. Zweiteres ist klar, habe ich schon erlebt und jetzt verinnerlicht, drum versuche ich Kampfbegriffe inzwischen meist in einen spezielleren Kontext zu stellen.

    Letzteres ist nicht ganz so leicht zu sagen; zum einen die reine Freude am Erkenntnisprozess, zum anderen Fragen wie die, ob der „Erzählspiel-Drift“ steigender Altersgruppen ein notwendiger – innerrollenspielerischer – Prozess ist oder nicht doch eher auf anderen Dingen (wie z.B. schlechten Regeln oder vor allem den individuellen Lebensumständen) fußt, oder wie man tatsächlich sinnvoll Rollenspiele und Spielertypen unterscheiden kann. Zusätzlich die Fragen, „worauf’s wirklich ankommt“, wie man Leuten erklären kann, dass sie Mist bauen, so dass sie’s auch verstehen (z.B. diverse DSA-Autoren, siehe Kartoffeldiskussion), und zuletzt einfach auch nur so theoretische Fragen, die mir beim Erstellen meines eigenen Systems helfen.
    Mal so als Auswahl. Zudem beschäftige ich mich einfach gern mit Rollenspielen, und theoriemäßig ist leider seit längerer Zeit schon nicht mehr viel los in D. – drum versuche ich, selber was zu machen.
    Kann man natürlich blöd finden, muss man aber nicht.

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