You Dreamer, You

Jauchzet und Frohlocket!
Es gibt endlich ein deutsches Rollo-Cast!
Eure Wünschelroute des Wissens hat das RPG-Radio aufgetan. Episode = 0 ist voller Selbstoffenbarung, also sehr interessant. Episode 1 ist dann pflichtbewußtes Verlesen der in deutscher Sprache versendeten RSS-Feeds. RuneQuest 4 wird als Neuigkeit angekündigt, nun ja wie jeder weiß kommen selbst Japaner seit Februar zum „Prussian Gamer“ um sich zu informieren. Ach ja, und die einzelnen Beiträge sind schwer auseinanderzuhalten.

ABER: Ich bin sehr froh, daß es dieses Progressive Projekt gibt, und daß der Macher davon abgesehen hat, ein weiteres Druckfanzine zu verzapfen.

Was Ihr denken sollt:
Runterladen – anhören – kommentieren – Verbesserungsvorschläge machen
Wenn ihr keine RSS-Feeds mögt, RPG-Radio liest sie euch vor, ohne Euch mit seiner (oder irgendeiner), Meinung zu behelligen.

Kommentare im ORK

Your gonna break another heart, you gonna tell another lie

Sprechen wir über Popkultur. Und ihren Mißbrauch.
Meine entzündeten Augen mußten heute im „Spiegel“ (Nr 5/30.01.06) folgendes Lesen:

„Der typische Arbeitseinsatz von Deutschen im Irak gleicht dann auch eher einem Angriff auf den Todesstern von Darth Vader: wie aus dem Nichts einfliegen, den Job im Höllentempo erledigen, dann so schnell wie möglich wieder raus – damit einen die Jäger nicht erwischen.“

Das ist auf sovielen Ebenen falsch, anrüchig und scheiße, daß ich garnicht weiß, wo anzufangen.

Das ekeligste sei explizit genannt: Die Anbiederung an die Popkultur durch irgendeinen Vierzigjährigen Schreiberling, der Star Wars wahrscheinlich letztens bei Pro Sieben zum erstenmal gesehen hat, und sonst nur Latte Macciato zu irgendetwas ganz abgefahrenem und jungem wie „Wir sind Helden“ trinkt, damit er „am Puls der Zeit bleibt.“ Man munkelt er will vielleicht sogar nach Berlin ziehen.
Und dann auch noch falsch. „Darth Vaders Todesstern“. Mann, für den sollte man mal Beethovens „Erotica“ spielen, diesem Helden des erläuternden Bildes. Dummkopf. Übrigens Mr. Spiegel: Wir Europäer haben etwas wie abendländische Tradition, auch wenn das bestimmt ganz bös Reaktionär ist. Wie wäre es mal mit einem Bild aus der Antike? So wie es seit Zweitausend Jahren gemacht wird? Oh, das würden die Leser nicht verstehen? Zu schade, da hätten sie wohl nachgucken müssen, wer Orpheus oder meinetwegen die Argonauten sind. Oder weißt Du nicht wer Orpheus war? Tja, lieber Kanonier des „Sturmgeschützes der Demokratie“: amerikanische Munition paßt nur in amerikanische Waffen. Für Sprachbilder, Metaphern und Analogien gibt es kein NATO-Standardkaliber, zumindest noch nicht. Denn in den USA kennen die Schreiberlinge dann wenigstens Star Wars wirklich, und die Antike etwas weniger gut. Aber Du, Du Wurst, kennst weder das eine, noch das andere.

Spiegel eben.

Get your ticket at the station for the Rock Island Line

Divethrough RPG (im besitz von White Wolf) bietet ein Einsteigerpaket für Ihr bestes Pferd im Stall, Exalted 2nd Ed. zum kostenlosen Download an, inkl. Startregeln und Abenteuer.
Sieht interessant aus, für mich nur viel zu mangaesk. Dennoch, wenigstens darf man bei dem Spiel etwas machen. Lustigerweise steht gleich zu Beginn ein Tanith Lee Zitat, der Patchouliduft ist ja bekanntlich schwer abzubekommen. Wenngleich an Tanith Lee nichts auszusetzen ist.
RPG.Net hat es fertiggebracht den Grad seiner eigenen faschistioiden Lächerlichkeit zu erhöhen: Immer wenn das Wort „AnimalBall“ (Name eines anderen Forums und der dazugehärigen Spielefirma) eingetippt wird, wird es mit Sternchen ersetzt. Fotze, Nazi und Hure darf man aber weiterhin sagen…um dann gebannt zu werden. Ach ja, und dann war da noch der RPG.Net Mod, der gebannte User in anderen Foren nachstellt, und sie da so beschimpft, daß er auf RPG.Net sich sofort hätte selbst bannen müssen, und zwar permanent.
Hier hilft nur noch eins:
Manah Manah.

I forgot more than you’ll ever know of her

Reden wir über empirische Sozialforschung. Die quantitative Revolution soll ja von den USA ausgegangen sein. Das anhaltende gesamtgesellschaftliche Interesse hat die Spitzen der US-Wissenschaftselite zusammengebracht, um das Phänomen Rollenspiel ein- für allemal (mehr) zu durchleuchten. Ich bin gespannt wie ein Wurfmesser auf die bahbrechenden Ergebnisse dieser Studie.

Roll Call

Einhundert Tage The Prussian Gamer. Ich bin froh, in so kurzer Zeit soviel(e) erreicht zu haben. Die kritische Stimme des Konsumenten zu sein war und ist mein Ziel.
Besonders beliebt sind die 2, 5 Interviews gewesen, weitere sind in Arbeit. Leider sind meine F&S Oliver Graute Interviewwünsche geplatzt. Schade das. Nun, man wird sehen, wer sich findet. Einige Personen verbieten sich z.Z., obwohl ich sie gerne mal interviewte, aber keine Angst, Ihr Portalbetreiber und Fanzineschreiber, Eure Zeit kommt wieder.
Trotz all dem Erreichten, namentlich:

– Links auf allen großen Internetseiten

– Internationale Leserschaft (Hi Zachary! [Er liest über Babelfish mit, der Ärmste])
ansonsten Stammleser mit Aufenthaltsort in Österreich,GB, USA, Spanien +all die Exoten die täglich alleine wegen des RuneQuest Artikels kommen.

– Gebt mal bei Google ‚Rollenspielblog‘ ein

– Viele interessante Kommentare und Diskussionen, erste Rufe nach einem Forum wurden laut, die Domain ist schon eingerichtet, weiter geht es nächste Woche. Hier schonmal ein Teaser, eingerichtet von keinem Geringeren als legendary- twoclubs- and- one- fanzine- founder- and- all- wieder- verwerfing- because- it- became- all- shitty- and- swiney Dicetimo!

– Wir haben endlich ein Maskottchen, The Prussian Gamer

dürfen wir nicht in falscher Freude Sicherheit vermuten, wo nur Bedrohung ist.
Wichtiger ist jedoch, daß meine Otto-Normalspieler Gedanken auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Selbst der deutsche Clinton R. Nixon, Lord Verminaard, zitiert mittlerweile meine Darstellungen als Diskussionsgrundlage, wenn er z.B. mit Georgios spricht. Auch das LORP Interview zeigt, daß meine Thesen langsam ihren unaufhaltsamen weg in den Kanon der RSP Diskurse begonnen haben. Dabei ist anzumerken, daß diese simplen Thesen lediglich aus dem gesunden Menschenverstand gespeist sind. Weder halte ich mich für besonders klug sie entwickelt zu haben, noch glaube ich daß man sie überhaupt entwickeln mußte. Es geht im Prinzip nur um eines: Zocken, Zocken, Zocken und an die Spieler denken. DAS ist nämlich durch DSA, Cthulhu usw. in Deutschland vollkommen in Vergessenheit geraten. Eine der übelsten Spezies sind die „Nur-Meister“, die schon garnicht mehr wissen wie es als Spieler ist. Oder schlimmer, die nicht Spieler sein wollen, weil man „da nicht soviel machen kann…“
Ach nee, Ihr Hohlhupen: In Euren stimmungshurenden, Erzähldiktaturen wollt nicht mal Ihr selber spielen! Merkt Ihr eigentlich noch was?
An dieser Stelle nochmal mein Dank an alle, die das kritische Gedankengut des Normalspielers trotz der Meinungshoheit der sA-SS-schaft im Internet tapfer verteidigen und verbreiten. Die Szene ist schon inzestuös genug, das Kartell der Stimmungsmeister muß gebrochen werden, soll das Hobby gesund bleiben.

Nun, auf den Lorbeeren nur kurz ausgeruht, weiter geht der Kampf. Zwei Neuerscheinungen sind zu verzeichnen:

Das kostenlose Abenteuer „Der Händler“ für Arcane Codex. Es hat das, was ich ab sofort die deutsche Krankheit nenne, wenngleich französischen Krankheit vielleicht insgesamt treffender wäre: Gutes Layout, nutzloser Inhalt. Auf Neun Seiten wird geschwafelt und nutzloses Zeug rumgeseiert, es existiert kein Abenteuer, sondern eine einzige Begegnung. Hier sei Begegnung verstanden als „Bang“ bzw. als Ereignis, auf das man reagieren kann und wo man etwas bewegen kann.
Hier die Fassung des „Abenteuers“ wie es baum-, bzw. bandweiteschonender geschrieben hätte werden können:

– Zum Kennenlernen der Kampfregeln spielen sie eine Kneipenschlägerei aus, niemand sollte ernsthaft zu schaden kommen, bei Waffeneinsatz kommt die Stadtwache.
– Ein Händler braucht Begleitschutz, heuert Spieler an
– Auf dem Weg gibt es ein Haus, darin befinden sich X Harpyien.
– Danach Begegnet man einem Kesselflicker, der die Gruppe vor der nächsten Begegnung warnt
– Gruppe gerät in Hinterhalt , der von Gesetzeshütern gelegt wurde. Die Gruppe soll den Händler ausliefern, da dieser eigtl. ein Bösewicht ist. (Gruppe kann das aber eigtl. nicht herausfinden)
Was tut die Gruppe? Kampf oder Auslieferung?

Sowas spiele ich in einer Stunde durch, wer sowas auf 4-5 ausdehnt ist ein Langweiler und Erzählonkel.

Die zweite Neuerscheinung ist das erste SR4 Buch überhaupt: München Noir.
Und es ward gut. So heißt es zumindest. Kein Reiseführer, sondern 100% Runnerelevante Informationen. Direkt im Spiel einsetzbar, kein Metaplot. Da ich es nicht Besitzte, muß ich die Einschätzung vom RPG-Shop (Helden.de) glauben, aber es klingt zu gut um nicht wahr zu sein. Wer weiß, für meine RIFTS Kampagne in ferner Zukunft vielleicht einsetzbar.

Kommentare im ORK

I saw the light, I saw the light

Welches ist diejenige Kampagnenwelt, welche europäische Geschichte lebendig werden läßt? Wie heißt das Fantasyspiel, das durch unser mitteleuropäisches Kulturerbe Gravitas und stimmungsvolle Atmosphäre (Sic!) erhält?
DSA? Midgard? DeGünnisys? Nein!

PTOLUS!
Ja, Ptolus, das sehnlichst erwartete Kampagnenstadt von Monte Cook, welche auch die Wiege der 3. Edition von Dungeons & Dragons war. Hier weht „Old Europe“ der kontinentalen, mitteleuropäischen Variante durch die Gassen. Architektur und Farben sind von polnischen Graphikern nach deutschen und polnischen Beispielen erschaffen worden, um Montes beschreibendes Adjektiv „Germanic“ gerecht zu werden. Der auch sonst solide Players Guide gibt Einblick in die Geschichte des „Empires“, also des Reiches, welches aus verschiedenen, kulturell unterschiedlichen Reichsteilen besteht. Hier wird das Heilige Römische Reich deutscher Nation in einer poststaufferischen Fantasy-Version dargestellt!

Allein, die Kartographie von Ed Bourelle (SkeletonKey) enttäuscht und fndet keine Zustimmung. Es gibt so etwas wie „Wohngegenden“ bzw. Residential Areas, inklusive Desperate Housewifes Sackgassen! So ein suburbaner, nordamerikanischer Kokoloris. Ach ja und die Straßen verlaufen kerzengrade. Nun ja, aber er war sichtlich bemüht, dies etwas aufzuweichen. Und es läßt sich leidlich mit der glorreichen Reichsvergangenheit begründen.
Es ist ein Jammer, das unser Erbe nur zweimal gefiltert durch amerikanische Hirne oder britischen Humor auf meinem Spieltisch landet. Unsere Verlage sind ja dazu im Mittelalterbereich nicht in der Lage. Nehmt euch ein Beispiel an Pegasus/Cthulhu, ihr Fantasy Heartbreaker Schreiberlinge.

Mehr Deutschland, mehr Kaisrreich, mehr Gotik, mehr Hanse, mehr Fugger, mehr Reichsstädte, mehr Ostkolonisation, mehr Investiturstreit, mehr Italienfeldzüge, mehr Bauernkriege, mehr Interregnum, mehr Luther, mehr Wallenstein, mehr Quitzow, mehr Kreuzzüge, mehr Aachen, mehr Speyer, mehr Mönche, mehr Roggen, mehr Freiherren, mehr Barchent, mehr Markgrafen, mehr Pest, mehr Zünfte fordere ich.
Und zwar in deutscher Sprache! Ist das so viel verlangt?
Nur ein Beispiel, für die Anglisierung unserer ureigenen Vergangenheit ist die Tatsache, daß die meisten Rollos „Gilde“ sagen, wenn Zunft gemeint ist. Armes Deutschland. Solange jedoch die Amerikaner und Briten die besseren Deutschen sind, bekommen sie mein hart verdientes Geld. Ich bin Patriot, kein Deutschtümler. Deutscher sein verpflichtet, es adelt jedoch nicht.

PS: Ansonsten ist der Players Guide solide, ohne spektakulär zu sein. Für Drei Dollar pro Stück uneingeschränkt empfehlenswert. Spieltechnisch ist nicht viel drin, außer ein paar Hintergründe, die einem noch einen kleinen Bonus geben, Hausnummer für den Machtzuwachs: +2 auf eine Fertigkeit. Ansonste bekommt man einen Überblick über die Stadt, so daß man schon ein paar Ansatzpunkte hat. Leider gibt es kaum Dinge, die einen als Spieler sofort aus Neugier ins Abenteuer treiben. Ansonsten eigentlich keine längeren sog. „Stimmungstexte“.

Next in Line

Der legendäre und überaus witzige Stephen Colbert hat nicht nur kürzlich dem gewählten Präsidenten der U.S.A. die Leviten gelesen, er hat auch D&D kommentiert. Dieses könnt Ihr hier nachempfinden.