Abt.: Verdammte Scheiße!

Ich deutete es neulich an: die CoSim Imperium Romanum II ist ein überwältigendes Werk von Gelehrsamkeit, Belesenheit und Modellierermut und -tum. Ich muß sagen, erst jetzt, obwohl ich das Spiel seit fast 20 Jahren habe, spiele und schätze und verinnerlicht habe, erst jetzt, mit zunehmender Kenntnis vom tatsächlichen Stand der Antike-Forschung, kann ich im vollen Umfang dieses Meisterwerk bewundernd würdigen:

– Quellengestützte Modellierung der Römischen Wirtschaft über 4 Jahrhunderte
– Q. M. d. R. Aushebungspraktiken ü. 4. Jh.
– Q. M. usw. Truppenstärken für über 30 Szenarien
– Städte und Straßen des Mittelmeers

und trotzdem alles extrem flüssig spielbar.

Damals war uns garnicht klar, was für riesige Unterschiede zwischen der Rechercheleistung für ein Neuzeitliches Spiel und eben IRII bestanden.

Hut ab. Das waren noch Zeiten, als Männer wie Albert Nofi in Amerika-Rom Spiele entwarfen. Verdammte Scheiße, was ist passiert?

Zum O.R.K.

Abt.: Schuhe, die passen

Sehr geehrte Frau Käßmann! Viele haben schon ihre Predigt kommentiert. Ich kann nicht umhin, da in deren Bugwelle sich die Putzerfische des Trivialopportunismus tummeln und damit großen Schaden an sich selbst und allen Betroffenen anrichten, Ihnen eine von Herzen kommende Botschaft, ganz protestantisch, zu übermitteln:

Abenteuerspiel war immer

Von der ewigen Notwendigkeit und Wiederentdeckung auf genau gleichem Pfade, hier im speziellen: Nichtnullsummenspiele ermöglicht durch neutralen Spielleiter.

Neulich, am C&C:A-Tisch. Schlacht am Crimmissos, Verlesung des Rahmentextes.
Reaktion:

„Was?!?! Von wegen „earlier defeats“, Carthago hat doch gewonnen! Das ist ja doof.“

Mago kopiert bei Akragas Epaminondas und ist erfolgreich, schief geschlachtordnet zetrümmert man den linken Flügel und rollt dann auf.

Kleiner Trost, hatte ich im Hinspiel als Sizilianer knapp den Sieg verpaßt. „Battle Back“ hier viel stärker als bei BattleLore! Rechter Flügel unter Dyonisius schlug erst den karthagischen Linken, wurde dann aber vom Zentrum zurückgeschlagen und überrollt. Wahrlich, die Zeit der Infanterie.

Sah nach einer guten Idee aus…

Zwei Runden später ruhte der hasardierende sizilische General schon bei den Toten.

Erläuterung

Wie das Weströmische Reich 476, so liegt das Hobby um D&D und seine Nachfolger darnieder. Die Barbarenhorden von degenerierten Comic- und Fenrsehopfern, die, um es mit einem Kunstkritiker zu sagen, denken, daß „Tiefe das sei, was man in (s)ein Tagebuch schreibt“, haben Rom erobert.
Und so wie die Barbaren sich alleine deswegen als legitime Nachfolger sahen, weil sie ROM kontrollierten, so sehen sich die heutigen Kitschwürmer und Faulsäcke als ROLLENspieler. So wie, aus Barbarensicht, Rom das Römische Reich ausmacht, so erheben sie Anspruch auf das Hobby.

Doch, was war dieses „Rom“, daß die Barbaren eroberten? Zu vier Fünfteln Ruine, fast Menschenleer, und regiert von einer degenerierten Bande Halsbabschneidern, die sich „Patrizier“ nannten.

Die OSR ist genau die Gruppe angegrauter Herren, die die Rückbesinnung auf alte Tugenden forderten, um Rom wieder groß zu machen, zu einem Zeitpunkt wo dies nur alberne Nostalgie war.

Pathfinder ist nichts anderes, als die Integration der Germanen in die „Legionen“, ein Pakt mit dem Teufel, der das Äußerste verzögert, es aber dafür unumkehrlich macht.

Deswegen will ich nicht mehr Römer sein, also Rollenspieler. Ab sofort gibt es für mich nur noch Abenteuerspiele, die wie Konstantinopel den wahren Kern, die wahre Tradition von Zivilisation, Organisation, Geisteshaltung und Menschlichkeit nicht als Nostalgie beschwören, sondern aktualisiert leben.

Und deswegen haben wir hier, in dem, was die Barbaren später unbedingt nicht mehr Ostrom zu nennen gewagt haben (um ihre kotige Herkunft nicht anerkennen zu müssen), im sog. „Byzanz“ noch Eintausend Jahre wechselhafter Antike vor uns, bis die Osmanische KI vor den Toren steht und tatsächlich alles in Frage stellt. Aber, vor der KI wird dieses griechische, oikumenische Reich exisitieren als habe es nie Barbaren im Westen gegeben.

Und wenn sie Venezianer schicken, mit betrogenen Kreuzfahrern, dann haben wir schon 800 Jahre länger gelebt. Und auch dann werden wir widerauferstehen, mit noch größerem Abscheu vor den Lateiner-Rollos, für nocheinmal 200 Jahre. Bis der KI-Sultan kommt, werden wir hier stehen. Ihr nennt uns anders, doch wir sind die wahren Erben und Aktualisierer, Bewahrer und Streiter wider die wahre Bedrohung.

Doch laßt uns in Ehrfurcht den Gründervätern einen letzten Triumphzug gönnen. Schaut hinab in den Brunnen der Vergangenheit, zu der Zeit, als das Republikanische Rom noch groß war, kurz vor dem Gygaxschem Kaiserreich:

…nach 40 Jahren wird der Sand knapp

4e ist am Ende: Es werden keine Miniaturen mehr verkauft, weil nicht mehr hergestellt. Muß noch mehr gesagt werden? Marktübersättigung ist nur dann ein Argument, wenn sehr, sehr wenige neue Mitspieler rekrutiert wurden. Und damit ist dies das definitive aus jeglicher positiver Interpretationen, die 4e hätte beleuchten können. Aus und vorbei, der Größte Schmuh seid Erfindung des Hobbys.

Gedanken zur Menschlichkeit

Ich las neulich etwa lustlos den tatsächlich etwas uninspirierten Artikel zum Titelthema aus dem aktuellen SdW. Das Thema wird ja gerade etwas breitgetreten. Ich dachte so bei mir, die Auswirkungen solcher Möglichkeiten der Verbesserung in Abhängigkeit vom Einkommen habe ich und die Popkultur schon tausendmal durchgespielt: Stichwort Cyberpunk. Und da fiel es mi wie Schuppen von den Augen:

Die beiden großen Rollenspiele zur Cyber-Zukunft sind ja unglaublich feige und konservativ. Wer sich verbessert, wird weniger menschlich, ganz mechanisch. Keine moralische Frage muß mehr beantwortet werden. Soviel zum „Punk“-Anteil, soviel zur Sozialkritik dieses Genres im RSP.

Eigentlich ein bißchen peinlich. Merke: ab sofort nur noch ohne Essenz und Menschlichkeitsverlust spielen. Sonst ist es ja albern.

Was macht eigentlich…

BattleLore?
Nun, genau weiß ich es nicht, denn FFG, die neuen Eigner machen nicht viel. Außer die ehemals kostenlosen Ersatzwürfel nun gegen Geld zu verkaufen, alle Webunterstützung zu streichen, inklusive hunderter Fanszenarios PLUS Schlachtberichte und Rezensionen, oben drauf ist dann noch nicht mal das Grundspiel derzeit über FFG zu bekommen, auch nicht für Händler soviel ich weiß.

Aber fürchtet Euch nicht, auf der Suche nach meinem eigenen Fanszenario fand ich dankenswerter Weise eine geheime Seite mit allen PDFs. Nicht nur einigen Anglophonen.

Immerhin: FFG hat die Heldenerweiterung und Drachen rausgebracht. Toll, genau was keiner brauchte und wollte, mehr Fantasyscheiße, die das Spiel noch ungeplanter verkompliziert. Wenn sie wenigstens die LOTR-Lizenz nutzen würden, aber so ist das Tinneff.

Und was macht eigentlich Georgios?
Einen Podcast! Und da redet er nach eigenen Ansagen über die Sache, über die er am liebsten REDET, die er aber am wenigsten kann: Spielleiten! Und da weder Rachmaninov noch spielleiten drinne war, trotz Ankündigung, habe ich dann nicht weitergehört. Sein Ansatz zum Erklären von Extrapolation in der Spielwelt war dazu in der Lage mich sofort zum Schummel-Erzählspieler werden zu lassen, nur um nicht weiter so gelangweilt zu werden, Tavernenschlägerei und ihre Folgen, soweit bin ich gekommen, dann fiel ich in Tiefschlaf. Für Georgios gilt verstärkt: Schweigen ist Platin.

Zum O.R.K.