2010 Adventure Gaming Awards

Most Anticipated Product: Triax 2
Sechzehn Jahre hat es gedauert, bis dem unglaublich guten und durch die epochenmachende Kooperation von Kevin & Kevin veredelten „Triax and the NGR“ & „Mindwerks“ die heißersehnte Fortsetzung folgte. und die beiden Newcomer Taylor White und Brandon Aten haben es tatsächlich geschafft, noch eins drauf zu setzen. So wie die beiden eine der fiesesten bösartigen Kreaturen des Megaversums, den Struwwelpeter, einführen, daß läßt über die schwachen Karten und das merkwürdigerweise recht banal-falsch gewordene Bier-Kapitel hinwegsehen. Wirklich seltsam, daß die deutsche Seele und Politik besser verstanden wurden, als deutsches Bier. Lehre: Amerikaner sind einfühlsame Menschen und klug, aber von Bier verstehen sie auch beim besten Willen rein gar nichts.

Most Useful Book Dimensional Outbreak
C.J Carella gab uns eine Stadt, Center, die imposant-megaversaler als Sigil und utopischer als Trantor war; bei merklich geringerem Riefenstahl-Faktor. Dimensional Outbreak gibt uns Karten zu dieser Stadt am Mittelpunkt des Universums der Drei Galaxien, und zeigt auf, wie Cross-Genre die Minion-War Kampagne tatsächlich ist. Statische Settingbeschreibung für Phase World, gepaart mit Metaplotfortentwicklung und neuen Bausteinen und Spielzeugen: Daumen hoch!

Most Moving Product: Heroes of the Megaverse
Eins der tatsächlich bewegendsten Bücher des letzten Jahrzehnts. Wenn man hört, daß jemand seine Liebsten in Rollowerten darstellt, dann kann das nur schiefgehen. Ging es aber nicht. Ich hatte bei einigen Einträgen Tränen in den Augen. Einige Risse im Herzen von Kevin waren aber wohl zu stark: Ich habe tatsächlich ohne Langeweile auch die Namensliste am Ende durchgelesen. Carella, Maryann & Coffin sind nicht dabei. Dafür aber in der Kategorie der zahlenden/ideellen Unterstützer illustre namen wie Zach Houghton, Michael Mearls ein paar bekanntere Blogger, Jolly Blackburn und als Gründerväter Gary, Steve Jackson (US) und Dave. Komischerweise habe ich niemanden von Judges Guild gefunden, die ja die ersten Zeichnungen von Kevin S. geordert hatten.

Most Cost Efficient Product: Essential Dungeon Tiles Wer die für den Preis nicht kauft, der soll weiter drucken und schnippeln. Verdient hat er es.

Zum O.R.K.

Operational Art of War Redux

An der vermeintlichen oder realen Sowjetischen Kriegskunst habe ich mich ja schon ein wenig abgearbeitet. Neulich habe ich das alte Clash of Steel-Programm wieder ausgebuddelt, nachdem ich es einmal in Kenntnis aller Regeln spielen wollte. Was mir dabei auffiel war folgende Sonderregel für Sowjettruppen:

RUSSIAN EXPLOITATION
Up until January 1944 all Russian units
pay a random amount of AP to Overrun
while attacking by themselves. There is
no penalty for Assaults.

Das ist ja ganz bemerkenswert, denn im Endeffekt bedeutet das, daß Sowjettruppen einen NACHTEIL durch diese Strategie erfahren. Die Deutung der COS-Entwickler deckt sich ja auch ganz hervorragend mit meiner Clausewitzschen Lesart: Das „Pressing“-System als ausdrückliche, potenzierte und dogmatisch durchgeführte Hypernapoleonische Verfolgung mit Fußtruppen bei taktischen Erfolgen, ohne Rücksicht auf den Gesamtschlachtverlauf.

Anders als die Glantzianer es deuten, wäre dann diese Sowjet“kunst“ ein Mittel um Führungsschwächen durch protokybernetische Dogmen auszubügeln. Sozusagen die Lochkartentaktikskripte die formalisieren wollen, was in deutschen Heeren die Auftragstakik leistet(e). Den verdacht hatt ich vorher, daß aber irgendwelche SSI-Designer das ganz selbstverständlich auch so deuteten ist doch bemerkenswert. Letztendlich scheint mir es immer wahrscheinlicher, daß das ganze Gewäsch von der Sowjetkriegskunst, zumindest in der Glantzschen Ausprägung, eine Art selbstverstärkender Militärmythos ist, den die NATO nur zu gerne geschluckt hat. Denn die NATO und vor allem die Amerikaner haben ja ihr eigenes, McKinsey-artiges, kybernetisch-geskriptetes, OR-verblendetes Taktiksystem. Leider hat sich seit McNamara auch nicht soviel getan, wenn wir betrachten, wie selbst noch in AFG und IRQ merkwürdige Kennzahlen aus der bloßen Anzahl von SIGINT (die Dinger aus den Wikileaks) in einem Operationsgebiet gebildet werden.

Zur Diskussion
(engl.; Deutsch gerne im Kommentar)

Re-Brandting

Die famosen Synchronisationen von Rainer Brandt sind in gewisser Weise eine der letzten Restfitzelchen Berlinisch-Jüdischen Humors die nicht mit ihren Trägern umgebracht oder in Todesangst verjagt wurden.

Wo viele über sog. „Blödelsynchro“ (ein diffamierendes Schimpfwort) fluchen, da jubele ich! Denn Italo-Düster Western sind so unglaublich langweilig, -atmig und -wierig, daß ich nie einen zuende geschafft habe. Und also fehlt mir was das Westerngenre angeht ganz viel Detailwissen. Aber unendliches Gepose von obercoolen Dreitagebärten, nein, nein und nochmals nein. Daß Deadlands seinerzeit bei den Sekundärgoths unglaublich einschlug, kein wunder. Gepose und Hyperindividualismus, zwei meiner „Lieblingszutaten“…

Egal, aber dank Rainer Brandt kann ich durchaus ein zwei Westernfilme gucken, und es fällt mir gerade dabei auf, wie stark Western Blaupausen für SCi-Fi Abenteuer bereithalten. Der Dicke und das Warzenschwein hat eine super Proto-Sci-Fi oder noch besser: RIFTS! Herausforderung:

Ins Fort einschleichen, Alarmanlage ausschalten, damit der Rest des Teams den Dicken Emil, die oberfette Südstaatlerkanone (tatsächlich eher ein Mörser) flachmachen kann. Dazu noch einiges an lokalen persönlichen Spannungen (Col. Pembroke vs Ballard), die SUPER in die Coalition States passen würden.

Ich bin begeistert.

Hatta bumms jemacht und unten issa

Man, also ich, muß auch mal einsehen, wenn man eine schlechte Idee hatte. Englisch bloggen war so eine doofe Idee. Aber so ist eben das Medium Blog, man handelt mit kurzer Vordenkzeit und probiert sich eben aus. Keine Reue, aber Einsicht.

Ich habe etwas ganz Interessantes an mir als Spielleiter bemerkt: Ich habe scheinbar einen Fünf-Jahres-Zyklus. Ich habe Fünf Jahre intensivst an einer gigantischen Star Wars Kampagne geleitet, Fünf Jahre an einer noch gigantischeren Travellerkampagne…und die letzten fünf Jahre leite ich nun Megaversales D&D. Star Wars habe ich volkommen durch. Zunächst, vor nunmehr zehn Jahren, weil ich ein wenig ausgebrannt war, was das anging. Aber nach mehreren kleineren Rückfällen auf Spielerwunsch oder Überlegungen mal wieder etwas anzubieten habe ich festgestellt, daß ich in den 5 Jahren alles bei Star Wars ausgelotet habe, was ich ausloten wollte. Es fehlt also an weiterer Inspiration. Alle Sachen, die mich an Star Wars noch begeistern könnten, habe ich schon durch, alle Handlungsstränge abgearbeitet. Klar könnte man neue Feinde auftauchen lassen. Aber wozu? Klar könnte man noch in einer anderen Ecke der Galaxis wieder klein anfangen. Aber wozu? Ich weigere mich seit 10 Jahren das EU zu verfolgen und also gibt es auch keine neuen Dinge, die ich verwerten wollte.
Bei Traveller war ich nach den jahren vor allem ausgebrannt, weil die Vorbereitungen so intensiv waren, dafür das Spielerelebnios umso genußreicher. Was aber bei Traveller noch offen ist, das kann nicht mit handelsüblichen Spielern abgearbeitet werden. Nur mit Menschen, die ihre Hausaufgaben machen, und auch mal von sich aus eine Ausarbeitung anfertigen; solche waren beim ersten Durchgang dabei, aber nicht nur. Die Fortsetzung wird als große, vereinheitlichte Melange aus Kriegsspielen, Miniaturenszenarios, Wirtschaftssimulation(en), Briefspiel, Rollenspielszenarios und freiem Planspiel stattfinden, also wie beim ersten Durchgang nur potenziert. Aber wie gesagt, da brauche ich mindestens drei zuverlässige Spieler, die alle mitziehen. Wenn ich nämlich irgendjemand mitschleifen muß, dann greift noch das Ausgebranntsein, repsektive einen Vierten könnte man wohl gemeinsam durchschleifen. Und insofern muß ich für mich persönlich einschränken: Ja, ich kann alles für jeden spaßfördernd leiten, und ich erwarte nichts von niemandem; aber nur für fünf Jahre.
Mit D&D geht es langsam dem Ende entgegen, ich spüre es in jeder Pore. So wie die Weltpolitik und Deutschland in ein neues Zeitalter schleichen, Wikileaks und Umkrempelung der politischen Landschaft in Europa und Parteiensystem in Deutschland wichtiger sind als die Anti-Terror-Kriege der vergehenden Dekade, so schleiche ich raus aus D&D. Ich wage auch zu behaupten, daß die Ära der Castingshows auch mit diesem Jahrzehnt endet, und sich so der Popsoundtrack der Naughties im Rückblick formiert hat. Ein sehr wichtiger Jahreswechsel steht bevor, für Deutschland, die Welt und meine Runden. Doch keine Angst:

Manchmal liest man Sätze zu Vorlieben berühmter Leute, die man in einer innigen Art und Weise versteht, daß es über den reinen Sinngehalt hinausgeht. Und so ist es bei mir und Jules Verne mit Fortsetzungen: wir lieben sie und können nicht davon lassen.

Ich habe mich neulich mit einer sehr sehr klugen Person über Doctor Who ausgetauscht, der kluge Mann hat bemängelt die genialen Weeping Angels seien nun in der aktuellen Staffel trivialisiert worden. Doch was ist schon wirklich genial an Einzigartigkeit? Nur in der Fortsetzung, im bewahrend-ändernd neu interpretieren, im weitergeben der Fackel, da liegt das Wahre und Schöne, ja Zivilisation und Kultur selbst. Der Wahn der Unwiederholbarkeit und Unkopierbarkeit, der Unabänderlichkeit, er hat insbesonder die Deutsche Seele vergiftet. Die Bestrebung, wenn es nicht das ganze, das volle, genauso ist; es dann ganz zu verdammen ist das totalitäre Element der Popuklturrezeption. Um den Kreis zu schließen: Warum müssen die Castingshowbands denn neue Lieder singen, wo sie doch gewählt und berühmt werden mit Interpretationen? Was kann auch auf dem Wege des Castings anderes überhaupt gefunden werden als gefällige Interpretatoren? Da werden unsere Nachkommen noch zurecht richtig viele Witze drüber machen.

Sogar für Star Wars hege ich noch Hoffnungen: irgendwann spiele ich nochmal TIE-Fighter durch und schaffe dann die letzte Tour of Duty, die mir noch abgeht. Da ist dann mindestens eine Kampagne drinn, und wer weiß? Wenn ich mich recht entsinne baut der eine Spieler die Flotte der Republik mit auf, ein anderer ist Senator und repeupliert seinen verwüsteten Heimatplaneten usw. usf. Irgendwann will das auchmal alles bedroht, ausgespielt und wiedererlangt werden. Ich habe auch gehört, Baron Tagge wollte mal mit den Hutten anbandeln…aber da ist erstmal der nächste Fünf-Jahres-Plan davor.

Eine einzige Sache habe ich aber ungebrochen und parallel zu allem immer betrieben: MechKrieger. Gebenedeit sei Alexandro Steiner, gepriesen sei die postpubertäre Technolandserromantik.