Hater bleiben Spasten, die Erklärung Teil 4

Ganz allgemein kann ich übrigens feststellen, daß hier (gerade die Hater), einen Kategoriefehler eigener Art machen, der mir immer wieder begegnet ist:

Mir die falschen Motive und Gefühle zu unterstellen bzw. hineinzuorakeln. Deswegen hätte ich das eigtl. gerne im gesprochenen Wort zum Thema gemacht. Weder schäume ich vor Zorn, noch Heule ich rum. Sie schließen von Ihren codes und Gefühlswelten auf mich, und das scheitert regelmäßig.

Weder Nostalgie, noch Heimweh sind Gefühle die mich hier bewegen! Ich bin einfach nur baff erstaunt. Ebenso ist mir kein Dominanzdenken oder Avantgardetum qua Wohnort zueigen, war es nie und bleibt so. Auch Neid ist mir ein fremdes Gefühl.

Dieser Kategoriefehler treten witzigerweise oft auf mit den Personen, die sich irgendwie für mich interessieren. Die bohren dann nach, per PM, per EMail, oder rufen an, wollen sich unbedingt treffen und schrieben mir Lieder, stalken mich mit Sockpuppets aus ihrem Bad Honneffer Professorenbüro, wollen wissen ob ich denn nun schwul bin oder nicht, wie alt ich denn nun bin, oder was ich mir denke, als (vermeintlich) Arbeitsloser die Zeit armer Preisträger nicht wertschätzen zu können, (nur weil ich verfickt nochmal mich an die Regeln des Anstandes halte und als Juror niemals nicht vor offizieller Verkündigung irgendwas leaken würde). Usw. usf.

Man kann feststellen:

Ich teile nicht Eure Gefühle, nicht Eure Motive.

Deswegen sind wir uns fremd.

Und wie Advanced Chemistry versucht hat zu erklären: Fremd im Eigenen Land. Über das ich mehr weiß, dessen Hochkultur und wissenschaftliche Leistungen ich besser kenne, als viele „echten“ Deutschen. Und ja, wer hier nun Hochmut erkennt, genau da ist er, auch verletzter Stolz. Denn das ist ein starkes Stück über das sich jeder Aufsteiger, jeder Migrant zu Recht aufregt.

Und das hat dann nur bedingt mit Berlin zu tun, aber alles mit dem gesamtdeutschen Konformismus. Daß so wenig geistige Bereitschaft in Deutschland (Ost wie West) besteht, für jemand, der nicht den üblichen Kategorien entspricht. Aber von diesem Problem haben schon viel berufenere und größere Stimmen gesprochen, von Haffner, Broder bis Sido oder Serdar Somuncu, eine lange Liste, die das alles besser ausgedrückt haben. Die dann aber schnell wieder in eine Kategorie gedrückt werden, um bloß nicht zum Nachdenken zu zwingen…

Was mich tatsächlich traurig macht ist aber, daß gerade dies alles für mich als Einzelnen auch im Rollenspielhobby gilt. Und dafür sind Subkulturen eigentlich da: Um Gemeinsamkeit und Verständnis außerhalb der Mehrheitsgesellschaft ohne Ansehen der Herkunft zu finden. Weswegen ich das auch nie in all den Jahren vorher zum Thema gemacht habe. Und es gab Rolloszenen, da war das auch so, mehr wollte ich mit „Westberlin!“ garnicht sagen.

Erinnerung.

Ich bin nicht der, der ich dachte. Die Erklärung, Teil 2

Neben den rollenspielbezogenen Dingen in Teil 1 gibt es auch individualbiographische Kategoriefehler, die ich gemacht habe, und dadurch bin ich angeeckt, was mich nie gestört hat, denn ich sah den Fehler immer bei den anderen, da ich mich fast immer im Recht sah. Doch auch hier war viel des Zorns unangebracht, weil ich einfach von mir als Normalbürger ausging, der ich wohl oder übel nicht bin.

Beispielhafte Dinge, die ich stillschweigend angenommen habe:

  • Ich bin mittelschlauer Gymnasiast
  • Ich komme aus der Mittelschicht
  • Ich war auf einer normalen Schule
  • Ich bin in einer normalen Gegend aufgewachsen
  • Meine Freunde sind normale Leute
  • Man kann ganz einfach Patriot sein, ohne Nationalist bzw. Chauvinist zu sein

Mit gebührendem Abstand und ohne jede falsche Bescheidenheit oder Scham, das ist alles statistisch signifikanter Schwachsinn gewesen! Und zwar sowas von, daß es nur natürlich ist, daß ich dauernd anecken mußte weil viele Grundannahmen aus wissenschaftlicher Sicht nur hanbüchen zu nennen sind. Objektiv durch Zahlen belegbar:

  • Ich bin aus einem sehr kleinen, oberen Leistungs- und Begabungsperzentil
  • Ich komme aus der Unterschicht
  • Ich war auf einer sehr, sehr guten Schule. Die wäre ein ganzes Buch wert, gerade im Vergleich zu dem was in Westdeutschland sich Elitegymnasium schimpft, eigtl. aber immer nur die Eltern meint.
  • Meine Gegend ist eine der schlimmsten oder die schlimmste Hochhausgegend in Berlin. Faktisch krasser als Sidos MV.
  • Meine Freunde sind, wie ich selber auch, keine Biodeutschen oder Mischlinge. Mit Migrationshintergrund. Ich hatte in der Schulzeit mehr biodeutsche Freunde, aber am Ende des Tages sind mit nur wenigen speziellen Ausnahmen vor allem die mit MiHiGru aka Kanaken (mich eingeschlossen als Halbkanake) geblieben. Die rein dt. Freunde die geblieben sind, sind entweder die über meine/n Partner/in oder welche, die so mensamäßig superschlau sind, daß sie eh alles transzendieren oder ein paar von dem Superhomies aus Westberlin, die Flers quasi (was mich zum Sido machen würde. Innerhalb der RSP-Szene bin ich aber wohl eher der Fler, aber egal). Von allen zugereisten Wessis hat kein einziger festerer Kontakt so Bestand gehabt so daß ich es noch Freundschaft nennen würde. Das war keine Absicht, aber im Rückblick ein frappantes Muster. Ich mußte mal an einer Telphonbefragung teilnehmen, da haben die mich das gefragt und ich war selber erstaunt über das Ergebnis.
  • Was mir damals als gesunder Patriotismus vorkam, war stark geprägt von der Perspektive, die in etwa ein Latino in zweiter Generation in den USA hat, der zum Militär geht. Dankbarkeit gegenüber einem als stark und richtig empfundenen Aufnahme- und nun Heimatland. Was ich aber bei der Bundeswehr, vor allem aber im Offizierscorps erlebt habe war, daß der ganz Bumms (nicht ohne beeindruckende Ausnahmen) voll ist von sentimental angebraunten Chauvi-Nationalisten und, noch schlimmer, voll von seelenlosen Karrieristen. Und Klassendünkel ist auch zu spüren, was mich damals stark verrätselte aber ganz offenbar wurde als ich nach der Unteroffizierszeit auf die Offizierslehrgänge einschwenkte. In der Bundeswehr, in der ich gedient habe, gab es kaum echte Preußen außer ein paar versprengten ex-NVA-Leute im Offizierscorps und eben den strahlenden hochbegabten Asunahmefiguren. Insgesamt zählt das preußische Ideal des VorschriftenGEISTtreuen Staatsdieners außerhalb der Grenzen Brandenburg-Berlins überhaupt nichts (mehr?). Das wäre aber Stoff für ein ganzes Buch, soviel erstmal dazu.

Wenngleich ich durch die ganzen falschen Normalitätsannahmen immer wieder and verschiedenen Orten angeeckt bin, so bin ich im nachhinein sehr dankbar für meine Fehlannahmen. Hätte ich in früheren Lebensabschnitten schon von meiner besonderen Situation gewußt, hätte dies zur Verbitterung oder zu einem südamerikanischen „Dependencia“-Wahn führen können, der zu nichts führt und eben auch nicht so ganz stimmt. Ein Reinsteigern in eine Opferrolle wäre mir aber immer zuwieder gewesen. Lieber der einzige Klardenker im Land der Langweiler und Langsamdenker, als unwürdig umzingelter Unterdrückter. Für mich gelöst ist die Sache ganz elegant wie im „Straßenrap“, man ist gleichzeitig der Größte, aber in ruhigen Minuten weiß man auch, daß es einem nicht einfach gemacht wurde. Und die anderen sind alle Spasten & Bonzenkinder.

Einzig, die unter mir insofern leiden mußten, also ich von meiner Auffassungsgabe als normal ausging und dann unbotmäßig ungeduldig war, diese kann ich im nachhinein nur im Entschuldigung bitten.

Hier zum Disputorium, nicht dem allgemeinen Forum, weil privater.

Ich lag falsch, mit fast Allem. Die Erklärung, Teil 1.

Kein Ausländer, und doch ein Fremder
Advanced Chemistry

Jahrelang habe ich gewettert und gekämpft gegen die Irrungen und Wirrungen, all die falschen Wege, die die deutsche Hobbyrollenspielszene immer wieder einschlägt. Und es sieht auch nicht sonderlich gut aus, wenngleich auch einige Mauern eingerissen wurden. Am Ende stößt man immer wieder auf die Erkenntnis: die Deutschen wollen es wohl so, und die Mehrheit der Verbliebenen ist zufrieden. In der Folge habe ich viel geforscht und gelesen, um zu ergründen, was des deutschen Pudels Kern, warum tickt die Mehrheit so, daß so viel langweilige, wacke Scheiße immer wieder nach oben geschwemmt wird. Warum auch die Debattenkultur so äußerst merkwürdig ist, warum mit echtem Diskurs nur ganz verschwurbelt umgegangen wird und warum so viele so oft über Belanglosigkeiten die Nase rümpfen, wo man einfach mal entspannter sein könnte. Und warum die meisten so einen vorhersehbaren, schlechten Geschmack haben.

Viele Antworten habe ich gefunden und Euch auch oft vorgetragen und mitgeteilt. Hauptursachen sind die deutsche Hysterie (s. Istvan Bibo) und vor allem der deutsche Hang zur kleinkarierten Romantik in allen Lebenslagen. Oben drauf noch ein strukturell anitaufklärerisches Bürgertum, und das Elend im Wohlstand ist perfekt. Diese Erkenntnisse führten mich weit aus dem Gesichtskreis des Hobbys hinaus und entblößten dieselben noch viel schlimmer wirkenden Umstände in allen deutschen Kulturbereichen. Welch ein Elend!

Doch genau an diesem Punkt dämmerte es mir vor einiger Zeit: Ich lag falsch, ich habe immer die falschen Fragen gestellt! Nicht: warum ist die Mehrheit der Deutschen so merkwürdig ist doch die interessante Frage. Denn das haben schon viele ventiliert, Kulturkämpfe werden darüber geführt, und die Frontlinien verlaufen eben da wo sie verlaufen. Ungewöhnlich ist also nicht, wie die Deutschen sind, ungewöhnlich ist, daß ich NICHT so bin. Und meine Freunde und Jugendkumpels, mit denen ich gespielt habe! Und daß ich das erst spät erkannt habe, daß ich eigentlich das nicht passende Element bin, liegt u.a. an der Art, wie ich und wo ich aufgewachsen bin. Denn dadurch habe ich ein Normalitätsgefühl entwickelt, was mir überhaupt und ganz und gar nicht zusteht. Will sagen: Vieles von meinem Zorn der frühen Jahre dieses Blogs und vieles der Ungeduld und Verachtung, welche ich in den letzten Jahren kundgetan habe gingen von mir als Durchschnittsperson aus: „Wenn ich das erkenne, dann müssen doch auch alle anderen das erkennen!“. Ein klassischer Bezugssystemfehler. Durch mein Leben in Westdeutschland in mehreren Bundesländern, sowie vielerlei Erfahrungen in Ostdeutschland wurde mir klar: meine Perspektive, meine Einstellungen, meine Werte bedeuten in 99% Deutschlands rein gar nichts. Meine Schule, meine Nachbarschaft, meine Kultur teilte Gesetze und Sprache mit dem Rest Deutschlands, mehr aber auch nicht. Dies ist in Ostdeutschland meist gemildert, weil Ostdeutsche schon einen Systemwechsel hinter sich haben, also insgesamt offenere Persönlichkeiten sind. Aber der ewige Westen marschiert in einem für jemanden der in den Blocks von West-Berlin aufgewachsen ist, gespenstischem Gleichschritt aus Langeweile und Konformismus, daß es mir bis auf den heutigen Tag die Sprache verschlägt. Ebenso unfaßbar ist der fest verwurzelte Antiamerikanismus, der so in West-Berlin kaum jemandem, mir persönlich aber ganz bestimmt nie, vorstellbar gewesen wäre. Unsere Freiheit, ja tatsächlich unsere Nahrung wurde direkt von den Alliierten und allen voran den Amerikanern sichergestellt. Es waren unsere Freunde, und man blickte mit Bewunderung und Dankbarkeit auf die Stifter und Garanten unserer Freiheit. Nur zugereiste Schwaben-Punks in Kreuzberg sahen das anders. Aber die waren eben aus der Westdeutschen Provinz. Überhaupt, die Provinz: Das heftigste, was auch immer noch spürbar ist and der westdeutschen Provinz ist die tiefe der Piefigkeit. Wie oft haben wir uns in den späten 90ern schon über die PrenzBerg-Immigranten aufgeregt, was die denn ihre Provinzregeln nach Berlin importieren wollten. Auch Kategoriefehler! Die, die nach Berlin auswanderten und auswandern, sind schon die Flüchtlinge vor dem geistigem Gleichschritt von Norddeich-Mole bis Backnang. Und aus in Berlin aufgewachsener Sicht ist das eine unglaubliche Fallhöhe: Wo man sich als Berliner als Einwohner eines recht gemütlichen Städtchens mit akzeptablen Öffnungszeiten und passablen kulturellem Angebot sah, so waren diese weltweit gesehen (außer was klassische Musik und ein paar Museen angeht, da war Berlin vorne dabei) leidlichen Angebote und Leistungen für jemandem aus einem -gäu oder einer -alb geradezu revolutionäre Zustände. Nun als umgekehrter Migrant in die Westprovinz kann ich Tag für Tag nun das wahre Ausmaß der Langeweile erahnen: Wer Heavy Metal hört, ist schon Rebell und voll Anders ™. Das hätte bei uns aufm Hof nur ein müdes Lächeln hervorgerufen. Und dies gilt für mich eben schon besonders für den Hobbybereich: Während meiner Jugend gabe es in Berlin zwei KoSim Läden und knapp 10 Rollenspielläden, plus hie und da Miniaturenangebote. Ist natürlich zusammengeschrumpft, aber damals war das so. Es gab einen eignen verfickten Laden für BattleTech (Camelot, schnüff!). Ebenfalls gab es etwas nicht, was im Westen immer noch an der Tagesordnung ist: den kulturellen Gleichschritt. Will sagen, egal aus welcher Schicht Deine Eltern waren, egal wo Du wohntest, wenn Du spannende Spiele magst, dann spielst Du die einfach. Hier im Westen kommt es mir vor, als würden Hobbyspiele vor allem von Außenseitern gespielt werden: Aspergerinos, Verpeiler, Hänger, Halbwaisen, Scheidungskinder usw. usf. Also nur denjenigen, die aus der Westlermühle aus Schule, Sportverein, Musikunterricht und Freiwilliger Feuerwehr irgendwie entkommen oder durchs Raster gefallen sind. Dieser ganze durchreglementierte Freizeitkram, den es in den Hochhäusern aber auch in den Villenvierteln so nicht gab. Man war nicht automatisch im Fußballverein oder beim Ballett, wie das im Westen ist. In Vereine ist man nur gegangen, wenn man ein tiefes Bedürfnis oder sehr strenge (Westler-)Eltern hatte. Das heißt wiederum, daß es in den Vereinen, z.B. beim Fußball ein hohe Selbstselektion gab, nur die krassesten Fußballprolls waren im Verein, weswegen viele nicht hingingen oder dann irgendwann wegblieben und zugezogene Westlerbonzen ihre Sprösslinge lieber woanders unterbrachten als einfach beim lokalen Fußballverein. Das mag man alles komisch finden oder bedauern, klar ist aber daß im Umkehrschluß unsere Jugend viel stärker selbstbestimmt und frei von Dünkel & Konformismus war. Selbst die Bonzenkinder konnten einfach irgendein abseitiges Hobby haben, ohne irgendwie sich rechtfertigen zu müssen. Sieg des Individuums durch Anonymität. Daß dies ganz handfeste kulturelle Unterschiede zeitigt, kann man am besten am beispiel HipHop und vor allem Deutschrap sehen. Nicht so sehr für Bonzenkinder und vor allem für Blockbewohner im Straßenrap natürlich: Aber was in den späten 90ern aus dem Westen nach Berlin schwappte, stieß auf entschiedenste Ablehnung, nicht nur aus Realness-Gedanken, sondern weil es auf ganz profunde Weise als wack und luschig und verlogen und scheiße empfunden wurde. Und vor allem als prätentiös in dem Sinne, daß sich da irgendwelche Gymnasiasten für total crazy hielten, wobei sie von der als Normalität empfundenen Individualität und Krassheit des Berliner Blockbewohners Jahrzehnte entfernt waren. Und sind. Deswegen konnte Royal Bunker und Aggro Berlin einfach mal Anfang dieses Jahrtausends die komplette Industrie umwälzen und neue Genres prägen. Natürlich gebührt auch anderen krassen Leuten und Außenseitern wie Torch und Advanced Chemistry große Ehre, aber ein bißchen Westlerswag haben die halt immer. Werner Fuchs ist sozusagen der Torch des Rollenspielhobbys.

Gut, zurück zu mir, ich bin ja damals kein HipHopper gewesen, sondern eben Zockernerd. Aber eben auch da hat man in jungen Jahren so viel gespielt gesehen, mit soviel coolen und schlauen Leuten abgehangen, soviel ausprobiert und verworfen, daß das ganze Gefasel von Wessinerds nur schwer zu ertragen oder ernstzunehmen war und ist. Vor allem wenn sie DSA, Shadowrun und Cthulhu gespielt haben und sonst mehr oder weniger nichts. Die haben einfach komische Vorstellungen und denken wir sind alle Brüder, weil wir DSA kennen, aber in Westberlin haben wir immer auf DSA geschissen und herabgeblickt, das war einfach mal Standard, da hat man nicht drüber nachgedacht. Wer interessiert war, der konnte auch eine Spielebiographie hinlegen, die einen bis an die Wurzel und die Avantgarde des Hobbys brachte. Und so ist es mirt passiert, so habe ich gelebt: Von Klein-Arma, Myra: Welt der Waben, SPI-Games, Avalon Hill, World in Flames, Empires in Arms, Warhammer Fantasy bis zu allen denkbaren Rollenspielen, alles auf Englisch zumindest, hatte ich schon vor dem 16. Geburtstag schon gemacht und Leute gekannt die jeweils tief in den Sachen drinne waren. Alles rollenspielerische wurde auf den Conventions ausprobiert, in den Heimkampagnen dann aber keine Experimente, wobei wir da  auch unglaublich viel gespielt haben, wir hatten ja Zeit, wir mußten zu keinem Verein. Und mit Bussen kam man überall ohne Eltern hin. In den Zockernerdvereinen ging es dann nochmal krasser ab, da lernte man die richtig tief drinsteckenden leute kennen, wie den Master-Blaster, der einfach mal geschmeidig ALLE veröffentlichten Rollenspiele hatte, die Ladnenbesitzer, die Larpfetischisten, später die Trading Card-Größen…undundund. Magic spielen habe ich bei einem der berühmtesten dt. Magicjournalisten mal so nebenbei gelernt, als wir den Bus verpaßt hatten. Natürlich waren wir nie aller einer Meinung und die Geschmäcker waren unglaublich verschieden. Aber eben, aus dem Vergleich mit Restdetuschland wird das so deutlich offenbar, Streits und Uneinigkeit auf unglaublich höherem Level. Höheres Level, weil die Leute das in Westberlin halt dann durchgezogen haben, die haben da nicht rumgssülzt und gesammelt sonder wußten dann alles und haben zweimal die Woche gespielt. Bei aller Feindschaft (Gruß an Georgios) treffen diese Aussagen zum hohen Niveau auch auf die paar anderen Berliner, die sich online umtun zu. Wir haben uns in den 90ern um cinematische Systeme gezofft, aber eben jeder mit hunderten von Stunden an Praxis im Rücken, HKAT2 hin oder her. Ein „Ding“ das es gab, war es, innerhalb der Szene als jmd. zu gelten der ein „eigenes“ System hatte. Nicht also etwas Selbstgeschriebenes (hier liegt wohl weiterhin auch die größte Schwäche der Berliner Szene, die paar Versuche wie Liquid, Thyria und Endland sind halt was sie sind). Sondern eine erreichbare Ehrung war es DER Spielleiter für ein bestimmtes System zu sein. Und das waren die Leute dann auch (übrigens ein Grund für den mangelnden Erfolg von Liquid oder Thyria: DIE Spielleiter waren ja erreichbar, wenn man das haben wollte, dann war man einfach Spieler bei denen. Hätte man eh nie besser gekonnt). Und das Gefühl war dann, daß Online doch dann es Heerscharen von Leuten davon geben müßte. Aber was ich damals nicht wußte: Ich lebte nicht in einer kleinen Community von Nerds, die isoliert war und im Westen (und in der Folge Online) viel Größere Äquivalente hatte. Nein, die Realität war, die schon durch das Projekt Odyssee mir anfing zu dämmern: Restdeutschland war größer, vernetzter und gleichgeschalteter. Mehr Lemminge, mehr DSA-Spieler, Fußball- und Tatortgucker.
Blind Guardian Fans. Hoo-fucking-ray.

Wenn Dir in Berlin jmd. vorgestellt wurde als „Das ist Thomas und Paranoia ist SEIN System!“, dann wußtest Du was Du zu tun hattest: Spiel bei ihm Paranoia und Du wirst danach Paranoia kennen und viel Spaß gehabt haben. Was hat man zu tun, wenn einem im Westen jmd. vorgestellt wird als „Thomas und FOLONIA ist sein System“? Rennen!

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Deep Carbon Observatory: Chasing the Dragon

Einer der Spieler aus meiner RIFTS-Kampagne schrieb mir gerade unaufgefordert. Mit seiner ausdrücklichen Genehmigung gebe ich das mal hier wieder:

Mir macht RIFTS total Spaß und ich finde großartig, wie Du leitest! Ausrufezeichen. Und was ich total witzig finde, an mir, als Beobachtung: Dungeon Crawling fetzt echt. Hätte nie gedacht, daß ich da so drauf abgehen würde. Der nächste Raum ist wie der nächste Schuß. (Diese Dungeon Sache geht auch super mit Zocken via Skype zusammen, so vom Format her.) Abseits davon, krasser Zufall: Im Hintergrund läuft Steely Dan und sie singen „Tonight when I chase the dragon“ (Womit sie natürlich nur Drogen meinen).

Die Spieler sind gerade im Observatoriumspart des Abenteuers DCO. Dieses habe ich stark angepaßt. Patrick Stuart hat ein phantastisches Abenteuer geschrieben, welches viele meiner Lieblingsthemen gut aufgreift. Wichtiger ist aber, daß er es so geschrieben hat, daß es extrem anpaßbar und variabel ist. Es ist zu gleichen Teilen Inspiration, wie es Vorgaben enthält.

Wenn ich Kritik, auf höchstem Niveau, an diesem Abenteuer hätte:

  • Manchmal ist er zu verliebt in seine eigenen Schöpfungen und seine Sprach- bzw. Ausdruckskunst. Beispiel was ich hier spoilerfrei nennen kann ist der Knorpelriese. Ein unerfahrener Spielleiter würde sich sklavisch an die Anweisung halten, aber ganz im Sinne von Doc „I waste the buddha with my crossbow“ Rotwang haben meine Spieler in einem der engen Gänge mit Carpet of Adhesion dem Knorpelriesen Zap-Zap das Leben ausgehaucht, ohne weiteren Schaden zu erleiden.
  • Der naturwissenschaftliche Anspruch ist in Teilen genial, in anderen Teilen massiv unglaubwürdig bis lächerlich umgesetzt. Aus meiner Sicht ist alle geologische Infromation und „Stimmungsmache“ mit den Bohrkernen totaler Mumpitz und zwanghaft auf cool getrimmt. Aber sowas läßt man dann halt einfach raus. [Ja, zu lächerlich selbst für RIFTS.]

Insgesamt finde ich aber, daß gerade die karge Ausdrucksweise, die spartanische Fülle der Beschreibung vielen, gerade kartoffeligen, Spielleitern Schwierigkeiten bereiten könnte. Für mich und innerhalb einer laufenden Kampagne ist es ein Leichtes die fehlenden Dinge passend zu ersetzen, und das macht Spaß und das AB zu dem meinigen. Andere bräuchten hier mehr Händchenhalten. Aber die können ja was anderes spielen.

Gerade durch die neue Ausdrucksweise, P. Stuarts einzigartige Stimme, ist DCO ein wirklich wichtiges, gutes Abenteuer, welches die Art und Weise wie man Abenteuer schreiben kann, nach vorne bringt.

Spielen unter erschwerten Bedingungen: Settembrinis letzte anderthalb Jahre

So, Ihr Lieben! Entgegen anderslautenden Gerüchten bin ich dem besten Hobby aller Zeiten treu geblieben. Obwohl durch die Realität, einige nennen es ja die Rush-Hour des Lebens, stark eingeschränkt, habe ich immer wieder Zockerei möglich gemacht. Bzw. meine Freunde und ich. Denn das ist ganz klar: wenn man trotz Umzug und „Karriere“ *Hust* (manch einer hat sogar Kinder) u.ä. spielen will, dann muß man spielen wollen.

So wie wir z.B. unsere alte D&D-Greyhawk-Kampagne fortesetzt haben. Einige erinnern sich: die Spieler eroberten weiland eine Schicht des Abyss! Genaugenommen töteten Sie mit großem Glück Grazz’t und nahmen seinen Thron. Zwei der Spieler kamen aus dem hohen Berliner Norden zu uns, einer war per Telepräsenz dazugeschaltet:

dnddice

Hier ein Bild von einem Auftrag der von Thor persönlich kam: Durchsucht die Eiswüste des Frostriesen-Jarls!

dndteledice

Echte Zocker würfeln analog.

speedpaint

Vorher kam ich sogar zum Bemalen einiger Altlasten und nötiger Frostwesen. Wie immer bemale ich eingedenk meines eigenen Spaßes und für die Optik beim Spiel. CoolMiniOrNot ist eine Seuche, ein bißchen wie die Bodybuilder unseres Hobbies.

speedpaint2

Auch Sci-Fi kam nicht zu kurz. Neben zweier Fortsetzungen unserer uralten Mechkriegerrunde, ein wenig Bemalen, konnte ich sogar auf einer Convention leiten.

mechwarrior

Das war aber ein Fehler. Drei-Stunden-Blöcke? Bitte wie? Ich leite schnell, und wir hatten Kampfabwurf und erste Teilmission geschafft. Aber dann wäre es erst losgegangen! Squad Leader und Battletech gehen übrigens ganz gut zusammen.

siliconvalley

Auf Dienstreise im Silicon Valley habe ich alle Spieleläden abgeklappert. Magerste Ausbeute trotz hoher Nerddichte. Die AD&D Fahrfard und Grey Mouser Spielbücher sind übrigens ein Geschenk von Elliot! Tausend Dank nochmal.

hannibal

Ein anderer Freund von mir kam zu Besuch, so daß wir abends unsere Eindrücke über Card Driven Strategy Games vertiefen konnten: „Brauchen wir nicht nochmal spielen“, würde der Westfale sagen.

cac

Card Driven Battle Games hingegen…Meine linke Flanke rollt die Gegnerische auf.

m44campaign

Auch eine komplette M’44 Kampagne haben wir geschafft, und dafür eine Nacht Schlafs geopfert. Gut, bei Karten wie oben ist klar daß ich gewann.

starwars

Reziproker Besuch in der Alten preußischen Heimat ergab neben vielerlei anderen Familienverpflichtungen auch einen Tag voller Star Wars, Die Phoenix/Pillager gegen einen Super Sternenzerstörer: episch! Die Karte links unten ist von mir, kommt mit Sektorkurzbeschreibung in den nächsten Abenteuer.

aslchurch

Ich konnte auch einem anderen alten Freund endlich ASL beibringen. Natürlich auch so es die Zeit zuläßt regelmäßig per VASL. So ziemlich das regelmäßigste in den letzten 2 Jahren.

trav_one

Auch für zwei Travellerwochenenden war Zeit. Eigentlich war keine Zeit, aber Schlafen ist feige, und wer braucht schon Urlaub. Oben sieht man die Jungs beim Söldnereinheit Rekrutieren.

ticketOne

Eine Schlacht ungleicher Natur: Ein Halbzug mit Combat Dress und zwei Plasmawaffen gegen TL-8 PzBtl. Als Zwischenevent zwischen den beiden Spielewochenenden gab es Schlacht via Skype was ganz gut ging.

Wie Ihr zwischen den Zeilen lesen könnt, lag die Priorität auf dem bewahren und Fortsetzen der Runden mit meinen langjährigen Freunden. Ach ja unillustriert bleiben Devil’s Horsemen Experimente sowie „Torchwood Hellersdorf“, setzen wir aber bald fort. Ich meine ich habe auch jemandem PanzerBlitz beigebracht Was so aktuell in der Szene abging, kann ich bislang eher erahnen, insbesondere D&D5 interessiert mich einfach gar nicht.

Im Umkehrschluß zum Gesagten mit bezug auf Zeitmanagement bin ich ziemlich enttäuscht und durchaus ärgerlich über die meisten Converanstalter. Meine Zeit ist mir zu Schade für eine Wiederholung einer beschissenen Erfahrung wie auf dem Manti-Con. Unvorbereitete SLs, Spieler mit ADHS, gleich beim Frühstück irgendein Storygame Geschwafel mit Mißhandlungsnacherzählung – nein, danke.

Dies nur als grober Überblick, beizeiten das eine oder andere ausführlicher.

 

A Book and a Cover

Wer die Klebebindung der Alten Hausbücher kennt, weiß warum das nötig war. Vor die Wahl gestellt wegschmeißen oder binden lassen…gab es nur eine Antwort.

Natürlich fiel die Wahl auf eine hochstrapazierfähigen Baumwolleinband mit Verschleiß und Feuchtigkeitsschutzmpregnierung in Bibliotheksstärke. Konservierung in Sammlerfolie oder gar Doublettenhorten kommt bei mir nicht in die Tüte!

cover

Da ich die letzten Wochen öfter mal in Heidelberg war, habe ich mir dort nen Profi gesucht.

book

Sogar die Sternenkarte und der Riesenstammbaum sind wunderbar neu gefalzt drinne. Sind nun bedeutend besser zu benutzen als vorher!

hsoffen

Insgesamt ist es verwunderlich daß das Papier eine hohe Stärke hat und der Farbdruchk ebenso hochwertig war, die Klebenbindung aber volkommener Schrott gewesen zu sein scheint.

Nun BT und die Qualitätssicherung, ein nichtendenwollendes Kapitel begann wohl schon sehr früh.

Mit Dank und Empfehlung an Meister Ortlieb!

Wie steht Ihr zu Eurer Sammlung? Konsevieren, Doubletten horten, binden oder wegschmeißen? zur ORK-Dependance.

Wozu Traveller spielen führen kann

Ihr kenn ja alle meine Meinung zur deutschen Rollenspiel-, Brettspiel- und Medienlandschaft: Schay-Ze. Selbst die „Kritiker“ wie „Schweinchen Schlau“-Niggemeier oder der Schaderpeer sind Latte-Macciatto-schlürfende Zugereiste ohne Arsch in der Hose. Doch nun wagen es welche, am Käfig zu rütteln! Einer aus meiner alten Travellerrunde aus Berliner Zeiten* hat maßgeblich mitgewirkt an einem Piloten für eine Cartoonserie für Erwachsene, kommt heute abend sogar im Fernsehen um 2230. Wenn Ihr nur aus einem einzigen Grund auf die Webseite gehen wollt um dafür zu stimmen: Alle anderen Wettbewerber sind die üblichen Verdächtigen mit dem üblichen banalen Scheiß…endemol, wellenreiter, SpiegelTV und so weiter….gähn. Also, auf auf, erst gucken, dann wählen, gucken kann man auch online oder eben um 2230 bei ZDFNEO! *Wenn irgendwas in meinem neuen Exil, der schönen Kurpfalz fehlt, dann Humor. Zum Glück wird der jetzt aus Berlin exportiert, und zwar aus dem echten Berlin, nicht dem Spießer-P’erg. Weltpremierenpartynebenstelle