We’re off to see the Wizard!

Also, während Ihr Spritzer sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von mir wartetet, habe ich herkulische Anstrengungen unternommen. Mein Leben hat keinerlei Zeit fürs bloggen gelassen, denn ich mußte:

– Zum „Spione“-Release, was sich bis zum späten Abend hinzog
– Eberron spielen (Yay, Eberron!)
– Ron Edwards interviewen

Spione und Enttäuschung.
Da war ich nun, heiß und willig mich in die hohe Kunst des Themenrollenspiels einweihen zu lassen, vom Altmeistermagier persönlich. Die pragmatischen Umstände könnt ihr hier nachlesen. Zunächst kam von Ron Edwards eine Menge ehrlicher Begeisterung, das steckte erstmal an. Diese Begeisterung wurde dann schnell etwas peinlich, als er begann Deutschen etwas über die DDR und die Stasi zu erzählen. Naja, aber er hat sich auch eingelesen, er hatte da schon was parat, die lehrerhafte Art steht einem Ausländer zu inländischen Themen einfach nicht zu. Eine ästhetische Frage, vielleicht, eher aber eine Frage intellektueller Zurückhaltung und Vorsicht. Als Gesamt-(und Sonntags auch Großdeutscher) Settembrini kann ich sagen, daß mir die kindliche Begeisterung angesichts der Erfahrungen mit der Stasi aus meinem direkten Umfeld unangenehm aufstieß. Nun, er meinte es gut, und das merkte man auch. Er kommunizierte dann weiter die Themen, die ihm wichtig waren, also Entfremdung, Spione als Menschen etc. pp., was auch jeder verstand. Was nicht zu verstehen war, war wie das im Spiel umgesetzt werden sollte, und welches nun das Spielziel ist.
So konnte, ohne eindeutiges Spielziel, das Probespiel so garnicht rocken. Zu meiner großen Erleichterung hatten viele Altthematiker ganausoviele oder mehr Probleme dabei, das Spiel zu kapieren, wie es unbedarfte Nexusianer hatten. Im Kern ist es ein sehr lahmes Reihumerzählspiel, was schon durch Narrative Cagematch vollkommen abgedeckt ist. Leider kann man im Gegensatz zum NC garnicht beeinflussen, was an den offenen Stellen passiert, da das vollkommen glücksabhängig ist. Aber es geht ja darum, eine Geschichte zu erzählen. Juchhu.
„Story“ wurde definitiv als Wert an und für sich angesehen, und da liegt der Hase im Pfeffer. Immerhin gibt es zum Laberstart ein paar Diagrämmchen und Informationshäppchen, um die geschichte ins Rollen zu bringen. Man könnte die nehmen und ein Abenteuer draus machen, aber tatsächlich ist man eher bemüht die Zufälligkeiten gemeinsam wegzureden. Denn die Unterlagen sind zwar grob nach Jahrzehnten geordnet, die Charaktere aber nicht. Also spielte ich nen Gastarbeiter mit Punker-Freundin in den Fünfzigern. Tolle Wurst.
Wenn sich jemand soviel Mühe gibt mit der Recherche, warum setzt er einem dann so einen generischen Brei vor? Es ist ja wohl das genaue Spieldatum extrem wichtig, z.B. ob vor oder nach der deutschen Wiederbewaffung, ansonsten kann ich auch Spione und Agenten von Haus Marik und Haus Liao im Battletech Universum spielen, da brauche ich nicht Berlin für.
Der dickste Klops, der gleichzeitig auch endgültig den Zauberer Ron zum Bürgermeister der „Emerald City“ machte, waren seine Kommentare zu den Kritikpunkten, die einige hatten. Es lief alles darauf hinaus, daß man das mit „richtigen, erwachsenen“ Spielern alles ganz toll hinbekommt. Mann, Mann, Mann! Mit den „richtigen“ Spielern kann man spielen was man will, und zwar seit 1967. Die Theorie sollte doch Dinge entwickeln, die genau das unnötig machen. Da hätte ich dann gleich Freiform spielen können, ist ehrlicher. Hier also keinerlei Punkte für Theorie und deren Umsetzung. Kein Erkenntnis- oder Methodenfortschritt seit dem ersten Braunstein.

Eberron dagegen rockte vollkommen. Bonfonzionöses ARS mit voller Ladung an interessantem Hintergrund, den es zu erkunden gilt, vielen netten Einzelaspekten und auch thematischen Elementen wie dem Konflikt um die Kriegsgeschmiedeten. Denn diese sind so ein wenig wie Roboter, mittlerweile mit Bürgerrechten. Und da gibt es allerlei interessante Rollenannahmemomente und Konflikte. Ich spiele so einen Kriegsgeschmiedeten, der sich in der Gesellschaft zurechtfinden muß. Aber das ist eben nur ein Aspekt, der Hauptaspekt war es, einen fetzigen Auftrag für eines der intrigierenden Häuser zu erledigen, geile Zeichnungen, Gegner und mitreißende Beschreibungen inklusive. Aufgehalten wurden wir durch Teile der Kriegsgeschmiedeten-Befreiungsfront, auch hier wieder Spannung, Hintergrund, Kampf und thematische Elemente gemischt, wie es für ARS allerbester Qualitäten wichtig ist.

Gestern dann das Interview. Drei Kassetten sind voll, ich weiß nun alles, was ich wissen wollte (und einiges mehr). Und ich kann sagen: Ron Edwards hat bei mir keinerlei „ARS-Credibility“ mehr. Ich weiß jetzt, warum GNS für mich murksig ist, weil er nie ARS so kennengelernt hat wie ich, und viele andere. Nicht mehr auf die letzte Kassette gepaßt hat die Erklärung zur Brain Damage. Obwohl das im Interview ausgiebig thematisiert wurde, hat er mir hinterher unbedingt ein Diagram zeichen wollen. Nun, ich weiß (jetzt? eigentlich schon vorher) was er meinte. Es geht ihm nur um Leute, die nach Story im Spiel suchten, und dabei von Vampire sozialisiert wurden. Mehr nicht. Eigentlich ein bißchen langweilig, denn auf Vampire hacken wir ja alle rum.
Das habe ich ihm seinerzeit gepostet und so ist es ja dann auch. Wichtig ist nur, daß er die Schuld bei den Autoren sieht, und die Spieler als unschuldige, bemitleidenswerte Opfer.
Insgesamt hat mich baff erstaunt, daß Ron trotz seiner ganzen Textarbeit scheinbar über verschwindend geringe geisteswissenschaftliche Kenntnisse verfügt. Ebenso scheint er mehr Filme und Comicbooks zu meinen, wenn er von „Story“ spricht, als daß er den Literaturkanon zur Systemtheorie, Kritik, sozialwissenschaftlicher Theoriebildung oder dem gesamten Bereich der Literaturwissenschaften im Hinterkopf hat. Da fehlen ihm Methoden und Kenntnisse, die ein durchschnittlicher Deutscher -Istik Student hat, was all seinen Bemerkungen von Wissenschaftlichkeit und Objektivität zumindest nicht hilft. Wenn „Story“ (wird wohl mein neues Haßwort, als Ersatz für „contänt“) so wichtig ist, wenn Themen so wichtig sind, dann bitte hochkulturell untermauern. Da passieren nämlich die echten „Storys“ und Charakterentwicklungen. Das Fehlen geisteswissenschaftlicher Fundamente wurde auch glasklar, bei der Begeisterung mit der er von seinem Erweckungserlebnissen bezüglich politischer Meinungsbildung sprach. Er hat ganz aus dem Häuschen davon berichtet, wie er herausfand, daß es für fast alle politischen Meinungen gute Gründe gibt, und die Personen in seinem Umfeld keine bösen und guten Menschen sind, sondern mehrdimensionale Geschöpfe. Tolle Wurst. Aber vielleicht redet er sonst nicht mit so klugen, refelktierenden Menschen wie mir. Vielleicht ist das nur meine Arroganz. Alles in allem kann ich nun mit großer intellektueller Redlichkeit diesen Teilbereich des Rollenspiels ad acta legen. Am Ende der „yellow brick road“ ist man nämlich wieder nur alleine, und zaubern kann da niemand. Leider hat Ron noch nichtmal einen Heißluftballon.

Diskussion im O.R.K.

13 Gedanken zu „We’re off to see the Wizard!

  1. I talked with Ron about Games in General his Gaming Background, history and about theory. There is segment on brain damage too.I listened to your interview for preparation. Was very good.

  2. So what was the content of your interview with Ron; I couldn’t understand the translation. Have you listened to our interview with him?from what I got it was pretty much that Ron is a pseudo academic without any science background. He wants to make RPG’s to a science and doesn’t have any clue of sciences himself.That pretty much sums it up :)

  3. Okay, it is pretty early and I might have a lack of english :o)It is not up yet, I just read his article. And that is what I got from it. He said that Ron has lots of dedication but that if it comes down it looks like everything he knows are comics and movies. That he has three cassets that are filled with the interview and that he knows everything he should know and a little more. That Ron lost every ARS Credibility to Settembrini because Ron never got to know ARS like Settembrini did. That Ron is searching for people that are looking for story in game and people that get socialized by Vampires (which doesnt make any sense to me).But that would be boring because everybody is picking on Vampire…Oh yeah, Settembrini wasn’t talking about Rons knowledge in Natural Sciences he was talking about Rons knowledge in humanities (is that the proper term?) that it looks like that he has absolutely no clue about humanities..

  4. Well I definitely wasn’t telling at exactly that way. The best thing will be, you watch the video for himself. About the academics stuff, I was just raising the question, whether a more humanities oriented approach wouldn’t be smart for the analysis of „Story“. And that real story is to be found in literature and not only popular culture, which Ron was always talking about (maybe he just was trying to make his statements accessible). Another thing I found out, is that Ron’s Hobby is not mine and vice versa (we both came to this conclusion). As I now know his gaming background, I know that he was all for Story and Thematic gaming, from early on. which is totally not my cup of tea. So now that I tried it and spoke to him, I can just let the Forge be the Forge, as it doesn’t touch my hobby at all.So before anyone gets upset, there is no Ron bashing going on.@Vampire: Ron explained the brain damage article to me, and now I understand, that it only refers to people having been socialized by the Vampire training texts. Which I find boring, as it turns out, Ron was only „attacking“ those we all like to „attack“: Vampire players. Hope that clears up a bit.As I said on the forum, Ron was a really interesting and nice guy to talk too, although I don’t share his views. he is kind, gentle, creative and funny. I just don’t like thematic play.

  5. Oh well yes: I compared Ron to the Wizard of Oz. You want cool thematic play? In the end all forgey stuff doesn’t help you, in the end it’s about players being on the same vibe, and mature enough to talk about what they want. No magic pixie dust, only humans and their interactions.

  6. To correct my above statement:In the german entry I also said, that the „evil“ ones are those who wrote the products/texts that caused the braindamage, which is an important point Ron was trying to convey.

  7. Nobody said that you are bashing Ron :o), no worries, I said that it „looks like“, hopefully I didn’t use the wrong words, thanks that you set it right yourself, because I didn’t want to say anything false :o)Your english is a lot better than mine, tho :o)

  8. I can’t wait to see the finished product. From what I understand (and I’m an outsider), the Forge isn’t always in agreement about alot of things and that includes some of his basic premises like GNS. Alot of those guys just want to make great and interesting games, and for that the Forge is a great resource.

  9. I’ve listened to parts I and II so far Settembrini, and I’m impressed. Ron sounds more interesting in person than he does in his essays and at the Forge. I think that this interview of yours is a valuable addition to the discussions about roleplaying. Would it be OK for me to put the videos on my own blog?Cheers ;)„Roll dice and kick ass!“Snapshots from JMcL63’s lands of adventure

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