3 Gedanken zu „Interview, Reprise

  1. Ein interessantes Interview.Man kann Deinem im Interview ausgeführten Kritikpunkt letztendlich aber in einem Satz formulieren:Das, was Du als „Stimmungsspiel“ bezeichnest, ist Dir in Deutschland zu extrem und zu stark vetreten.Du propagierst „Spannungsspiel“ (ich möchte das mal so bezeichnen, um einen vergleichbaren Terminus zu haben).Als Spannungsspiel definierst Du Rollenspiel, bei dem Konflikte im Mittelpunkt stehen, deren Ausgang nicht vorhersehbar sind.Zur Zeit propagierst Du sogar so extrem, das „Stimmungsspiel komplett abgeschafft wird und sich alle Publikationen um „Spannungsspiel“ orientieren.Dass Stimmungsspiel (als Vertreter nennst Du DSA und Cthulhu) im deutschen Rollenspiel stark vertreten sind, ist wohl unbestreitbar.Darüber, dass sie zu stark vertreten sind, kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber ich stimme Dir da zu, da sind wir einer Meinung!Deine These, dass Spannungsspiel aber die einzige Alternative ist um Spaß im Rollenspiel zu haben und auch die Lösung allen Übels, dem möchte ich widersprechen. Denn woraus bestehen die „Konflikte, deren Ausgang nicht vorhersehbar sind“?Die Konflikte (meist Kampf im Rollenspiel) bestehen üblicherweise aus den Spielwerten der beteiligten Parteien, den taktischen Fähigkeiten der beteiligten Spieler und dem Zufallsmoment – den Würfeln.Spielwerte und taktisches Vermögen ist aber nichts, was unvorhersehbar sind. Währe der Ausgang davon relevant abhängig, wäre der Ausgang nicht mehr unvorhersehbar. Also müssen diese, damit es zu Spannungsrollenspiel kommt, letztendlich in den Hintergrund treten.Wichtig und relevant bleibt dann also nur der Zufall.Spannungsrollenspiel – wo Konflikte im Mittelpunkt stehen deren Ausgang unvorhersehbar ist – betseht also im wesentlichen aus Zufall.Kurz gesagt: Spannungsrollenspiel ist Glücksspiel!Ich glaube, wenn sie das Rollenspiel ausschliesslich darauf beschränkt, dann wird es genauso schlecht bestellt sein, wie, wenn es sich ausschliesslich ums Stimmungsrollenspiel dreht.Ich gebe Dir absolut recht, im Moment wird durch die starke Gewichtung von DSA sehr viel Augenmerk auf „stimmungsrollenspiel“ gelegt.Da tut Abwechslung (auch durch Spannungsrollenspiel) sehr wohl Not!Aber von einem Extrem ins andere zu schwanken ist auch blanker Unsinn.Wenn es etwas gesundes gibt, dann wird es wieder die ausgewogene Verteilung unterschiedlicher Elemente (also Spannungsrollenspiel mit Stimmungselemente [oder anders herum, je nach Geschmack]) sein und vielleicht auch gepaart mit einer gesunden Abwechslung.Was lerne ich daraus? Extrema sind niemals auf lange sicht gut!Ausgewogenheit und Abwechslung ist das, was die längste Lebenserwartung mit sich bringt.Deine Meinung dazu?

  2. In dem Moment, indem ich die Wahrscheinlichkeiten nachhaltig durch geschicktes agieren beeinflussen kann, stimmt die Gleichsetzung mit Glücksspiel nicht mehr. Wie ja auch Empires in Arms kein Glücksspiel ist. Insbesondere ist ein System dann interessant für mich, wenn es viele Entscheidungen mit unterschiedlichen Optionen verlangt/ermöglicht. Sicher sind extreme gefährlich. Ich vertrete auch keine Extremposition. Die Mehrheit der Rollenspielwelt steht hinter mir. D&D z.B. kann per Definition garnicht extrem sein. D&D IST das Hobby, weltweit gesehen.

  3. In dem Moment, indem ich die Wahrscheinlichkeiten nachhaltig durch geschicktes agieren beeinflussen kann, stimmt die Gleichsetzung mit Glücksspiel nicht mehr.Vollkommene Zustimmung – in diesem moment ist der Ausgang des Konfliktes aber auch nicht mehr unvorhersehbar. Ergo ist es dann nicht mehr „Spannungsspiel“. Dann gewinnt immer der, der geschickter Agieren kann, zum Beispiel, weil er taktisch oder strategisch begabter ist, oder weil er besser minmaxen kann, die Situation besser einschätzt, weil er die Regeln besser kennt oder aus anderen Gründen.unvorhersehbar wird es nur dann, wenn alle ungefähr gleich begabt in diesen Elementen sind (was selten der Fall ist) oder wenn der Zufall eine Entscheidende Rolle spielt.In beiden Fällen ist es dann aber reines Glücksspiel, wer gewinnt. Entweder liegt es am Würfel, oder an der Tagesforum der einzelnen.Letztendlich muss man also entweder taktisches Spiel betreiben – dann gewinnt der, der hohe taktische qualitäten mitbringtoder es dem Zufall überlassen.Im ersten Fall wird derjenige der taktisch unbegabter ist, irgendwann frustriert die Fahne strecken und keine Lust mehr haben – bedeutet, dass Rollenspiel nur noch was für Taktiker ist (für mich kein erstrebenswertes Ziel, auch wenn ich Spass daran hab.).Im Zweiten Fall bleibt es bei der Gleichung: Rollenspiel = GlücksspielD&D sehe ich nicht als Extrem. D&D ist auch kein Widerspruch zum von Dir verdammten Stimmungsspiel.D&D hatte einige Settings die in sehr hohem Maß das Stimmungsspiel unterstützten.Dark Sun, Dragonlance beispielsweise.D&D ist zwar immer auch Spannungsspiel, ist ja auch gut und gewollt, aber es ist niemals ausschliesslich Spannungsspiel.Es ermöglicht Stimmungsspiel und hat auch immer Elemente, die dieses Spiel sogar unterstützen.Auch wenn die meisten Inhalte das Spannungsspiel supporten kann man den Anteil an Stimmungsspiel-komponenten nicht leugnen.D&D ist also in der Mitte zu suchen, vielleicht mit etwas mehr Ausrichtung zum Spannungsspiel.DSA ist übrigens auch in der Mitte zu finden, auch wenn es viel mehr Ausrichtung zum Stimmungsspiel hat – sehr viel mehr.Aber das reine Regelwerk beinhaltet eben auch taktik und alle Elemente, die man für Spannungsspiel benötigt.Die Verschiebung kommt erst durch die Erweiterungssachen – da schiebt DSA zum Stimmungspol, D&D zum Spannungspol.(andere sagen DSA hat mehr Fluff, D&D mehr Crunch)Noch extremere Dinge sind wohl Cthulhu, Harnmaster oder so…Oder Paranoia…Wie wertest Du Shadowrun da in Sachen Polarisation zwischen Stimmung (Fluff) und Spannung (Crunch)?Immerhin ist SR ja auch sehr stark in der deutschen Rollenspielerszene.Und wie sieht es mit Vampire aus? Eigentlich bekennt sich das System ja zum Stimmungsspiel. Aber die Spieler zeigen eigentlich ein eigenes Verhalten, das eher in Richtung Crunch / Spannungsspiel geht. Wie siehst Du das?

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