Hear! Hear, the pipes are calling

Kurzer Con-Nachbericht.

Es war wie ein BurgCon aus den Neunzigern, nur daß man alle nicht-CoC-Runden gestrichen hat. Anders herum gesagt, war es wie ein jüngerer BurgCon, nur daß alle Runden durch Cthulhu ersetzt wurden.
Es fanden nach meiner Beobachtung ein oder zwei Runden nicht statt, wegen Spielermangels. Ein paar Unwissende haben ihre Zeit mit Arkham Horror verschwendet, ansonsten gab es eine erklekiche Auswahl an Gaslight, 1920ern DeltaGreen und ein paar Crossover-Geschichten. Die Stimmung war ruhig und wenig(er) herzlich, die Kleidungsfarbe war vor allem schwarz, wo ich mich natürlich nicht eingereiht habe.


Wieder einmal bewies sich der Sanford als wichtiges Utensil. Drei von fünf Spielern nutzten Hofrat-Sanford-Bleistifte, wie dieses Bild aufzeigt.

Ich habe durch Zufall zusammen mit Kairos in einer Crossover-Geschichte gesessen, was wir aber erst zum Schluß offenbart bekamen: Das Private Eye Abenteuer „Der Schrecken von Randall Castle“ wurde durch den SL noch mit ein wenig Dämonen ins Okkulte transponiert, welche aber garnicht auftraten. So gab es bei dem ganzen Abenteuer keinen einzigen Stabilitätswurf, und alle Beteiligten haben nur ein einziges Hirngespinst wegzurationalisieren, und zwar daß aus der leeren Burg bei der Abreise nochmal Dudelsackmusik kam.

Die Mitspieler bildeten zusammen mit Kairos und mir eine gute Mischung, und so spielte man sich die Bälle zu, daß es eine verhaltene Wonne war. Einzig das fehlende Tempo des Spielleiters mag ich als Negativum anführen. Immer wieder erzählten uns NPCs das, was alle schon wußten, immer wieder wurden Sachen zu detailliert ausgespielt. Spätestens als mehrere Spieler bei ihren Einzelaktionen dem SL freiwillig Abkürzungen anboten, hätte ein Umschalten erfolgen können.

Gruselstimmung kam nie auf, es war ja auch ein echtes Detektivabenteuer. Etwas Schade fand ich persönlich, daß alles so war, wie wir schnell vermuteten („Versicherungsbetrug, Erbschleicherei“, sagte ich schon um 11:40, um 13:00 war auch klar, wer das warum getan hat). Und danach wurde es grenzwertig frustrierend den Schuldigen auch dingfest zu machen. Es ging aber, es schrammte das Unangenehme nur, 18:00 fiel der einzige Schuß. Aus der hofratschen Doppelflinte, und aus die Maus.
8W6+4 halten auch die meisten Mythoswesen nicht aus.

Besonders übel aufgestoßen ist allen das Regelsystem. Immer wieder machte das olle Prozentersystem ganz merkwürdige Sachen, und der SL hat im Endeffekt dann würfellos gespielt. Ein Mediziner hat (z.B.) 55% in Medizin gehabt, und ist demnach häufig „gescheitert“, aber der Indizienfluß wurde dadurch nicht aufgehalten. Den ganzen Prozenterschrott hätte man sich gleich sparen können, oft wurde es nur Alibi-artig benutzt. „Ich streng mich ganz doll an, darf ich nochmal würfeln? Ja.“, war ein oft gehörter Dialog. „Take ten“ wurde auch mehrmals von weiblicher Seite gemurmelt.

Und es bewies sich ein weiteres mal, daß bei Cthulhu eines gilt:
Schrotflinten sind die Macht!

Meine Personnage war ja vollkommen unmartialisch. Daher brauch man etwas mit hoher Grundchance, also die Schrotflinte. Und siehe, beim Kernschuß wird das verdoppelt, und jeder Heini kann mit 60% 8w6+4 Schaden machen. Unabdingbar, vor allem wenn man eh nur einen Schuß hat, bevor man wahnsinnig oder gefressen wird.

Ansonsten war der Con nett, aber nicht berauschend. Die Kostja-PropShow war beeindruckend, aber auch nur für maximal zehn Minuten. Man staunte, und zumindest ich wußte, daß ich sowas niemals selber könnte und das war dann das.

Es gab noch ein paar Workshops, und ich meine, da hat Kostja auch etwas mehr vermitteln können. Die anderen Workshops waren belanglos.

Es schmerzte mich, daß ich nicht bei Berlin’s besten Cthulhu-SL (oder zweitbesten? Der Mann von Neutopia, Christian, ist auch Legende), Corvin, spielen konnte. Naja, das ergibt sich schon noch.

zum O.R.K.

6 Gedanken zu „Hear! Hear, the pipes are calling

  1. Ein Mediziner mit 55% in Medizin, ist doch bloß ein frischer Uniabsolvent. Ein Wert um 50% ist die Untergrenze einer Fertigkeit, mit der man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Welcher Depp hat denn die Fertigkeiten festgelegt? Oder war der Charakter sogar wirklich ein frischer Uniabsolvent?

  2. War nur ein Beispiel, bin einfach von meiner höchsten Fertigkeit ausgegangen, ich hatte Klettern 60%, der Rest weniger. Was die Ärztin nun auf dem Bogen stehen hatte, ist ja auch nicht so relevant wie das binär System der Prozenterei. Auf jeden Fall war die Ärztin die, die am meisten neu würfeln mußte, was man sich dann auchirgendwann sparte.

  3. (Du solltest nie Hyperborea spielen.)Seltsame Charaktere…Dennoch, ich mag Prozentsysteme.

  4. Oh Gott! Idiotenapostrophschockschwerenot!Ich meine, regelmäßge Leser wissen, daß ich unter GroßKleinschreibSchwäche leide, aber da’s?Nun, nun, es ist ausgemerzt.Danke.@Tom: Sehe ich auch so. Viele nicht.

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