Einstein über AD&D

oder Das Projekt Phantastik aus kunstgeschichtlicher Sicht

In einem recht aktuellen und vielgerühmten Buch zur modernen Kunst, wird u. a. die große Linie des sich entwickelnden Kunstverständnisses Carl Einsteins [nicht verwandt] dargelegt. Einstein entwickelt seine Welt-/-Kunstsicht [u. a.!] aus einem gescheiterten Projekt, dem Projekt der Schaffung der von Novalis geforderten „Phantastik“. Diese Phantastik wollte/sollte Novalis analog zur Logik als die Verbindung, Einhegung und Verschmelzung von Mathematik und schöpferischer Phantasie verstanden wissen. Novalis Leben war kurz, sein mathematischen Fragmente blieben eben jene und so war eine gewisse Zeit Einstein wohl voll auf diesem Dampfer. Die größte Bedrohung für die Vergötterung der reinen Fantasie war für beide (und ich schließe mich da mal bescheiden an) der solipsistische Impuls im Schöpferischen, der im Kern nihilistisch ist*. Die reine Logik hingegen ist zirkulär, abgeschlossen, statisch und damit unbelebt/tot. Was aber zum Henker wollten nun Novalis und dann Einstein? Zeidler erklärt es uns in seinem Buch:

„What Einstein and Novalis were getting at was this: A mathematically poetic world is neither like the logic of academic philosophy nor like the fantasy of Blue Flower Romanticism; it is rather both. Logic is a relational system at once perfect and inert; fantasy is a figment of the imagination at once searing and evanescent. Neither will do on its own. But if the two could be dovetailed, if logic and fantasy could be merged into a single „fantastic,“ one would have the structure of a poetic world at one’s hands in which rigour would become inventive and be everywhere saturated with the contingency of human emotions and actions. Chance events, scattered reveries, dysfunctional obsessions, would no longer be beyond the purview of a system of form but would be brought forth by it, and joined up with one another into a single, self-supporting fabric. A new, fantastically rigorous prose would render human finiteness infinite on the page. And its author would be a kind of God, a God to whom his own poetic world, growing limitlessly, would present itself as if to „an infinitely different perspective,“ as Einstein put it.“

aus Zeidler, S (2015) Form as Revolt: Carl Einstein and the Ground of Modern Art

Und das meine Freunde, ist wohl das Schönste was jeh über AD&D geschrieben wurde. Denn wo der Poet-Ingenieur Novalis sein Wirken jeh unterbrochen fand und Einstein „im Flaschenhals zwischen diesen zwei Unendlichkeiten zerrieben zu werden drohte“, so konnte etwas später E. Gary Gygax vollbringen und das Projekt umsetzen. Das was im obig zitierten Absatze steht, das ist es, was der kern des verräumlichten und quantifizierten Abenteuerrollenspieles ist. Wer sich wundert, warum alle coolen, nützlichen und Schönen Dinge im Hobby am Ende stabil** auf AD&D1E fußen, der findet hier den Grund modernen Spiels.

Wem das zu abstrakt erscheint, der möge sich einfach mal ein recht aktuelles Beispiel für die Lebendigkeit des Projekts Phantastik anschauen:

rigour would become inventive aus VEINSCRAWL von Skerples, begründet auf Veins of the Earth

Zur Diskussion.

* Mit meinen geringen Kapazitäten meine ich doch zumindest glaubwürdig genau gegen diese solispisitsichen Schöpfungen seit 15+ Jahren anzukämpfen: Für uns gemeint sind hier Dinge wie das klassische „Speed of Plot“, Dauerwürger wie „es gibt keine Geheimnisse“ oder „hinter der Tür ist erst etwas, wenn die Spieler sie öffnen“.

** Travellers zu starker Ausschlag zum Logik-Pol hat es immer daran geehindert stabile Strukturen zu schaffen, die irgendwie mit der Grundgesundheit von AD&D konkurrieren könnte.

Spielkunsthandwerk, preußisches

Der seit Jahrzehnten beschreitbare Weg des Abenteuerrollenspiels, Ars-Do, ist Ahn und Fundament dieser Schule der Selbstvervollkommnung. Es gibt viele Wege und bislang sind sie ungeordnet. Es gefällt uns in diesem Jahre unseres Herren, dem geneigten Suchenden eine Leiter der Erkenntnisstufen anzubieten, die ihn unerwartete Einsichten und vor allem aber auch praktisches Handwerkskönnen an die Hand gibt, um als Spielleiter über sich hinauswachsen zu können, indem er seinen Spielern ein nur im Abenteuerrollenspiele erlebbares, originäres und hiermit authentisches Erlebnis ermöglicht. Das „Spielkunsthandwerk, preußisches“ soll bekannt sein unter dem internationalen Namen prussien jeux-jitsu, kurz pjj. So wie aus dem alten Jiu-Jitsu bzw. Judo die effektivsten Techniken des Bodenkampfes das Fundament des BJJ bilden, und alle alten Meister der Vorgängerschulen in Ehre gehalten werden, so soll es auch im pjj bezüglich der Ahnherren sein. Das jeux-jitsu ist prussien aus zweierlei Ursache: symbolisch und kryptisch. Der symbolische Wert des prussien ist die Statthalterschaft für die Werte des Idealismus und der Aufklärung, historisch für die Ahnherrschaft derer von Reißwitz und dem Kriegsspiele und politisch für den aufgeklärten Absolutismus, den der pjj-Spielleiter am Spieltische pflegen möge. Kryptisch ist das P uns Erinnerung an den, der im Zentrum allen Denken und Strebens stehen soll, der Spieler. PJ ist die personnage joueur also was vulgär SC oder PC genannt wird. Weitere kryptische Einsichten sind dem Suchenden in seinen gedanklichen Reisen nahegelegt. Realweltlicher Lohn ist, daß nach Erlangung des 7. Grades jeder Gurtträger in der Lage sein wird, ein beliebiges Rollenspiel so zu verändern und zu erweitern, daß es als Abenteuerrollenspiel gespielt werden kann.

Der Gelbe Gurt

An der Säule der Weisheit soll der Suchende eine Kampagne geleitet haben von einem Spiel aus einer der drei Großen Traditionen, die das sind RuneQuest, Dungeons & Dragons und Traveller

An der Säule der Stärke soll er kundig und erfahren sein in einem der vier großen Kriegsspieltraditionen, die da sind Ameritrash, CDG, Hex & Counter und Miniature Wargames, (dt. Table Top)

An der Säule der Schönheit soll er verweilen und sich über dieselbe Gedanken machen.

Der Orangene Gurt

An der Säule der Weisheit soll er eine Kampagne geleitet haben von zwei Spielen aus den drei Großen Traditionen, die da sind RuneQuest, Dungeons & Dragons und Traveller.

An der Säule der Stärke soll er kundig und erfahren sein in zweien der vier großen Kriegsspieltraditionen, die da sind Ameritrash, CDG, Hex & Counter und Miniature Wargames, (dt. Table Top)

An der Säule der Schönheit soll er offen sprechen welche Abenteuergeschichten ihm die lieb & teuer bisher waren.

Der Grüne Gurt

An der Säule der Weisheit soll er eine Kampagne geleitet haben von drei Spielen aus den drei Großen Traditionen, die da sind RuneQuest, Dungeons & Dragons und Traveller.

An der Säule der Stärke soll er kundig und erfahren sein in dreien der vier großen Kriegsspieltraditionen, die da sind Ameritrash, CDG, Hex & Counter und Miniature Wargames, (dt. Table Top)

An der Säule der Schönheit soll er eines der Großen Brettspiele gespielt haben, die da sind Cosmic Encounter, Civilization, Dune, Talisman, Diplomacy, Republic of Rome, Britannia, Ascalion/Borderlands, 1830.

Der Blaue Gurt

An der Säule der Weisheit soll er eine Kampagne geleitet haben, in deren Milieu er eine Landschlacht insgesamt recherchiert, modelliert und ergebnisoffen so ausgetragen hat, daß nicht nur ein Ausschnitt derselben modelliert und beschrieben wurde.

An der Säule der Stärke soll er kundig und erfahren sein in allen der vier großen Kriegsspieltraditionen, die da sind Ameritrash, CDG, Hex & Counter und Miniature Wargames, (dt. Table Top)

An der Säule der Schönheit soll er zwei der Großen Brettspiele gespielt haben, die da sind Cosmic Encounter, Civilization, Dune, Talisman, Diplomacy, Republic of Rome, Britannia, Ascalion/Borderlands, 1830.

 

Der Braune Gurt

An der Säule der Weisheit soll er eine Kampagne geleitet haben, in deren Milieu er eine See- und/oder Raumschlacht insgesamt recherchiert, modelliert und ergebnisoffen so ausgetragen hat, daß nicht nur ein Ausschnitt derselben modelliert und beschrieben wurde. Fürderhin soll er für sein Milieu Fahrzeuge, Fallen oder mag. Gegenstände konstruiert und den allgemeinen Warenhandel in sein Spiel einbezogen haben.

An der Säule der Stärke soll er ein strategisches CoSim-Mehrspielerspiel mit Wirtschaftssimulation gespielt haben, wie z. B. World in Flames oder Imperium Romanum II.

An der Säule der Schönheit soll er drei der Großen Brettspiele gespielt haben, die da sind Cosmic Encounter, Civilization, Dune, Talisman, Diplomacy, Republic of Rome, Britannia, Ascalion/Borderlands, 1830.

Der Schwarze Gurt (1. Dan)

An der Säule der Weisheit soll er Modul von Gary Gygax mit den Regeln und Texten des Meisters vom Lake Geneva geleitet haben.

An der Säule der Stärke soll er zwei verschiedene Szenarios Panzerblitz gespielt haben, oder mindestens 3 Jahre einer Runde Empires in Arms.

An der Säule der Schönheit soll er soll er ein vollständiges Spiel Diplomacy per Post oder eMail bis zum Ende gespielt haben.

Erkenntnisstufe 2. Dan

An der Säule der Weisheit soll er für sein Milieu Örtlichkeiten in drei verschiedenen Maßstäben aufeinander aufbauend kartiert haben. Darüberhinaus soll er mindestens einen Ort (Dorf, Stadt, Festung, Raumhafen o. ä.) vollständig ausgearbeitet haben und  (u. a. mit Zufallstabellen) eigener Herstellung modelliert haben.

An der Säule der Stärke soll er ein veröffentlichtes Brettspiel/CoSim zu einem seiner Milieus getestet und besprochen haben.

An der Säule der Schönheit soll er verweilen und seinen Lohn Empfangen, wenn er erneut Inspiration in der Weltliteratur sucht, deren Einsichten er in die non-pj Darstellung fließen läßt.

Erkenntnisstufe 3. Dan

An der Säule der Weisheit möge er die Machtstrukturen eines mittelgroßen Teil seines Milieus so vollständig ausgearbeitet haben, daß alle relevanten Ressourcen sowie deren Erneuerung feststehen.

An der Säule der Stärke soll er teilnehmen an einem freie, Weseleyschem Adventure Game (Braunstein), mit verteilten Rollen, einem Spielleiter und einer geheimen Mission für jeden Teilnehmer. Teilnahme an realweltlichen Planspielen bzw. Planübungen sollen hier auch volle Wirkung entfalten.

An der Säule der Schönheit möge er für seine Spieler ein Modul inspiriert durch Musik erstellen.

Erkenntnisstufe 4. Dan

An der Säule der Weisheit möge er eine Welt, einen ganzen Planeten seines Millieus modellieren. Er soll bis spätestens zu dieser Sprossenleiter verhandlungsbezogene Abenteuerelemente wie Ratsabstimmungen, Wahlen, Friedensverhandlungen, Gerichtsverhandlungen und Boardroom Meetings in seine Module eingeführt und ergebnisoffen durchgeführt haben und diese in die Gesamtwelt eingepaßt haben.

An der Säule der Stärke möge er sich mit ASL vertraut machen.

An der Säule der Schönheit möge er verweilen, und über das Wesen der Zeit und der Zeitreise in seinen Milieus meditieren.

Erkenntnisstufe 5. Dan

An der Säule der Weisheit möge er einen großen  dynamischen Konflikt, z. B. einen Krieg in seinem Milieu modellieren und ergebnisoffen durchführen.

An der Säule der Stärke soll er ASL spielen oder ein Brett-/Kriegspiel zu seinem Milieu entwerfen.

An der Säule der Schönheit möge er Zeitreise/Dimensions/Apokalypse-abenteuer leiten, welches das Potenzial hat das gesamte Milieu bis zur vollständigen Zernichtung zu verändern und ergebnisoffen leiten.

Erkenntnisstufe 6. Dan

An der Säule der Weisheit möge er ein Braunstein und/oder Planspiel selber entwerfen und Teil seines Milieus machen.

An der Säule der Stärke soll er ein ASL-Szenario gegen einen Turnierspieler gewinnen oder sein Brett-/Kriegspiel zu seinem Milieu Spielen und seine Ergebnisse in die Kampagne einfließen lassen.

An der Säule der Schönheit soll er seinen Lohn erhalten, wenn er seinen Spielern lauscht.

Erkenntnisstufe 7. Dan

Er möge für sein Milieu den Bau abschließen und auf die drei Säulen das Dach setzen:  den Frieden modellieren.

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Abt. Der Preuße reguliert: Das Querfront-Theorem

Ich las gerade wieder im D-H Blog und wunderte, wieviel man überhaupt über ein Thema wie Cross-Gender gaming reden kann. Ganz schnell geht es nicht mehr ums Spielen, sondern um Identifikation mit der Rolle, Homophobie-Vorwürfe und ganz viel anderen Kram, den ich mit Rollenspiel überhaupt nicht in Verbindung bringe. Auf die Idee, dass meine Personnagenwahl ganz viel in direkter Weise über den Spieler selbst aussagen würde und soll, bin ich bis gerade noch gar nicht gekommen*. Das zusammen mit der Shwadronage über „interessante Personnagen“ bringt mich zu folgendem Theorem  1:

Abseits aller Rollenspieltheorien und mehrdimensionalen Betrachtungen zu Teilnehmerpräferenzen gibt es einen großen Unterschied in der Sicht auf das Rollenspielhobby in der Dimension der Wichtigkeit der einzelnen Spielfigur. Dies scheidet Spieler, Spielleiter und ihre Erwartungen in figurenzentriert und abenteuerzentriert.

Lemma 1.1: Die Unterscheidung ist so massiv in der Praxisauswirkung, dass Sie sich stark einschränkend auf viele Ebenen auswirkt. Mit hart personnagenbezogenen Spielern ist eine mehrskalige, strategische Travellerkampagne sehr schwer umzusetzen. Egal ob sie jetzt Drama oder Action oder Poltikabenteuer wollen, die dauernden Perspektivwechsel und fehlende Möglichkeit einen Wahlcharakter zu erzeugen verwehren diesen Spielern den mental-emotionalen Zugang.

Lemma 1.2: Die Unterscheidung kann in jeder Spielform auftreten. Bsp.: Bei D&D-artigen sind die figurenzentrierten Spieler ggf. volkommen taktisch orientiert, aber eben mit ganz anderer Erwartungshaltung: Rost Monster sind nicht spannend oder witzig, sondern gemein, so wie non-level appropriate Encounters usw. usf.

Lemma 1.3: Die charakterzentriert Argumentierenden (ChArs) Bilden eine Anti-Gygax’sche und Kontertravelleristische Querfront über alle Spielstilgrenzen hinweg.

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* Das letzte Mal, daß ich so befremdet von einem Rollo-Argument war, war als mir Ron Edwards von seiner Erlebnis mit Palldium-Robotech erzählte, und wie Stolz er war, dass er eine Zentraedi-Personnage spielte, die schwul war. Er war fest überzeugt, damit die Robotech-Saga gelöst zu haben; und war sehr stolz darauf, daß danach das Abenteuer nur noch darum ging.

#7 gedroppt, vong Abnteuer. her

Endlich erhältlich das siebte Heft, und wie ich meine in besonderer Qualität! Enthalten sind vor allem OSR, ein wenig cinematisches Storygaming und als besondere Spezialität ein tightes Techno/Cyber-Thriller  Modul von Pyromancer. Reichlich Material für D&D und alle Abkömmlinge und Ahnen in Form zweier vollständiger Abenteuer, mit Downloadbaren Kartenmaterial und Handouts, Einsatzbereit auch für Roll20 und verwandte Plattformen. Im ersten geht es in einen Schneckentempel, da dort Schneckenwesen Menschen gekidnappt haben, um diese zur Befruchtung ihrer Königin heranzuzuziehen…ebenso ekelig wie herausfordernd. Im zweiten ein gratisrollenspieltaggetestetes AD&D-Modul für niedrigstufige Personnagen, in dem ein uralter Komplex der Spiegelmeister von Lynne (vgl. World of Greyhawk und Chroniken des Schwarzen Mondes) unter Zeitdruck erkundet wird. Viele Testspieler erlitten den Tod, um Euch dieses Spielvergnügen zu ermöglichen…

Weiterhin gibt es mit den Alten Wäldern eine Vortreffliche Mystara/Known World Setting-Miszelle, die vollen Gebrauch von der Kraft der OSR-Bloggerszene macht. Vom selben Autor ist enthalten das Uhrzeigersinnige Observatorium für Chthonic Codex am Crossoverpunkt von OSR und Storygaming.

Ganz handfest cinematisch geht es bei Record Scratch-Freeze Frame her, hier gibt es nahezu universell einzusetzende Leitungstechniken für alle nicht-D&D Spiele.

Viele waren seinerzeit von Zak Sabbath’s Die Drop Mechanismen begeistert, einige wollen schon lange was Eigenes mit der Idee machen, hier wurde es tatsächlich gemacht und getestet und ist nun für Euch zu erwerben: Ein zünftiges Die Drop-System um Ozeanreisen mit Segelschiffen spannend und abwechslungsreich in windeseile Vorzubereiten. Und zwar nicht so banal enträumlicht wie nach der rule of kewl/ship-has-speed-of-plot-Regel aber auch bedeutend flüssiger als Wooden Ships & Iron Men auszupacken oder vorher stundenlang Sandbänke zu zeichnen.

Alles in allem eine Ausgabe, wo ich vorbehaltlos jeden einzelnen Beitrag auch selber benützen würde. Wir haben die Nützlichkeit erhöht, in dem wir alle Karten & Handouts in allen verfügbaren Ausführungen (Spieler vs. SL) als Einzeldownload zur Verfügung stellen.

NB: Die Druckausgabe verzögert sich leider etwas. Alle Käufer der Digitalversion bekommen den Kaufpreis voll auf die Printversion angerechnet.

First Edition never died: Why most should quit talking about old-school roleplaying

Hi folks*!

I had some arguments of the benign kind about the nature of the OSR. Also, I had some online observations regarding „the“ OSR. What became clear quickly is that what is now thought of as „the“ OSR is filled by new arrivals. That is all fine and dandy. Obviously, they produce interesting if not award-winning, stuff on the avant-garde part of the spectrum, and solid adventure fodder on the other. So I am not saying there is not a movement or collection of movements. There are movements with momentum.

But the alleged old-school style itself has been bugging me for quite a long time. Because I do think that it does not exist, and that attempts at explaining the alleged old-school principles to outsiders and new arrivals has been utterly pointless and actually damaging. Especially in communities lacking exposure to actual play of Red Box D&D and especially, the lynchpin, first edition. In the German RPG community, most alleged OSR-fans treat products from „the“ OSR as some kind of Story Game or Forgian Gamism extravaganza. And misunderstand many things. Or they read the primers and make absurdist statements regarding the impossible nature of traps and the impossibility of „the sandbox“ campaign in what they assume to be old-school roleplaying. And I witness the same in English language gaming discussions. It’s either a fad or a „THING“ which to me, as a non-aligned gamer, seems wrong on both accounts. Both receptions are not „real“, that is not authentic in the Hip Hop-sense.

Now, instead of trying to correct and combat these hypocritical misunderstandings (in both directions: positive as well as negative), I want to point out a crucial fact that currently few people actively bring into the discussion:

First Edition never died. At the very last, if there was a renaissance of something people want to call „old-school“, then it now lasts longer than the dark age lasted!

Again: the Revisitation of the period from ’74-’85 has a longer history and more products „in-the-spirit-of-the-period“ than the period itself!

Know then, that it is the year 2017. We all agree that 3rd Edition has had an uninterrupted stretch of publications since 2000. That is 17 years. For those who were around to remember, 3rd Edition was launched by „going back“ to the Dungeon and „going back“ to Greyhawk.  Going back to challenge and trap based play.

Quite literally, the game officially returned to the Temple of Elemental Evil.

And it created an uproar, a resurgence in popularity that is holding on to this very day in the form of Pathfinder. It begot not one, but four sequels (3.5, Fuck Edition, 5th Ed., Pathfinder) and many, many offshoots, of which „the“ OSR is just one. So, challenge-based Dungeoneering was ruling supreme from 1974-1985 and starting again in 2000 until this very day. At the very least (below I shave off some more years from the dark age). So we have 29 years of solid Dungeoneering. Seventeen of which are the last 17 years, which is a longer stretch of time than the original 11 years of the golden age. But, you might say, was there truth in these last 17 years? Was this really a resurgence of true Dungeoneering as Gary meant it? Well, at the very least Dungeoneering as the Judges Guild meant it because once 3e and the SRD were out, they immediately started publishing the stuff from the olden days via Necromancer Games.

If I take a peek at the much talked about Wilderlands of High Fantasy, then I can see that Melan himself has a longer publication history in the official Wilderlands for 3E than the entire lifespan of the original Judges Guild was (1976-85 [9] vs 2004-2017 [13])! Furthermore, even before JG via Necromancer games started 1e-ing 3e (itself a vehicle for Gygaxian Dungeoneering), they republished the City State in 1999. Also, let’s not forget that 3e itself was preceded by publication of classic modules in their original form as well as the backbone of any D&D scholarship: The Dragon Magazine Archive in 19-fucking Ninety Nine. That was over 18 years ago. The whole Dark Age only lasted till 1999 then, and while the evil in the form of Dragonlance was around, 2nd Edition hit the shelves only in 1989. Making the proper Dark Ages run for exactly ten years (1989-1999). Ten years of evil 90ies-style overland adventure gaming are the anomaly here. Giving the concept of „1e-like  play“ its own name is utterly ahistoric. Sure, there are deviations. The Deviations are legion. And I have and will fight many of them. But do not tell me that the actual baseline, the actual foundation that informs the hobby is some acquired taste like Old Wines or Cigars. No, the masses have enjoyed (or could have enjoyed) True Roleplaying for over 30 years, with only ten years of actual Darkness in between. And even in between 1989 and 1999, First Edition books were still sold officially. And some modules staid true enough, like Night Below or Undermountain. Furthermore, while 2e was that Antithesis of 1e in spirit, the rules were so similar, people could keep playing if they wanted. And some did, enough did. Like medieval monks, they kept the mediterranean wisdom.

So what is left? The ORIGINAL online meaning of old-school. And that is a forceful rejection of First Edition AD&D. A fundamentalist movement that wanted to go all the way back to 1974. But the reasons and repercussions have not been understood by the new arrivals mentioned above. Especially in continental Europe, were 1e was not actually played a lot. And when I see people now, talking about the alleged „old-school“ way of playing, as if it was something novel for  a DM to create a world and let players play in them…I cannot take it serious. In fact it is damaging and demeaning to the hobby. Glorifying the past for whatever reasons is becoming more ridiculous with every passing year. Differentiating between 1e and 3e play () is meaningless to the current crop of „OSR“ writers & audience, the subtleties of Encount4rdization and commodification aka Tyranny of Fun(tm) are lost to people, who play 5e and have not witnessed the tactical railroading that Mike Mearls and James Jacobs once brought in. OSR was a term to seperate the „evul“ that was 3e to some people, who rejected it so harshly, that they rejected 1e with it. But these are battles of the past, fifteen years ago. Nowadays one just can talk about rules-light, rules-medium and rules-heavy D&D. And there is whack DMing (mollycoddling the players, railroading etc., Kender, Drizzt you all know that shit…) and True-School DMing (DM makes world, players play their characters, the world reacts ad nauseam).

Dungeoneering, in its many forms, won. Exploring a DM-created world won. There are deviations, but there is no need to put oneself philosophically into some allegedly exotic „old-school“ corner.

Except for marketing purposes.

*This is in english because it is mostly a Kata-rant written for Melan, but I think it would be too pontificating for a blog comment on his beyond formalhaut.

 

Story Mountain Breakdown oder warum der meiste Storykram Leute unglücklich macht

Lost Smackdowns Vol. 1

Immer wieder wird es besprochen, immer wieder treten Probleme auf, immer wieder werden neue Spielesäue durchs Dorf getrieben, die eines zum Ziel haben: Mehr kewle Aktionen, eine sog. bessere Story zu erzeugen. Mit gleichbleibendem, zweifelhaftem Erfolg.

Meine Meinung dazu kann man nachlesen, aber ich möchte hier mal ein paar objektive Probleme anmerken, die mir immer klar waren, aber vlt. so noch nicht ausformuliert wurden. Und wir wollen hier ganz ausdrücklich jede Rollenspieltheorie verlassen und ignorieren.

Dieses Problem ist eben nicht theoretisch, so haben zum Beispiel die spielerischen Wege des Blechpiraten und meiner Person sich schon lange getrennt, in aller Freundschaft, da ihm kewle Aktionen und cinematische Dinge eben sehr wichtig sind. Und er ist ja beileibe nicht der einzige, eine ganze Bandbreite an Angeboten und Schulen existiert.

Aber warum sind die alle zum Scheitern verurteilt? Nicht, weil nur D&D-ler,  Wargamer und GDW-Fans richtig spielen können. Nein, sondern weil die Forderung, die Vorstellung, das Verlangen an sich, innerhalb einer Rollenspielsituation „Story“ zu erzeugen eine volkommene Überforderung der Erzeugungssituation ist. Hier mal ganz einfach gesagt:

Annahme: Viele Leute meinen, wenn sie von „rule of cool“ und „Story“ sprechen Dinge aus Film + Fernsehen.

Was meinen sie genau? Nun, jeder ein bißchen was anderes, aber sie genießen eben bestimmte Elemente in (Genre-)medien, und wollen dieses Gefühl, diesen Rezeptionsmoment auch im Rollenspiel haben. Und diesen Erstgenuß, den kann ja jeder einigermaßen nachvollziehen. Nun müssen wir aber genau schauen, wie kommt denn diese Gefühlsregung zustande?

Bei „fiction“ ja, indem ein Drehbuch geschrieben wird, eine Filmmusik geschrieben wird, professionelle Darsteller das ganze interpretieren. So weit, so gut. Aber. Das klappt nie beim ersten mal.

Nochmal:

Das klappt nie so beim ersten mal, daß es beim Zuschauer die gewünschte Emotion auslöst!

Natürlich gibt es Theater. Aber die Rezeptionserlebnisse im Theater sind strukturell eben anders als diejenigen von durchchoreographierten Genremedien! Das gilt ja doppelt und dreifach für all die Sopranoklonserien, die mitlerweile auch in Deutschland angekommen sind! Wer meint, er könne seine Kampagne wie eine beliebte Fernsehserie gestalten, um diese tiefen emotionalen Regungen bei allen Beteiligten auszulösen, der sei mit aller Vehemenz daran erinnert, wie viel Arbeit es ist, damit Timing, Ton, Schnitt, Intonation, Beleuchtung usw. alles genau stimmen. Wenn irgendwas davon nicht hinhaut, muß es wiederholt werden, oder bleibt scheiße und damit ohne die erwünschte Wucht. Schlimmer noch, gerade im Bereich der spielleitungsnah ist, also dem Plot und den Dialogen, dem Weltenbau: Bis der ordentlich gemacht ist, für so ein Genremedium haben viele, viele Leute daran gearbeitet und stundenlange Konferenzen abgehalten um kleinste Details miteinander so abzustimmen, daß es paßt, daß es genau richtig rüberkommt. Kein Drehbuch, kein Roman wird genaus so beim Kunden ankommen, wie es beim ersten Aufschreiben aussah. Wie man diese Effekte innerhalb von Sekunden mit der erstbesten improvisierten Idee erzeugen will, das muß mir mal einer erklären.

Und in meiner Rollohistorie habe ich schon viele, viele sog. storyorientierte Runden und vor allem Versuche des „cinematischen“ Rollenspiels gesehen und erlebt. Und immer, ohne Ausnahme wird da, ganz so wie auch bei professionellen Darstellern, beim Improvisieren, Klischee an Klischee aneinandergereit.

Aus dem Versuch, eine bestimmte Stimmung oder Emotion auszulösen durch die Mittel der Kunst, wird dann die Referenz auf ein Klischee, welches man mit der gewünschten Emotion in Verbindung bringt. Was dann abläuft, wenn so eine Rollogruppe in einen Flow, einen Spielfluß gerät habe ich so erlebt: Man spielt sich improvisierte Bälle zu, die aus Versatzstücken von Genremedienanalyse und Genremedienerfahrungen besteht. Der Spaß und die Aufregung die dabei kurzzeitig den Raum erfüllt, beruht darauf, sich gegenseitig mitzuteilen, daß man die gleichen Sachen kennt und die jeweiligen Anspielungen versteht. Dies ist eine Mischung aus einem sozialen Sicherheitsgefühl und einer erregten Unsicherheit, weil man nicht weiß, wie das enden soll. Denn enden muß es, so kann es ja nicht ewig weitergehen, alleine weil irgendwann der gemeinsame Anspielungsraum erschöpft ist.

Nach dem Flowerlebnis kommt dann ein wenig Katerstimmung auf und man rätselt und sucht wieder in Foren und Rezensionen nach dem „Spielsystem“ welches vlt. doch irgendwie aus diesem kurzen Flowerlebnis eine ganz runde Sache machen kann. Oder orakelt an Details der Handlung rum, wie es vlt. noch anders hätte gehen können oder sollen.

Vielleicht gibt es dieses System. Aber, und das ist der wichtige Punkt, dieses System wird dann nicht mehr tun, was eigentlich der ursprüngliche Punkt war: ein Erstrezeptionserlebnis herzustellen.

Um den Widerspruch nochmal deutlich zu machen:

  • Erstrezeptionserlebnisse sind starke emotionale Regungen, die beim ersten (Genre-)medienkonsum auftreten.
  • Dieses Erleben wurde i.d.R gezielt ermöglicht durch die Arbeit vieler professionell arbeitender Handwerker und Künstler und fand arbeitsteilig und schrittweise/iterativ statt
  • In einer Rollenspiellrunde können Spielerbeiträge und Spielleitersetzungen fast nur spontan stattfinden. Auf jeden Fall aber nie arbeitsteilig oder schrittweise/iterativ.
  • Fast alle sog. cinematischen Storyspiele sind tatsächlich Anspielungsspiele.
  • Anspielungsspiele können qua definitionem niemanden mit einem Neuen Gefühl-Ereigniskomplex überraschen! Um überhaupt zu funktionieren, muß auf den (bei allen bereits vorhandenen) Fundus von rezipierten, professionell erdachten Rezeptionsmomenten Bezug genommen werden.

„Schlechte“ Filme sind übrigens auch in dieser Kategorie. Weil sie sich keine eigene Genrekunst leisten können oder wollen, bauen sie ihr Konstrukt aus dem Steinbruch der allgemein bekannten Genrekonventionen auf. Es sind dann Anspielungsfilme, ein müdes Lächeln oder Methadon im Vergleich zum Wahren und Schönen.

Jedwede rule of cool ist deswegen auch objektiv gesehen eine Sackgasse im Hobbyrollenspiel.

Wie man im Abenteuerrollenspiel Überraschung und damit originäre, kraftvolle und z. T. aufwühlende Erstrezeptionserlebnisse erzeugt, das haben wir ja schon jahrelang besprochen. Wichtig hier ist darauf hinzuweisen, daß man beim ARS ja innerhalb des eigenen Mediums bleibt, echtes Spiel anstatt Anspielungsspiel kann also ohne Verweise nach draußen stattfinden.

https://forum.rsp-blogs.de/index.php?topic=2529.0

Deep Carbon Observatory: Chasing the Dragon

Einer der Spieler aus meiner RIFTS-Kampagne schrieb mir gerade unaufgefordert. Mit seiner ausdrücklichen Genehmigung gebe ich das mal hier wieder:

Mir macht RIFTS total Spaß und ich finde großartig, wie Du leitest! Ausrufezeichen. Und was ich total witzig finde, an mir, als Beobachtung: Dungeon Crawling fetzt echt. Hätte nie gedacht, daß ich da so drauf abgehen würde. Der nächste Raum ist wie der nächste Schuß. (Diese Dungeon Sache geht auch super mit Zocken via Skype zusammen, so vom Format her.) Abseits davon, krasser Zufall: Im Hintergrund läuft Steely Dan und sie singen „Tonight when I chase the dragon“ (Womit sie natürlich nur Drogen meinen).

Die Spieler sind gerade im Observatoriumspart des Abenteuers DCO. Dieses habe ich stark angepaßt. Patrick Stuart hat ein phantastisches Abenteuer geschrieben, welches viele meiner Lieblingsthemen gut aufgreift. Wichtiger ist aber, daß er es so geschrieben hat, daß es extrem anpaßbar und variabel ist. Es ist zu gleichen Teilen Inspiration, wie es Vorgaben enthält.

Wenn ich Kritik, auf höchstem Niveau, an diesem Abenteuer hätte:

  • Manchmal ist er zu verliebt in seine eigenen Schöpfungen und seine Sprach- bzw. Ausdruckskunst. Beispiel was ich hier spoilerfrei nennen kann ist der Knorpelriese. Ein unerfahrener Spielleiter würde sich sklavisch an die Anweisung halten, aber ganz im Sinne von Doc „I waste the buddha with my crossbow“ Rotwang haben meine Spieler in einem der engen Gänge mit Carpet of Adhesion dem Knorpelriesen Zap-Zap das Leben ausgehaucht, ohne weiteren Schaden zu erleiden.
  • Der naturwissenschaftliche Anspruch ist in Teilen genial, in anderen Teilen massiv unglaubwürdig bis lächerlich umgesetzt. Aus meiner Sicht ist alle geologische Infromation und „Stimmungsmache“ mit den Bohrkernen totaler Mumpitz und zwanghaft auf cool getrimmt. Aber sowas läßt man dann halt einfach raus. [Ja, zu lächerlich selbst für RIFTS.]

Insgesamt finde ich aber, daß gerade die karge Ausdrucksweise, die spartanische Fülle der Beschreibung vielen, gerade kartoffeligen, Spielleitern Schwierigkeiten bereiten könnte. Für mich und innerhalb einer laufenden Kampagne ist es ein Leichtes die fehlenden Dinge passend zu ersetzen, und das macht Spaß und das AB zu dem meinigen. Andere bräuchten hier mehr Händchenhalten. Aber die können ja was anderes spielen.

Gerade durch die neue Ausdrucksweise, P. Stuarts einzigartige Stimme, ist DCO ein wirklich wichtiges, gutes Abenteuer, welches die Art und Weise wie man Abenteuer schreiben kann, nach vorne bringt.

Loren Wiseman, Traveller-Erfinder und Gründer vom GDW ist tot.

Loren Wiseman war einer der ganz großen Urgesteine des Apollonischen Rollenspiels. Wenn man den genetischen Unterschied zwischen D&D und Traveller genau eingrenzen möchte, dann ist schnell erkennbar:

D&D kam aus dem historischen TableTop und Traveller kam von den KoSims.

Geschwister, beide Spiele, und Loren Wiseman war einer der kleinen Brüder von GDW. Diese haben bis in die Mitte der 90er das numerisch simulierende Rollenspiel mit größter Einsicht und Talent und vollem Einsatz dargestellt und gefördert.

Mit Loren stirbt nicht nur ein  ein Pionier sondern vor allem einer der wenigen Die. Es. Verstanden. Haben.

Für den Traveller Hintergrund war er in den dunklen Jahren um T4 lange Zeit der einzige Fackelträger. Aufrichtigen DUrgestein, sondernank dafür.

Clear Skies, Admiral!

Obituary: Loren Wiseman